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Fruchtbarkeit - 1

Fruchtbarkeit - 1

Titel: Fruchtbarkeit - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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Hoffnungen gesetzt hatte. Alles geht schief … Sprechen wir von unsrer Angelegenheit, in der ich übrigens vollkommen erfolglos geblieben bin.«
    Er berichtete erbost, daß Lepailleur für seine paar Hektar Heide, diese unglückselige Enklave, einen so wahnsinnigen Preis verlangt habe, daß jeder weitere Schritt in dieser Sache vergeblich sei. Der Müller hatte sich übrigens seine stille Wut über Mathieus Triumph anmerken lassen, daß diese großen ertraglosen Felder, die seit Jahrhunderten dem Unkraut überlassen waren, von denen er behauptet hatte, daß da niemals ein Halm wachsen würde, nun üppig reiche Ernten lieferten. Er war darob nur um so erbitterter gegen die Erde, er verwünschte sie nur um so mehr, die ungerechte Rabenmutter, die so hart gegen ihn, den Bauernsohn war, und so nachgiebig gegen diesen Städter, der vom Himmel gefallen war, um die Gegend auf den Kopf zu stellen. Und er hatte grinsend gesagt, daß diese Buchflächen nunmehr Goldes wert seien, da es Zauberer gäbe, die die Frucht aus Steinen herauswachsen ließen.
    »Ich habe mir die Mühe genommen, ihn selbst aufzusuchen, wissen Sie. Früher hat er mir wiederholt sein Stückchen Heide angetragen, und ich habe es natürlich nicht gewollt, da ich ja selber meinen Besitz loswerden wollte. Und er hat es sich nicht versagt, mich zu höhnen, mir verstehen zu geben, daß ich eine Dummheit begangen habe. Ich hätte ihn ohrfeigen mögen … Er hat nun auch ein Mädchen?«
    »Ja, die kleine Thérèse,« erwiderte Mathieu lächelnd. Er war von vornherein sicher gewesen, daß der Weg vergeblich sein werde. »Im vorigen Jahre hat er dieses Unglück gehabt, wie er sagt. Er hat den Zorn darüber noch nicht verwunden, er hat zuerst seine Frau dafür verantwortlich gemacht, dann die ganze Menschheit, alle Heiligen, selbst den lieben Gott. Er ist ein eingebildeter und rachsüchtiger Mensch.«
    »Offenbar, und wahrscheinlich habe ich ihn auch damit beleidigt, daß ich mich nicht in Ausrufen der Bewunderung über seinen Bengel, seinen Antonin, erging, der, wie ich höre, mit zwölf Jahren sein Abgangszeugnis in der Schule von Janville erhalten hat, wo er als Wunderkind angesehen wird.«
    Mathieu wurde wieder von leichter Heiterkeit erfaßt.
    «Ja, ja, da wundert mich Ihr Mißerfolg freilich nicht mehr. Als ich ihnen eines Tages den Rat gab, ihren Antonin in eine Ackerbauschule zu schicken, hätten mich der Mann und die Frau beinahe geschlagen. Sie wollen einen Herrn aus ihm machen.«
    Auf alle Fälle war aber die Sache mißlungen, und Séguin war darüber untröstlich, denn er mußte nun darauf verzichten, daß Mathieu ihm dieses Jahr mehr Boden abnehme, als den letzten Teil des Sumpfplateaus, gegen Westen hin. Der Kaufvertrag war übrigens bereit, sie tauschten die Unterschriften aus. Es blieben nun nur mehr zwei Partien, die eine bestehend aus etwa hundert Hektar Wald gegen Lillebonne hin, die andre aus allen Heideflächen bis nach VieuxBourg, welche durch den Lepailleur gehörigen Streifen von den dürren Feldern getrennt waren, die Mathieu bereits erworben hatte.
    »Ich hätte Ihnen vorteilhaftere Bedingungen gemacht. Sie hätten dabei gewonnen,« sagte Séguin, der in Geldnöten war. »Aber Sie sind ein kluger Mann, und ich weiß, daß ich Sie nicht überreden kann, wenn Sie entschlossen sind, zu warten, nur der Notwendigkeit nach erstrittenem Siege nachzugeben. Viel Glück also, es ist in meinem Interesse.«
    Ihr Verkehr hatte sich stets in sehr korrekten, etwas gemessenen Formen bewegt und sie schüttelten sich zum Abschied die Hände, als die Tür sich öffnete, ohne daß ein Bedienter sich die Mühe genommen hätte, anzumelden.
    »Ah, Sie sind’s!« sagte der Hausherr gelassen. »Ich glaubte Sie bei der Generalprobe Ihres Freundes Maindron.«
    Santerre trat ein mit dem etwas müden Lächeln eines vom Glücke verhätschelten gewandten Mannes auf den Lippen. Er war sehr stark geworden, von Erfolg gebläht, seine schönen braunen Augen hatten noch immer den schmeichlerischen Ausdruck, sein Bart, der seinen bösen Mund verbarg, war noch immer sorgfältig gepflegt. Er hatte als erster den nahe bevorstehenden Bankerott der Alkovenromane, der Junggesellenwohnungsabenteuer gewittert, und hatte sich Valentine in ihrer religiösen Manie zugesellt, schrieb nun Geschichten, in denen Bekehrungen vorkamen, in denen der katholische Autoritätsgeist siegreich war, den die Mode wieder auf den Schild erhob. Dabei hatte sich übrigens seine Verachtung der menschlichen

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