Fucking Munich
Hände presste sie auf seinen Rücken. Sie musste ihn spüren, ihm so nah sein wie möglich.
«Ich, ähm … geh mal raus und sperre die Eingänge ab», sagte Herr Hartmann, bevor er verschwand.
Julia war mit Patrick allein.
Er umfasste ihr Gesicht. «Ich …» Lächelnd schüttelte er den Kopf. «Ich wollte dir so viel sagen, und jetzt weiß ich nicht, wo ich anfangen soll.»
Wie wäre es mit: Ich liebe dich?, dachte sie.
«Ich bin überglücklich, dass dieses Missverständnis aus der Welt ist.»
«Und ich erst.» Julia wischte sich über die feuchten Augen. «Ich wollte schon fast ins Kloster gehen.»
«Das hätte ich auf jeden Fall verhindert», erwiderte er schmunzelnd. Im nächsten Moment wurde Patrick wieder ernst. «Dieser Robert hat dir sehr wehgetan, oder?»
Neue Tränen trübten ihre Sicht. «Wegen dem Typen hab ich eine Menge Komplexe. Deshalb bin ich so ausgerastet und wollte dir nicht glauben.»
«Ist gut», sagte er leise und streichelte ihren Rücken. «Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich bin derjenige, der hier Mist gebaut hat. Aber jetzt ist alles wieder in Ordnung.»
Mit beiden Händen umfasste er ihr Gesicht und sah ihr tief in die Augen. «Trotz deiner bösen Erfahrungen warst du sehr mutig.»
«Na ja.» Sie zuckte mit den Schultern. «Ich wollte dir unbedingt beweisen, dass ich eine gute Sklavin bin, damit du mich … magst.»
Patrick drückte sie an den Oberarmen zurück und sah sie streng an. Eigentlich sah er fast erschrocken aus. «Du hast das
mir
zuliebe getan?»
«Ein wenig», gab sie kleinlaut zu.
Patrick schüttelte den Kopf. «Tu nie wieder jemandem etwas zuliebe, wenn du nicht völlig dahinterstehst. Außerdem habe ich dich schon vorher gemocht, deinetwegen bin ich ja zu dieser Agentur gegangen.» Ein Schatten huschte über sein Gesicht. «Hat dir denn wenigstens ein bisschen gefallen, was wir getan haben?»
«Ein bisschen?» Was hatte er plötzlich? «Es war das beste Erlebnis meines Lebens!»
Aufatmend zog er sie wieder in seine Arme. «Da bin ich aber froh. Bitte sei immer ehrlich zu mir und tu nichts, was dir nicht gefällt.»
Plötzlich wurde Julia klar, dass sie nicht die Einzige war, die mit den Dämonen der Vergangenheit zu kämpfen hatte. «Willst du darüber reden?», flüsterte sie und schmiegte ihren Kopf in seine Halsbeuge. Mmm, wie gut er dort roch.
«Ich … war mal mit einer Frau zusammen, die meine Vorlieben zu teilen schien. Ich war gerade mit dem Studium fertig, und wir zogen gleich zusammen. Es ging ein Jahr gut, dann hat sie mich von heute auf morgen verlassen. Einfach so, ohne Begründung. Erst später erfuhr ich, dass sie sich eigentlich nur mir zuliebe unterwarf.»
Jetzt verstand Julia sein Zögern vor der Grotte und warum er ihr nie seine Gefühle gestanden hatte.
«War sie …» Julia schluckte. «Hast du sie auch in die Ruine mitgenommen?»
Patrick nickte. «Ja. Ich dachte, es würde ihr gefallen. Hat es dann ja auch. Aber aus anderen Gründen. In Wahrheit hat sie sich nämlich in einen der Sklaven verliebt.» Er seufzte.
«Mit dem ist sie durchgebrannt?»
«Sozusagen», erwiderte er leise. «Lass uns nicht von der Vergangenheit reden. Jetzt gibt es uns, und nur das zählt.» Er räusperte sich. «Hast du vielleicht Lust, irgendwo ein Eis essen zu gehen? Der Abend ist so schön.»
Julias Herz schlug schneller. «Ein Eis wäre wunderbar.»
Lächelnd griff er nach ihrer Hand. «Vielleicht sollten wir noch mal von vorne anfangen, wie bei einem ersten Date.»
«Zwick mich mal», sagte sie und lachte, als er sie tatsächlich in den Arm kniff. «Was soll das eigentlich heißen: Du bist meinetwegen zur Agentur gekommen?»
Inzwischen hatten sie das Schloss verlassen, und er zog die Tür hinter ihnen zu. Die Besucherparkplätze leerten sich, und von Herrn Hartmann war nichts zu sehen. Der Abend war warm und wolkenlos. Ein herrlicher Tag für einen Neubeginn.
«Nach meiner Trennung von Barbara war ich lange nicht mehr hier», begann er zögerlich.
Julias Magen verkrampfte sich. Barbara hieß sie also.
«Dann war ich eine Zeitlang jeden Nachmittag im Botanischen Garten, um die Schmetterlinge zu beobachten. Eines Tages kam ich auf die Idee, Wolfgang zu besuchen. Ihm einfach mal hallo zu sagen und mich zu erkundigen, wie es den anderen geht.»
«Du meinst Margarete und Co?»
Patrick nickte lächelnd, während sie an dem großen Brunnen vorbeigingen. «Ich weiß, sie ist nicht dein Fall. Meiner übrigens auch nicht.»
Es tat so
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