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Frühstück im Bett

Frühstück im Bett

Titel: Frühstück im Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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dreizehn oder vierzehn sein – dünn, etwas ungelenk und schön. Aber es war eine unsichere Schönheit, noch im kindlichen Stadium  – ein Reiz, der sie vermutlich in Verlegenheit brachte. Mit fahrigen Gesten strich sie ihr schulterlanges, glattes braunes Haar hinter die Ohren. Sugar Beth musterte die grässliche Kleidung – eine formlose Hose, mindestens zwei Größen zu weit, eine schäbige Männerwindjacke, die bis über die Hüften reichte. In ihrem zarten runden Gesicht wirkte der Mund etwas zu breit für die fragilen Wangenknochen. Trotz der schwachen Verandalampe sah Sugar Beth die Augen – ein strahlendes Hellblau, fast unheimlich im Kontrast zum dunklen Haar.

    Nachdem Gordon das Begrüßungsritual beendet hatte, trabte er die Verandastufen hinab, um in den Büschen herumzustöbern. Das Mädchen starrte Sugar Beth an wie einen Geist, und sie glaubte, der Teenager würde was sagen. Schließlich brach sie selber das Schweigen. »Kann ich dir helfen?«
    »Ja, Ma’am.« Das Mädchen leckte sich über die Lippen und rieb einen dick besohlten Schuh am Oberleder des anderen. In der Stimme schwang ein heiserer Unterton mit. Deshalb wirkte das Kind älter, als es aussah.
    Irgendetwas an diesem ungebetenen Gast erschien Sugar Beth beunruhigend, fast vertraut, obwohl sie das Mädchen nie gesehen hatte. In wachsendem Unbehagen wartete sie, und das Kind schluckte krampfhaft.
    »Eh – ich bin – gewissermaßen – Ihre Nichte.«
    »Meine Nichte? Ich verstehe nicht …«
    Doch, das verstand Sugar Beth sehr gut.
    »Ich heiße – Gigi Galantine.«
    Wie sonderbar sich der Name anhörte, mit seinem verbunden. Gigi. Ryans Tochter. Bittersüße Sehnsucht erfüllte ihr Herz. Ryans Fleisch und Blut. Die Tochter, die ihre eigene sein könnte. Wie war es ihr bloß gelungen, die einzigen Männer zu verlieren, die sie jemals geliebt hatte? Dank ihrer Dummheit hatte sie Ryan verloren. Und Emmett … Vielleicht war das die Strafe für das Leid gewesen, das sie Ryan zugefügt hatte.
    Aber Gigi war auch Winnies Kind, und diese Erkenntnis ließ Sugar Beth frösteln. Kein Wunder, dass dieses Mädchen so vertraut aussah – Griffin Careys silberblaue Augen hatten ihren Weg in die nächste Generation gefunden.
    Beklommen zog Gigi ihre Hände aus den Taschen der Windjacke. »Klar, es ist unhöflich, einfach so reinzuschneien. Aber ich dachte – vielleicht wissen Sie nichts von mir. Um ehrlich zu sein, ich dürfte nicht zu Ihnen kommen. Eigentlich wollte ich nur hallo sagen.«
    Hinter Sugar Beth lag ein langer anstrengender Tag. Colin und seine nackte Brust. Die Dinnerparty, die am nächsten
Abend stattfinden würde. Dann ein bedrückender Anruf von Delilah, die sich grämte, weil Sugar am Familientag nicht ins Brookdale kommen konnte. Jetzt brauchte sie keine weiteren emotionalen Probleme. Und genau die drohte ihr dieses Kind mit den hellen Augen an.
    »Bist du nicht ein bisschen spät unterwegs?«
    »Ja, Ma’am. Wenn’s mein Dad herausfindet, bringt er mich um.«
    Sugar Beth konnte sich nicht vorstellen, der seelisch ausgeglichene Ryan würde irgendjemanden umbringen. Aber in ihrer Gedankenwelt war er unverändert achtzehn, lag neben ihr am Ufer des Sees, auf einem hellroten Badetuch, und erklärte ihr, sie würden heiraten, Parrish verlassen und in Atlanta leben.
    »Vielleicht solltest du nach Hause gehen, bevor das passiert.«
    Gigi starrte auf ihre Schuhe hinab und stieß einen klobigen Absatz gegen ein morsches Bodenbrett. »Nun ja – ich hatte gehofft, wir könnten reden.« Sie hob den Kopf, und in den blauen Augen erschien der schwache Anflug eines trotziges Ausdrucks. »Weil Sie meine Tante sind – und so …«
    »Damit wären deine Eltern wohl kaum einverstanden.«
    »Die haben mir nichts zu verbieten.«
    Als Sugar Beth den halsstarrigen Zug um das kleine Kinn sah, unterdrückte sie einen Seufzer und trat beiseite, um Gigi eintreten zu lassen. Dafür würde sie früher oder später bezahlen  – zweifellos einen hohen Preis.
    »Darf ich wirklich reinkommen?« Gigi schlüpfte rasch in den Flur. Vor lauter Eifer stieß sie Sugar Beth beinahe um.
    Gordon hechtete die Verandastufen herauf und folgte ihr. »Nur für ein paar Minuten«, sagte Sugar Beth und schloss die Tür. »Sicher musst du noch Hausaufgaben machen.«
    »Nein, Madam, nicht am Freitagabend. Außerdem wurde ich von der Schule suspendiert.«
    Suspendiert? Wie konnte Ryans und Winnies Tochter das verdient haben? Niemals war Ryan in Schwierigkeiten

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