Fruchtbarkeit - 1
berechnenden Ehrgeiz, ohne Neid für den Luxus andrer Leute, zufrieden damit, in aller Einfachheit mit seiner Marianne und seinen Kindern zu leben, verwunderte er sich lediglich über diese von der Sucht zu scheinen und sich zu bereichern gefolterte Familie, betrachtete sie ohne Zorn, lächelnd und doch ein wenig traurig.
Valérie trug ein hübsches Kleid aus leichtem Foulard mit gelben Blumen, während ihre Tochter Reine, welche sie kokett zu kleiden liebte, in blauem Leinenkleide war. Und auch die Mahlzeit war zu reichlich: Seezungen nach den Eiern, sodann Koteletten, dann Spargel. Das Gespräch drehte sich um Janville.
»Ihre Kinder befinden sich also wohl? Es sind so reizende Kinder! – Und es gefällt Ihnen auf dem Lande. Es ist merkwürdig, ich glaube, ich würde mich da langweilen, es fehlt zu sehr an Zerstreuung. – Sicherlich werden wir uns das Vergnügen machen, Sie da zu besuchen, da Madame Froment so liebenswürdig ist, uns einzuladen.«
Aber unabwendbar geriet das Gespräch wieder auf die Beauchêne. Es war eine Manie bei den Morange; sie lebten in einer fortwährenden Bewunderung, welche nicht frei von versteckter Kritik war. Valérie, sehr stolz darauf, von Constance an ihrem Jour empfangen zu werden und von ihr zweimal zum Diner eingeladen worden zu sein, hatte sich ebenfalls einen Jour bestimmt, den Dienstag, gab intime Abendgesellschaften, ruinierte sich in kleinen Luxusausgaben. Sie sprach auch mit großer Ehrerbietung von Madame de Séguin du Hordel, von dem prächtigen Palais in der Avenue d’Antin, wohin Constance sie einmal gefälligerweise zu einem Ball hatte laden lassen. Und sie zeigte sich noch eitler auf die Freundschaft, welche ihr Sérafine, die Schwester Beauchênes, zuteil werden ließ, die sie nie anders als die Frau Baronin de Lowicz nannte.
»Sie ist einmal zu meinem Jour gekommen, sie ist so liebenswürdig und so heiter! Sie haben sie früher gekannt, nicht wahr, nach ihrer Heirat, nachdem sie sich mit ihrem Bruder wieder aussöhnte, mit dem sie sich infolge ihrer bedauerlichen Geldstreitigkeiten entzweit hatte. Das ist eine, die Madame Beauchêne nicht ins Herz geschlossen hat!«
Und sie kam wieder auf diese zu sprechen, fand, daß der kleine Maurice, so dick er war, kein gesundes Aussehen hatte, ließ durchblicken, welch schrecklicher Schlag es für die Eltern wäre, wenn sie diesen einzigen Sohn verlören. Sie hätten sehr unrecht, ihm nicht einen kleinen Bruder zu geben. Aber sie tat, als habe sie ganz im Vertrauen aus kompetentestem Munde erfahren, daß es die Frau sei, welche sich, mehr noch als der Mann, widersetze. Sie zwinkerte mit den Augen, Reines wegen, die unbefangen auf ihren Teller blickte, erzählte aber gleichwohl von einer Freundin, welche keine Kinder wolle, während der Mann deren wolle: also richte diese Freundin sich ein. »Aber,« sagte Mathieu lachend, »es scheint mir, daß auch Sie sich einrichten.«
»Oh!« rief Morange, »wie können Sie uns arme Leute mit Monsieur und Madame Beauchêne vergleichen, die so reich sind! Sie sollen mir ihr Vermögen, ihre Stellung geben, und ich bin einverstanden, ein Dutzend Kinder zu haben!«
»Und dann,« sagte Valérie mit einem leichten Schauder, »noch eine Tochter zu haben, ich danke! Ja, wenn wir sicher wären, einen Knaben zu bekommen, würden wir uns vielleicht dazu verleiten lassen. Aber ich habe zuviel Angst, ich glaube, daß ich wie meine Mutter bin, die vier Mädchen gehabt hat. Sie können sich nicht vorstellen, was das heißt, das ist ein Fluch!«
Sie schloß die Augen, sie sah den schrecklichen Haushalt wieder, die vier mageren, verschüchterten Mädchen, die monatelang auf Schuhe, Kleider, Hüte warten mußten, die sich Jahr um Jahr älter werden sahen, von der Furcht gequält, keinen Mann zu bekommen. Für Mädchen muß man eine Mitgift haben.
»Nein, nein!« sagte sie mit weiser Miene, »wir sind zu vernünftig, um unsre Lage unnötig zu erschweren. Wenn man sein Glück noch nicht gemacht hat, so ist es ein Verbrechen, sich mit Kindern zu belasten. Ich verhehle es nicht, ich bin sehr ehrgeizig für meinen Mann, ich bin überzeugt, daß er, wenn er mir folgt, zu den höchsten Posten aufsteigen wird, und der Gedanke, daß ich ihn fesseln, ihn ersticken könnte mit dem Haus voll Mädchen, welche für meinen Vater ein Stein am Halse waren, flößt mir wahres Entsetzen ein. Während ich hoffe, daß es uns möglich sein wird, unsrer Reine eine schöne Mitgift zu geben, wenn wir einmal reich sein
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