Fuehre mich in Versuchung
lange durchhalten würde. Honey, wenn dich das alles so belastet, warum nimmst du nicht Urlaub?“
„Im Moment geht das nicht“, widersprach sie. „Ich kann euch nicht verlassen, solange ich nicht weiß, ob …“
„Ich weiß. Ich kümmere mich darum, du musst dir keine Sorgen machen. In zehn Tagen ist das Geld vollständig auf Cords Konto.“
Sie biss sich auf die Lippen. Ihr war klar, dass Preston dafür eine Menge Wertpapiere verkaufen musste, und sie fühlte sich schuldig, weil er ihr nicht erlaubt hatte, ihm zu helfen.
Sie musste ihren ganzen Willen zusammennehmen, um sich nichtständig nach Cord umzudrehen. Er tanzte jetzt nicht mehr mit Cheryl, sondern unterhielt sich mit verschiedenen Leuten. Warum war er hier?
Um sich zu zerstreuen, unterhielt sie sich mit Preston über belanglose Themen, bis er sie unterbrach.
„O-o“, bemerkte er. „Gleich geht Grant Keller auf Cord los.“
Susan drehte sich um. Die feindselige Stimmung zwischen den beiden war unübersehbar. Grant Keller stand mit geballten Fäusten direkt vor Cord. Sein Gesicht war vor Wut verzerrt. Cord dagegen wirkte gelangweilt, aber in seinen Augen lag eine Kälte, die verriet, dass er gleich die Beherrschung verlieren würde.
Plötzlich packte Susan ein Zorn, der ihre Niedergeschlagenheit vertrieb. Dieser dumme Skandal hatte schon genug angerichtet. Und jetzt musste auch noch Mary Keller mit ansehen, wie ihr Mann wegen seiner früheren Frau gleich einen Streit anfangen würde.
Und Cord … was war mit ihm? Diese Liebesaffäre aus Jugendtagen hatte ihn bei seiner Familie geächtet und ihn seither isoliert. Es stimmte zwar, dass Grant Keller der Gehörnte war, aber er war nicht der Einzige, der gelitten hatte. Es war Zeit, das alles zu beenden.
Die Gäste hatten Susan Blackstone noch nie zornig erlebt. Erstaunt traten sie beiseite, um ihr Platz zu machen, als sie sich einen Weg durch die Menge bahnte. Mit geröteten Wangen stellte sie sich zwischen die beiden Männer.
„Grant“, begann sie, „ich möchte bitte mit dir reden. Allein. Sofort.“
Überrascht sah er sie an. „Was?“
Cord versuchte, sie zur Seite zu schieben. Über die Schulter hinweg lächelte sie ihn an. „Wage es nicht“, sagte sie, immer noch liebenswür-dig. Dann wandte sie sich wieder an Grant.
„Grant?“ Zur Sicherheit hakte sie sich bei ihm ein und schob ihn aus dem Saal auf die Terrasse.
„Was soll das?“, fragte sie, als sie außer Hörweite waren. „Sind nicht schon genug Leute von diesem alten Skandal in Mitleidenschaft gezogen worden? Es ist vorbei! Es kann nicht rückgängig gemacht werden, alle Beteiligten haben dafür bezahlt. Vergiss diese Geschichte endlich!“
„Ich kann nicht!“, gab er ebenso eindringlich zurück. „Ich habe ihn in meinem Bett mit meiner Frau gefunden! Glaubst du, er hätte sich geschämt? Er hat mich angeglotzt, als wäre Judith seine Frau und als hätte ich kein Recht, überhaupt reinzukommen!“
Ja, das hörte sich ganz nach Cord an. Aber sie schob den Einwand beiseite. „Damit musst du leben. Liebst du denn deine erste Frau immer noch? Hast du dir mal überlegt, wie sich Mary fühlen muss, wenn sie sieht, wie du wegen einer anderen Frau einen Streit vom Zaun brichst? Du könntest ihr genauso gut gleich ins Gesicht schlagen!“
Grant fuhr sich nervös mit dem Handrücken über die Stirn. „Daran habe ich gar nicht gedacht.“
„Die Sache ist vorbei“, wiederholte Susan. „Und jetzt geh rein und sieh zu, dass du dich bei Mary entschuldigst.“
Als er gegangen war, blieb sie noch einige Augenblicke stehen, um sich zu sammeln.
„Das ist aber eine schlechte Angewohnheit.“
Die dunkle Stimme ließ sie herumwirbeln. Cord trat auf die Terrasse. Mit dem Finger berührte er die sanfte Rundung von Susans Wange und strich bis zu ihrem Hals. „Hat dir deine Mutter nicht beigebracht, dass man sich nicht in einen Streit einmischt?“
Es fiel ihr schwer, eine Antwort zu finden. „Dieser Streit war vor vierzehn Jahren.“
Langsam streichelte er über ihr Schlüsselbein und die empfindliche Höhlung an ihrer Schulter. Bei der Berührung stockte Susan der Atem.
Er hob die Mundwinkel zu einem dünnen Lächeln. „Ich weiß wirklich nicht, was ich mit dir anfangen soll. Ich kann mich einfach nicht entscheiden, was dich betrifft.“
„Was meinst du damit?“ Sie brachte nur ein heiseres Flüstern zustande.
Langsam strich er über ihre andere Schulter. Ihr Herz begann wild zu schlagen, als er durch die Berührung
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