FUCK BUDDIES: Männerparadies. Erotischer Roman
Schnurrbart.
Du solltest kommen! Heute und morgen ist Solid Gold. Disco Tea Dance.
Warum nicht? Er sollte es ausprobieren. Schließlich hatte er nichts zu verlieren.
Die Dusche bewirkte ein kleines Wunder. Es kam ihm vor, als ob er auch das letzte bisschen Ballast, der auf ihm lastete, mit diesem besonders weichen, lauwarmen Wasser einfach abwaschen würde. Es schien, als verwandelte sich all der Schmerz und Kummer der vergangenen Monate in H²O und verließ seine Welt durch den Abfluss, um sich in der Unendlichkeit der Gewässer in nichts aufzulösen. Max ließ die Strapazen der vergangenen Zeit hinter sich. Er war endlich wieder ein Mensch. Er hatte sich in ein enges, weißes T-Shirt geworfen, das seine Brustmuskeln entsprechend zur Geltung brachte, und trug lässige blaue Cargoshorts zu seinen schwarzen Adidas-Sneakers. Er fühlte sich gut. Wie jemand, der die Komplimente und Begrüßungen, die ihm auf den Straßen Provincetowns entgegengebracht wurden, von nun an annehmen und auch zurückgeben konnte. Er verordnete sich Zerstreuung, begab sich in den Urlaubs-Modus. Schließlich hatte er genau deswegen ja den Flieger nach Boston bestiegen. Ob er allerdings schon so weit war, in den Flirt-Modus überzugehen, bezweifelte er stark.
Er machte sich auf den Weg zum Tea Dance. Es war kurz nach 17 Uhr. Obwohl es bereits später Nachmittag war, brannte die Sonne mit einer geradezu mediterranen Intensität vom azurblauen Himmel. Max ging die Conant Street hinunter und bog links in die Commercial Street ein. Er war offensichtlich nicht der Einzige, der zum Tea Dance wollte: Eine ganze Karawane von Männern schien dort hinzupilgern. Max fiel auf, dass Schwule unterschiedlichster Couleur unterwegs waren. Junge, alte, dünne, dicke, Bären, Wölfe, Otter, Chubby Chaser, Lederjungs, Fashion Gays und Dragqueens – sie alle waren die einzelnen Farbtupfer, die Provincetown zu einem bunten Aquarellgemälde machten. Max mischte sich unter das Völkchen und wurde ein Teil der Parade. Er wurde einer von ihnen. Von deutscher Grüppchenbildung und arroganten Selbstschutzfassaden keine Spur weit und breit. Alle wirkten sehr entspannt, offen für Neues. Anything goes. Erneut fing Max an, das Lied vom Mond zu summen. Und die Karawane zog weiter. Ihr gemeinsames Ziel: Boatslip Resort.
Zum Tea Dance gab es zwei Eingänge: einen für die townies , die Einheimischen, sowie diejenigen, die dort ein Ferienhaus oder eine Wohnung besaßen, und einen für das gemeine Volk, die Touristen. Brav stellte Max sich an, bezahlte an der Kasse zehn Dollar, bekam einen Stempel auf die Innenseite seines Handgelenks und folgte dem Menschenstrom Richtung Licht und laute Musik. Er ahnte zwar schon, dass der Tea Dance im Boatslip Resort hauptsächlich unter freiem Himmel stattfinden würde, doch noch konnte er nichts erkennen. Er musste erst durch eine Art tiefergelegten Durchgang, um ins Freie zu gelangen. Links sah er bereits den Innenbereich des Resorts, mit einer großen Tanzfläche und lauter Discomusik. Noch war es sehr leer. Bloß eine Handvoll Männer mit nackten Oberkörpern und eine Frau tanzten wild und ausgelassen. Dann kam er ins Freie. Und wie bei Clitorella konnte er nicht anders, als mit offenem Mund das aufzunehmen, was ihm in diesem Moment an Eindrücken entgegenschlug. Unmittelbar nachdem er das letzte Holztor passiert hatte, schien sich die gesamte homosexuelle Bevölkerung der westlichen Hemisphäre auf einer Terrasse von der Größe eines halben Fußballfeldes versammelt zu haben. Eine solche Ansammlung kannte er nur von Gay-Pride- Veranstaltungen, die einmal jährlich in einer Großstadt stattfanden. Aber das hier gehörte anscheinend zum alltäglichen Leben in Provincetown. Von Mai bis September. Rechts neben ihm war ein Swimmingpool, links von ihm noch immer der Innenbereich mit Tanzfläche und Bar. Vor ihm, hinter dem Pool nach rechts verlaufend, befand sich ein großes Deck mit geschätzten 600 Männern darauf, das über dem Stadtstrand lag und bis ans Wasser reichte. Aus den Lautsprechern ertönten die harmonischen Soulstimmen von Earth, Wind & Fire. September . Mitten im August. Max war überwältigt von der Ausgelassenheit und der gebündelten Attraktivität der hier Anwesenden. Man konnte das Testosteron förmlich riechen. Viele hatten lässige Shorts und T-Shirts an. Ein paar Muskelberge waren nur mit Tanktops bekleidet. Und die Fashionistas trugen schicke Oberhemden, einige dazu sogar Fliegen oder dünne Krawatten. Meist
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