Fuchsjagd
störrisch, als erhielte eine Lüge, wenn man sie nur häufig genug wiederholte, den Stempel der Wahrheit.
Seine Reaktion war so vorhersehbar wie die ihre. »Wenn du wieder lange Finger gemacht hast, seit die gnädige Frau tot ist, schmeiß ich dich raus«, drohte er. »Es ist mir egal, wie senil du bist, ich lass mir doch nicht mein Haus wegnehmen, bloß weil du das Klauen nicht lassen kannst.«
»Wenn's dir gehören würde, bräuchtest du dir keine Sorgen zu machen«, höhnte sie. »Ein richtiger Mann hätte sich ein eigenes Haus gekauft.«
Er schlug mit der Faust auf den Tisch. »Pass auf, was du sagst.«
»Ein Männlein bist du, Bob Dawson, mehr nicht. Draußen der starke Mann, und im Bett ein Schlappschwanz.«
»Halt den Mund!«
»Fällt mir nicht ein.«
»Soll ich dir eine reinhauen?«, schrie er wütend.
Er erwartete, dass sie sich ducken würde wie immer, stattdessen jedoch stahl sich ein hinterhältiges Lächeln auf ihr Gesicht.
Herrgott noch mal! Er hätte wissen müssen, dass Drohungen allein nicht wirken würden. Mit einem Satz sprang er auf, der Stuhl kippte krachend um. »Ich hab dich gewarnt«, brüllte er. »Bleib weg von dem, hab ich gesagt. Wo ist er? Ist er hier? Haben wir deshalb die Zigeuner im Wäldchen?«
»Geht dich gar nichts an«, zischte sie. »Du hast mir nicht vorzuschreiben, mit wem ich reden darf und mit wem nicht.«
Er schlug ihr mitten ins Gesicht. »Wo ist er?«
Hass und Bosheit funkelten in ihren Augen, als sie sich vor ihm duckte. »Er kriegt dich zuerst. Du wirst schon sehen. Du bist ein alter Mann. Er hat keine Angst vor dir. Er hat vor niemandem Angst.«
Bob griff nach seiner Jacke, die an einem Haken neben dem Spülstein hing. »Der soll mir nur kommen«, knurrte er, dann machte er kehrt und schlug die Tür hinter sich zu.
Das waren kühne Worte, aber die Nacht spottete ihrer. Der Westwind hatte Wolken vor den Mond getrieben, und ohne Taschenlampe war Bob praktisch blind. Er wandte sich zum Herrenhaus in der Absicht, sich von den Lichtern im Wohnzimmer führen zu lassen, und hatte noch Zeit, überrascht festzustellen, dass das Haus im Dunkeln lag, bevor der Hammer auf seinen Schädel niedersauste und die schwarze Nacht ihn verschlang.
23
Sergeant Monroe hatte restlos genug von alternden Matronen, die die Ahnungslosen spielten. Er schlug die Beine übereinander und sah sich angeödet im Zimmer um, während Eleanor Bartlett wutschnaubend ihrer Empörung über seine Unterstellung Luft machte, sie wüsste Näheres über den Eindringling bei Prue Weldon. Im Dorf sei dieses fahrende Volk, und jeder wisse, dass diese Leute stahlen wie die Elstern. Und was den so genannten Telefonterror angehe, so sei das eine grobe Verdrehung der Tatsachen. Es seien ein oder zwei Anrufe gewesen, um den Colonel wissen zu lassen, dass seine Geheimnisse ans Licht gekommen waren. Die Polizei kenne ja wohl die Vorwürfe?
Es war eine rein rhetorische Frage. Ohne auf eine Antwort zu warten, schilderte sie James' Vergehen an seiner Tochter in schmutzigen Details, wobei Monroe den Eindruck hatte, dass ihre Ausführungen so sehr für Julians Ohren bestimmt waren wie für seine eigenen. Sie wollte sich rechtfertigen, indem sie den Colonel zum Ungeheuer machte, und nach Julians nachdenklicher Miene zu urteilen, schien ihr das zu gelingen.
»Außerdem war Henry nicht der Hund von James«, schloss sie aufgebracht. »Er war Ailsas Hund – und wenn jemand ihn umgebracht hat, dann wahrscheinlich James selbst. Er ist ein grausamer Mensch.«
Monroe richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf sie. »Haben Sie irgendwelche Beweise für Ihre Behauptungen?«
»Aber natürlich. Das alles hat Elizabeth mir erzählt. Sie werden ja wohl nicht unterstellen wollen, dass sie lügt.«
»Aber irgendjemand scheint hier zu lügen. Mrs. Weldon sagte, Colonel Lockyer-Fox sei im Ausland gewesen, als das Kind gezeugt wurde.«
Neuerliches Wutschnauben. Das sei doch nichts als Klatsch, den Prue – wahrscheinlich nur mit halbem Ohr – irgendwo aufgeschnappt und dann falsch weitergegeben habe.
»Sie sollten James wegen Mordes und Kindesmissbrauchs vernehmen«, fuhr sie Monroe an, »und nicht mir zusetzen, weil ich getan habe, was eigentlich Ihre Aufgabe gewesen wäre.« Sie holte tief Luft. »Aber wir wissen ja alle, warum Sie sich so zurückhalten – Sie stecken mit ihm unter einer Decke.«
Monroe sah ihr in die Augen, bis sie die Lider senkte. »Das ist keiner Antwort würdig, Mrs. Bartlett.«
Sie verzog
Weitere Kostenlose Bücher