Frühstück im Bett
Kinn. Zu einer hellgrauen Hose trug sie einen passenden Pullover – und eine schlichte, kostbare Perlenkette.
Über Sugar Beths Rücken schien ein eisiger Finger zu gleiten. Irgendetwas an diesen Perlen …
»Hallo«, grüßte die Frau lächelnd. »Wie kann ich …«
Und dann verstummte sie. Einen Fuß ungelenk vor den anderen gestellt, erstarrte sie unter einem französischen Lüster, und ihr Lächeln gefror.
Diese Augen würde Sugar Beth überall wiedererkennen. Das gleiche Kristallblau, das ihr jeden Morgen aus dem Spiegel entgegenblickte. Die Augen ihres Vaters. Und die Augen seiner anderen Tochter.
»Hätte ich eine Tochter wie dich, würde ich
mich schämen!«, sagte Mr Goldhanger im
Brustton der Überzeugung.
Die drei Ehen der Grand Sophy, von Georgette Heyer
4
I n Sugar Beths Brust stieg die alte Bitterkeit auf. Intelligente Männer trennten ihre unehelichen Kinder von den legitimen. Dazu war Griffin Carey nicht bereit gewesen. Beide hatte er in derselben Stadt aufwachsen lassen, knapp drei Meilen voneinander entfernt, und nicht eingesehen, wie schwer es Sugar Beth und Winnie gefallen war, dieselbe Schule zu besuchen. Innerhalb eines Jahres hatte er zwei Frauen geschwängert – erst Diddie, dann Sabrina Davis.
Diddie behielt den Kopf oben und erwartete, er würde seine leidenschaftlichen Gefühle für eine Frau, in der sie einen heuchlerischen Niemand sah, allmählich überwinden. Nachdem sie vergeblich darauf gehofft hatte, entschloss sie sich zu einer philosophischen Gesinnung. »Eine starke Frau lernt über den Dingen zu stehen, Sugar Beth. Soll er sich doch mit seiner Nutte amüsieren – ich habe Frenchman’s Bride.«
Wann immer Sugar Beth sich beschwerte, weil sie dieselbe Schule wie Winnie besuchen musste, reagierte Diddie mit ungewohnter Strenge. »Nichts ist schlimmer als das Mitleid anderer Leute. Reck dein Kinn hoch und denk dran – eines Tages wird dir alles gehören, was dein Vater besitzt.«
Aber das war ein Irrtum gewesen. Letzten Endes hatte Griffin sein Testament geändert und den beiden Davis sein gesamtes Vermögen vererbt.
Die elegante Frau, die ihr jetzt gegenüberstand, ließ sich
kaum noch mit der introvertierten Außenseiterin vergleichen, die über ihre eigenen Füße gestolpert war, wenn man sie angesprochen hatte. Sugar Beth fühlte sich hilflos. Während der Kindheit war sie unfähig gewesen, die Erwachsenen in ihrem Umfeld zu beherrschen. Und so hatte sie die illegitime Tochter ihres Vaters benutzt, um ihre Macht zu demonstrieren.
Wie gelähmt stand Winnie neben einem alten Brotschrank. »Was machst du hier?«
Natürlich durfte Sugar Beth nicht zugeben, sie würde einen Job suchen. »Ich – ich sah die Auslage. Dass es dein Laden ist, wusste ich nicht.«
Winnie fasste sich etwas schneller. »Interessierst du dich für irgendwas Besonderes?«
Woher nahm sie ihr Selbstvertrauen? Früher war sie rot geworden, wann immer man mit ihr geredet hatte.
»Eh – nein, ich wollte mich nur umschauen.« Sugar Beth hörte den unsicheren Klang ihrer eigenen Stimme, den auch Winnie bemerkte. Das verriet die Genugtuung in ihrem Blick.
»Gerade ist eine neue Lieferung aus Atlanta eingetroffen – ein paar wundervolle antike Parfümflakons.« Langsam glitten ihre Finger über die makellosen Perlen an ihrem Hals, und Sugar Beth starrte auf die Kette, die ihr so vertraut erschien.
»Ich schwärme für Parfümfläschchen – du nicht?«
In Sugar Beths Ohren rauschte das Blut. Winnie schmückte sich mit Diddies Perlen …
»Jedes Mal, wenn ich einen alten Parfümflakon sehe, versuche ich mir die Frau vorzustellen, die ihn besessen hat.« Winnies Hand liebkoste die Kette – eine beabsichtigte Geste. Grausam.
Das war unerträglich – Sugar Beth konnte einfach nicht dastehen und Diddies Perlen an Winnie Davis’ Hals betrachten.
Sie wandte sich hastig zur Tür. Sie ging zu schnell und prallte gegen einen Tisch, so wie Winnie früher an die Schreibtische in der Schule gestoßen war. Ein Kerzenleuchter aus
Messing wackelte und fiel zu Boden. Doch sie bückte sich nicht, um ihn aufzuheben.
Heute Abend werde ich ein grässliches Dinner erleben, nicht nur, weil’s Steaks gibt, die ich wegen des globalen Temperaturanstiegs nicht essen will, et cetera, sondern IHRETWEGEN. Warum kann sie nicht so sein wie Chelseas Mom, statt mich ständig mit ihrem vornehmen Getue zu nerven? So wie sie bin ich nicht, ganz egal, was Nana Sabrina behauptet. Und ich bin auch kein reiches
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