Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Fuchsjagd

Titel: Fuchsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
Vom Netzwerk:
ist in Ordnung –, wir wussten alle, dass früher oder später die Presse ihre Nase da reinstecken würde.«
    Wolfie schüttelte den Kopf über ihre Naivität, erhob aber keinen Widerspruch.
    »Ich will auf keinen Fall, dass du deinen Dad belügst«, versicherte sie. Sie kniete vor ihm nieder und drückte ihn kurz an sich. »Erzähl's ihm einfach nicht, okay? Er würde total ausrasten, wenn er erfährt, dass wir fremde Leute auf den Platz gelassen haben. Das dürfen wir nämlich nicht, weißt du, jedenfalls nicht, wenn wir hier Häuser bauen wollen.«
    Er streichelte mit seiner kleinen Hand beruhigend ihre Wange. »Okay.« Sie war wie seine Mutter, hoffte immer das Beste, obwohl es nie so kam. Sie musste doch wissen, dass sie hier niemals ein Haus haben würde, aber wahrscheinlich brauchte sie irgendwas, von dem sie träumen konnte. So wie er vom Davonlaufen träumte. »Vergiss nur nicht, das Seil wieder festzubinden«, ermahnte er sie.
    Scheiße! Das hatte sie tatsächlich vergessen. Aber was für ein Leben musste dieser kleine Junge hinter sich haben, dass er an jedes kleine Detail dachte? Sie blickte ihm forschend ins Gesicht, erkannte Wissen und Intelligenz, die in keinem Verhältnis zu seiner körperlichen Unreife standen, und verstand nicht, wieso ihr das nicht früher aufgefallen war. »Muss ich sonst noch an was denken?«, fragte sie.
    »An die Tür«, sagte er ernsthaft.
    »Welche Tür?«
    »Bei Lucky Fox. Er hat doch gesagt, da könntest du hin.« Er schüttelte den Kopf über ihr verblüfftes Gesicht. »Das heißt, dass du da ein Versteck hast«, erklärte er ihr.

    James' Hände begannen wieder zu zittern, als Nancy ihm sagte, dass sie fahren müsse, aber er versuchte nicht, sie zum Bleiben zu überreden. Das Militär sei ein harter Zuchtmeister, sagte er nur und wandte sich ab, um zum Fenster hinauszustarren. Er brachte sie nicht zur Tür. Sie und Mark waren allein, als sie sich voneinander verabschiedeten.
    »Wie lange bleiben Sie noch?«, fragte sie, während sie ihre Mütze aufsetzte und den Reißverschluss ihrer Jacke schloss.
    »Bis morgen Nachmittag.« Er reichte ihr eine Karte. »Falls Sie Interesse haben – hier sind meine E-Mail-Adresse, die Festnetz– und Handynummer. Falls nicht, freue ich mich auf unser nächstes Zusammentreffen.«
    Sie lächelte. »Sie gehören zu den Guten, Mark. Es gibt sicher nicht viele Anwälte, die Weihnachten mit ihren Mandanten verbringen würden.« Sie zog einen Zettel aus der Tasche. »Das ist meine Handynummer – auch wenn Sie kein Interesse haben – einfach nur für den Fall.«
    Er antwortete mit einem neckenden Lächeln. »Für welchen Fall?«
    »Den Notfall«, antwortete sie ernst. »Ich bin sicher, er sitzt nicht zu seinem Vergnügen jede Nacht auf der Terrasse… und ich bin sicher, diese Leute im Wäldchen sind nicht zufällig hier. Sie sprachen von einem Irren, als ich draußen vor ihrem Bus die Lage ausgekundschaftet habe, und so wie der kleine Junge sich verhalten hat, bezog sich das auf seinen Vater – diesen Menschen namens Fox. Das kann kein Zufall sein, Mark. Da muss es eine Verbindung geben. Das wäre auch die Erklärung für die Vermummung.«
    »Ja«, sagte er langsam, in Gedanken bei dem kleinen Jungen mit dem blonden Haar und den auffallenden blauen Augen. Er faltete den Zettel und steckte ihn ein. »So sehr ich das Angebot zu schätzen weiß«, sagte er, »wäre es nicht vernünftiger, in einem Notfall die Polizei zu rufen?«
    Sie sperrte die Wagentür auf. »Ganz gleich – das Angebot steht. Sie dürfen also davon Gebrauch machen.« Sie stieg ein. »Ich sollte morgen Abend wieder herkommen können«, sagte sie zögernd. Ihr Gesicht konnte er nicht sehen, weil sie sich vorgebeugt hatte, um den Zündschlüssel einzustecken. »Könnten Sie James fragen, ob ihm das Recht wäre, und mir Bescheid geben?«
    Mark war über die Frage ebenso überrascht wie über ihre Zaghaftigkeit. »Das brauche ich gar nicht. Er ist ganz vernarrt in Sie.«
    »Aber er hat nichts davon gesagt, dass ich wiederkommen soll.«
    »Sie haben auch nicht gesagt, dass Sie das wollen.«
    »Das stimmt«, sagte sie und richtete sich im Sitz auf. »Die erste Begegnung mit dem eigenen Großvater ist wohl doch nicht so leicht, wie ich es mir vorgestellt hatte.« Sie ließ den Motor an und legte den Gang ein.
    »Was hat es denn schwierig gemacht?« Er legte ihr die Hand auf den Arm, damit die Tür noch nicht ins Schloss fallen konnte.
    »Die Gene«, antwortete sie mit einem

Weitere Kostenlose Bücher