Frühstück im Bett
meine Schuld.« Sugar Beth wartete, und das Mädchen kaute wieder an der Unterlippe, nicht mehr ganz so selbstzufrieden. »Wäre Chelsea nicht so gemein gewesen, hätte ich niemals gesagt, sie sei fett.«
»Ist sie fett?«
»Klar, weil sie von ihrer Mom mit Junk-Food gemästet wird.«
Sugar Beth widerstand der Versuchung, die Reste des Devil Dogs unter einer Serviette zu verstecken.
Seufzend ergriff Gigi die Coladose und nahm noch einen Schluck, stellte sie beiseite und starrte sie an. »Meine Mom fuhr mit mir da hin und sagte, ich müsste mich entschuldigen. Aber Chelsea wollte mich nicht mal ansehen. Ihr Handgelenk ist eingegipst.«
Sugar Beth schüttete noch etwas Erde in das Grab, das Gigi sich selbst geschaufelt hatte. »Also, ich meine, manche Leute kriegen, was sie verdienen.«
Daran schien Gigi zu zweifeln. »Bei unserem Streit fühlte sie
sich nicht besonders toll. Und es geht ihr ja auch nicht so gut wie mir, denn sie hat keinen reichen Dad.« Nun braute sich eine neue Gewitterwolke zusammen. »Aber ihre Mom ist ihre beste Freundin, die versteht alles.«
Im Gegensatz zu deiner Mom … »Was wirst du tun?«
Als Gigi den Kopf hob, prickelte Sugars Haut. Sekundenlang glaubte sie in ihre eigenen Augen zu schauen.
»Deshalb bin ich zu Ihnen gekommen, Ma’am – damit Sie’s mir sagen.«
»Schätzchen, ich bin die letzte Person, die du um Rat bitten solltest.«
»Aber Sie sind die Einzige, die weiß, wie so was ist. Irgendwie gleichen wir uns, nicht wahr?« Gigis Stimme überschlug sich beinahe. »Auch Sie waren das reichste Mädchen in der Stadt, und ich wette, alle fanden Sie großkotzig und egoistisch – die Kinder, deren Eltern für Ihren Dad gearbeitet haben, so wie die Leute jetzt für meinen arbeiten. Hinter Ihrem Rücken müssen sie schreckliche Dinge gesagt haben. Trotzdem ist niemand über Sie hergefallen. Mir rücken die Kids ständig auf die Pelle. Und ich will so sein wie Sie. Die sollen mich in Ruhe lassen. Das möchte ich denen klar machen.«
So war das also. Um Zeit zu gewinnen, nippte Sugar Beth an ihrer Cola. Gigi glaubte, sie würden einander gleichen. Doch da irrte sie sich. Dieses Kind hatte keine Diddie, die ihm einredete, es sei was Besseres, und den Anschein erweckte, unfreundliches Verhalten wäre akzeptabel. Anders als Sugar Beth, hatte Gigi die Chance, heranzuwachsen, ohne alles auf die harte Tour lernen zu müssen.
Ihre Nichte … Bisher hatte sie Delilah für ihre einzige Angehörige gehalten. Aber in den Adern dieses Mädchens floss tatsächlich ihr Blut.
Darüber dachte sie eine Weile nach. »Und nun soll ich dir erzählen, wie ich die Leute manipuliert habe, damit sie taten, was ich wollte?«
Gigi nickte, und Sugar Beth hätte fast applaudiert. Sehr gut,
Baby, du willst auf dieser Welt deine Macht ausspielen. Selbst wenn du’s auf die falsche Art anfängst – für dich ist’s okay.
»Bist du sicher?«
»O ja«, erwiderte Gigi ernsthaft. »Alle Gorgonien sagen, Sie wären das beliebteste Mädchen in der Schule gewesen.«
Wie viel weiß sie über die Gorgonien? »Früher waren sie meine besten Freundinnen«, erklärte Sugar Beth. »Aber jetzt sehe ich sie nicht mehr.« Mit einer kurzen Pause hob sie die Bedeutung der nächsten Information hervor. »Ich vermisse sie.«
»Wahrscheinlich haben Sie in Kalifornien und Houston viele andere Freunde gefunden. Ich nehme an, Sie kennen unzählige supercoole Leute. Jetzt brauchen Sie die Gorgonien nicht mehr, die sind unwichtig.«
Sugar Beths Kehle verengte sich. Würde sie die emotionale Kontrolle verlieren? Das befürchtete sie schon seit Tagen … »Echte Freunde sind immer wichtig.«
Diese Antwort wollte Gigi nicht hören, und Sugar Beth glaubte zu beobachten, wie der scharfe Verstand des Mädchens eine Batterie neuer Argumente aufbaute.
Dazu ließ sie es nicht kommen. »Es ist spät geworden, und ich bin müde. Sicher willst du auch ins Bett.« Als Gigi niedergeschlagen den Kopf senkte, sagte sich Sugar Beth, sie hätte ohnehin schon genug Probleme. Aber was dieses Kind bedrückte, war ihr so vertraut – obwohl sie dagegen ankämpfte. Sie stand auf und hörte sich hinzufügen: »Am Sonntag habe ich Zeit. Vielleicht unterhalten wir uns noch mal.«
»Ja, am Nachmittag kann ich weg.« Gigis Miene erhellte sich. »Da geben meine Eltern ein Konzert.«
Sugar Beth erinnerte sich an das Plakat, das sie gesehen hatte – Winnie-&-Ryan-Galantine-Konzertreihe, Sonntag, 7. März, vierzehn Uhr. »Ist das eine
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