Frühlingsgefühle X3 (Mit Senta durch die Jahreszeiten)
Zimmer zu verlassen, trottete er ergeben hinter ihr her.
In der Küche gab es erst einmal ordentlich Streicheleinheiten. Er fand, das hatte er sich mehr als verdient. Diese Menschen waren eine eigenartige Gesellschaft, stets darauf bedacht, sich gegenseitig das Leben schwer zu machen. Aber solange seine Leckerlirationen so reichlich ausfielen, kratzte ihn das nicht. Zufrieden, mit einem großen Stück getrocknetem Hähnchenfilet im Maul, legte er sich unter den Tisch.
Senta machte sich an dem Korb zu schaffen, der jetzt auf der Küchentheke thronte. Dabei fiel ihr das Kuvert in die Hand, welches Ben Blum zurückgelassen hatte. Mit einem eigenartigen Gefühl in der Magengegend riss sie es auf und entnahm ihm eine bunt bedruckte Faltkarte.
Hallo,
ich hoffe sehr, dass es ihnen in der Zwischenzeit gesundheitlich wieder ein wenig besser geht! Da ich nicht weiß, welche Blumen sie mögen, habe ich mich für diese Alternative entschieden. Ich hoffe, wir sehen uns bald!
Gabriel Scharf
P.S.: Die Umstände dürfen aber gerne etwas unspektakulärer sein, als bei unseren letzten Begegnungen!
Obwohl sie irgendwie geahnt hatte, dass er der geheimnisvolle Wohltäter sein könnte, schlug ihr das Herz bis zum Hals. Sie musste sich erst einmal setzen. Ach du lieber Schieber, so hatte sie sich die Heimkehr an den heimischen Herd bestimmt nicht vorgestellt. In welche Turbulenzen war sie da nur hineingeraten?
Sie war noch nicht einmal dazu gekommen, ihre Tasche auszupacken, geschweige denn, sich einen Überblick zu verschaffen. Mit einem Knall stand sie wieder mitten im Schlamassel. Alles, was sie sich vorgenommen hatte, ihre neu gewonnenen Erkenntnisse, alles für die Katz. Was war nun mit ihrem Vorsatz, den Alltag etwas gelassener anzugehen?
Happy New Year!
J
a, nun war es wieder einmal so weit, ein Jahreswechsel stand bevor. Die letzten Tage waren wider Erwarten erstaunlich ruhig verlaufen. Senta hatte mit Lilly lange Gespräche geführt, sie hatten gegen ihre sonstige Gewohnheit ausgedehnte Spaziergänge gemacht und Tico war vor Freude darüber, dass alles wieder beim Alten war, ganz aus dem Häuschen.
Mit den Folgen des Unfalls konnte Senta gut leben. Nur ab und an spürte sie noch einen leichten Schmerz in den Rippen. Auch ihr Kopf funktionierte wieder einwandfrei, soweit sie das beurteilen konnte. Also gab es keinen Grund, dem neuen Jahr nicht hoffnungsvoll entgegenzusehen.
Einen Wermutstropfen gab es allerdings. Lothar hatte ihr Konto ordentlich überzogen. Auch wenn Senta die fünfhundert Euro einzahlte, die sie ihm abgenommen hatte, blieb ein nicht zu verachtendes Loch in der Kasse. Sie wollte gar nicht daran denken, dass in besagter Schublade noch jede Menge Rechnungen auf ihren Ausgleich warteten. Nun, kommt Zeit, kommt Rat. Das galt sicher auch in dieser Angelegenheit.
Lothar hatte ihnen seine obligatorischen Neujahrwünsche per Mail zukommen lassen. Kein Wort wegen seines Übergriffes. Keine Entschuldigung. Senta hatte über so viel Unverfrorenheit nur den Kopf geschüttelt. Er tat einfach so, als sei nichts passiert.
Sie fragte sich, was er wohl mit den fünfhundert Euro angefangen hatte, die schon weg waren, bevor sie hinter sein Schurkenstück gekommen war. Tausend Euro wollte sich dieses Arschloch unter den Nagel reißen.
»Es würde mich nicht wundern, wenn er damit einen auf dicke Hose macht, dieser verantwortungslose Arsch!«, knurrte sie, während sie die Kartoffeln für den obligatorischen Silvester-Kartoffelsalat pellte.
Lilly kam mit Tico in die Küche. Sie war mit ihm draußen gewesen und er hatte Schneeklumpen im Fell, die er jetzt fein säuberlich auf dem Boden verteilte. Mit seinen nassen Pfoten walzte er völlig unbeeindruckt von dieser Tatsache umher und sorgte dafür, dass der Küchenboden im Nu aussah, wie nach einer Stampede.
»Ich glaub‘s ja nicht!« Sentas Augen sprühten Funken. »Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du ihm die Pfoten abtrocknen musst?«
Sie sah Lilly aufgebracht an. Manchmal hatte sie das Gefühl, dass ihre Tochter mit dem Kopf in den Wolken herumlief. Für die Umgebung fehlte ihr jeglicher Blick.
»Ist ja schon gut. Ich hole den Wischmopp«, kam es emotionslos von der Tür her.
Es dauerte und dauerte. Weder Lilly noch der Wischmopp tauchten auf. Inzwischen hatte Senta Tico so weit trocken gerubbelt, dass er ohne Gefahr für Böden und Möbel seine Erkundungstour fortsetzen konnte. So wie es aussah, roch er die guten Würstchen aus Gabriel
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