Fucking Munich
ihr her, während sie sich an den Lichtern zu orientieren versuchte, die vom Schloss herüberstrahlten. Verdammt, warum musste sie so nachtblind sein?
«Bleib doch mal stehen!» Patrick griff nach ihrem Arm. Er klang ehrlich verzweifelt. Dieser verdammte Schauspieler!
«Weißt du, wie ich mich gerade fühle?» Grenzenlose Enttäuschung fraß sich bis in ihre Seele. «Du hast mich eiskalt benutzt! Dieses Video gehört zu deinem blöden Experiment! Oder besser: Es gibt gar kein Experiment, sondern ihr dreht hier eure Privatpornos, und ich war die Hauptattraktion!» Er hatte genau gewusst, was sich in der Klause abspielte. Deshalb war es ihm auch so wichtig gewesen, dass sie freiwillig mitmachte. Damit sie später nicht sagen konnte, er hätte sie gezwungen!
Patrick umklammerte immer noch ihren Arm. «Julia, das stimmt nicht. Ich hatte von der Kamera keine Ahnung!»
«Lügner! Du warst doch schon früher hier. Deshalb hast du mir auch die Augen verbunden. Damit ich die Kamera nicht entdecke!» Oh, sie war so sauer, sie hätte explodieren können.
«Ich hab das getan, damit …»
«Hör auf mit den Ausreden!» Sie riss sich von ihm los und stapfte weiter. «Ich fahre mit der U-Bahn nach Hause.»
«Ich lass dich um diese Zeit nicht allein!»
«Na, vielen Dank. Du bist ja ein echter Gentleman. Aber etwas Schlimmeres als gerade eben kann mir sowieso nicht mehr passieren.» Ja, sie hatte bei allem freiwillig mitgemacht und den Abend genossen. Trotzdem fühlte sie sich ausgenutzt. Hintergangen. Für Patrick war sie lediglich ein Sexobjekt. Sie bedeutete ihm nichts.
«Zum Glück hat nur der Sklave … O mein Gott, was hättest du beim nächsten Mal vorgehabt? Dass alle mich …» Ihre Stimme brach.
«Julia, das war immer nur ich, und ich hätte nie zugelassen, dass ein anderer mit dir schläft!»
«Ich glaub dir kein Wort!» Er war kein bisschen besser als ihr Ex. Schlimmer noch: Er hatte sie in ein perfides Spiel verwickelt, um sie für seine widerlichen Zwecke zu missbrauchen.
«Genau wie Robert», stammelte sie, wobei sie mühsam ihre Tränen unterdrückte. Sie würde sich keine weitere Blöße mehr vor ihm geben. Was für ein Albtraum!
«Wer ist Robert?»
Wie hatte sie nur so dumm sein und sich auf diesen Mann einlassen können? Sie kannte ihn doch erst wenige Wochen! Mit Robert war sie mehrere Monate zusammen gewesen, bevor sie seinen wahren Charakter entdeckt hatte. Und jetzt machte sie denselben Fehler zum zweiten Mal.
«Julia, bitte, lass uns in Ruhe drüber reden. Wir gehen zurück, und Wilhelm wird dir bestätigen, dass ich keine Ahnung von der Kamera hatte.»
«Ihr steckt doch alle unter einer Decke.» War Patricks frühere Freundin auch davongelaufen, weil er seine Spielchen mit ihr gespielt hatte? War sie ebenfalls gutgläubig in das Schloss gekommen und dort heimlich gefilmt worden? Verdammt! Julia wusste gar nicht mehr, was sie noch glauben sollte.
«Sei einfach still und spar dir deine Lügen», sagte sie und war überrascht, als Patrick tatsächlich schwieg.
Ohne weitere Worte zu wechseln, fuhren sie nach Hause. Julia schaute ihn nicht an, verabschiedete sich nicht und drehte sich kein einziges Mal nach ihm um, als sie ausstieg.
Am nächsten Tag um die Mittagszeit quälte sich Julia aus dem Bett. Es war Montag, und sie musste eigentlich arbeiten, hatte sich am Morgen jedoch krankgemeldet. Was sie sehr selten tat. Aber sie hatte die restliche Nacht kein Auge zugemacht und sah verheult aus. Alles wegen Patrick.
Die ganze Zeit hatte sie sein Bild vor Augen: das harte, männliche Gesicht, den attraktiven Körper, sein atemberaubendes Lächeln. Wie wohl sie sich bei ihm gefühlt hatte, wie sicher. Er hatte ihr sogar vorgegaukelt, er würde ihre Brüste lieben. Und wie verzweifelt er ausgesehen hatte. Das konnte doch niemand spielen? Patrick anscheinend schon. Sie wusste, wie gut er in eine Rolle schlüpfen konnte. Er war der geborene Schauspieler.
Alles Lug und Trug. Niemals hatte er gesagt, er würde sie lieben. Warum auch.
Erneut hatte es ein Mann geschafft, ihre Welt zum Einsturz zu bringen. Von nun an würde sie wie eine Nonne leben, dann konnte ihr kein Kerl je wieder wehtun.
Nachdem sie sich einen Kaffee aufgebrüht hatte, schlurfte sie zum Computer, um die Mails zu checken. Patricks Nachrichten würde sie gleich löschen. Nichts sollte sie an ihn erinnern. Besser, sie vergaß ihn. Und bei der Agentur würde sie nachfragen, ob sie mit einem anderen Partner die Führung machen
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