Fuehre mich in Versuchung
Abend, an dem er wieder aufgetaucht ist, dachte ich, er macht sich nur an dich heran, um mir eins auszuwischen. Steckt da noch mehr dahinter?“
Susan hätte es selbst gern gewusst. Unglücklich sah sie Preston an. „Ich weiß es nicht.“
„Susan, bitte, lass dich nicht weiter mit ihm ein. Triff dich nur mit ihm, wenn es unbedingt sein muss. Du hast keine Ahnung, was für eine Sorte Mann er ist.“
„Doch“, unterbrach sie ihn. „Er ist ein harter, einsamer Mann.“
Preston sah sie spöttisch an. „Mein Gott, wie kannst du so naiv sein? Immer siehst du in allen nur das Gute! Manche Leute sind einfach durch und durch schlecht. Versprichst du mir, ihn nicht mehr zutreffen, bevor er eine Chance hat, dich wirklich zu verletzen?“
Es war eher wahrscheinlich, dass Cord sie nicht mehr sehen wollte, aber sollte sich ihr wunderbarerweise eine weitere Möglichkeit bieten, würde sie sie mit beiden Händen ergreifen. Sie wollte herausfinden, ob ihre Gefühle nur eine vorübergehende sexuelle Anziehung waren oder der Anfang einer wirklichen Liebe.
Fünf Jahre lang hatte sie um Vance getrauert. Sie wollte wieder lieben, sie wollte wieder heiraten und Kinder haben. Vielleicht war Cord nicht der richtige Mann dafür, aber sie musste es wenigstens versuchen, sonst würde es ihr für den Rest ihrer Tage leid tun.
Sie begegnete Prestons Blick. „Das kann ich nicht versprechen.“
Er sank ein wenig in sich zusammen. „All diese Jahre“, murmelte er. „Erst warst du Vances Frau, dann seine Witwe. Ich habe gewartet, denn ich wusste, dass du noch nicht über ihn hinweggekommen warst. Verdammt, warum muss es ausgerechnet Cord sein?“
Susan sprang auf, erschrocken darüber, was er ihr da offenbarte. „Preston … das habe ich nicht gewusst“, flüsterte sie.
In seinen blauen Augen schimmerte es. „Ich weiß“, sagte er und holte zitternd Luft. „Ich habe es immer für mich behalten, was hätte ich sonst tun sollen? Meinem Bruder die Frau wegnehmen?“
„Es tut mir leid! Es tut mir so leid!“
Was konnte sie anderes dazu sagen? Die Dinge waren nicht zu än-dern. Vielleicht hätte sie sich eines Tages in Preston verliebt, wenn alles anders gekommen wäre. Aber von dem Augenblick an, als sie Cord gesehen hatte, war ihr geregeltes Leben so aus den Fugen geraten, dass sie die Folgen noch gar nicht abschätzen konnte.
„Ich weiß.“ Preston wandte sich ab, damit sie seinen Schmerz nicht sah. Seine Geduld hatte ihm gar nichts eingebracht. Alles, was er jetzt noch hatte, war sein Stolz. Schweigend verließ er den Raum.
Susan wusste, was ihn das kostete, und Tränen traten ihr in die Augen. Würde sich Cord freuen, wenn er wusste, dass es ihm gelungen war, Preston bis ins Mark zu verletzen, wenn auch unfreiwillig? Bei dem Gedanken zuckte sie zusammen. Niemals würde sie Cord erzäh-len, dass Preston auf mehr gehofft hatte. Das war das Mindeste, was sie für ihn tun konnte.
5. KAPITEL
G egen Ende der Woche waren die Spuren, die der emotionale Aufruhr in Susan verursacht hatte, nicht mehr zu übersehen. Sie war dünner geworden und wirkte noch zerbrechlicher. Wenigstens hatte sie mit Imogene eine Art Frieden geschlossen. Ohne den Vorfall zu erwähnen, hatte ihre Schwiegermutter sie gebeten, an ihrer Stelle am Freitagabend zu einer Spendenparty bei Audrey Gregg zu gehen.
Der Frühling kündigte sich an, das Wetter war wärmer geworden. Susan entschied sich für ein eng anliegendes, halblanges Kleid in Schattierungen von Blau und Lavendel mit tiefem Ausschnitt. Sie war zu müde, um sich lange mit ihrem Haar zu beschäftigen, also bürstete sie es bloß sorgfältig und trug es offen.
Auf der Fahrt zu Audrey ging die Sonne in prächtigen rotgoldenen Farbtönen unter, und diese Schönheit heiterte Susan etwas auf. Doch ihre Laune hielt nicht lange, als sie unter den vielen Leuten bei Audrey auch Cord entdeckte, der mit Cheryl Warren tanzte.
Schon wieder Cheryl! Obwohl Susan sie mochte, fühlte sie einen eifersüchtigen Stich. Es war nur, dass Cheryl so … so sexy war und so selbstsicher. Im Vergleich zu ihr fühlte sich Susan unscheinbar.
Plötzlich erschien Preston an ihrer Seite und dirigierte sie zum Bü-fett. Besorgt sah er sie an. „Entspann dich“, empfahl er ihr.
„Das versuche ich ja“, seufzte sie und ließ sich von ihm einen Teller füllen. „Ich wünschte, ich könnte mal wieder eine Nacht durchschlafen. Wenigstens spricht Imogene wieder mit mir.“
Er lächelte. „Ich wusste, dass sie das nicht
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