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Führe mich nicht in Versuchung

Führe mich nicht in Versuchung

Titel: Führe mich nicht in Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Byron
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dieses Gefühls, wie ein Vogel, der nach Hause findet.
    Max lehnte an einem Baum, die Arme vor der Brust gefaltet und beobachtete sie.
    Endlich.
    Den ganzen Tag über war sie zwischen Wut und Sorge hin-und hergerissen gewesen. Er hätte ihr doch zumindest sagen können, in welche Richtung er reiten wollte.
    Maxens Mund verzog sich zu einem spöttischen Lächeln. »Ist dir klar, dass mein Vater dir den Kopf abreißen würde, wenn er sehen könnte, was du mit seinem kostbaren Garten anstellst?«
    »Warum?« fragte sie ruhig, und ihre Verwirrung nahm zu, da er sich so benahm, als sei nichts geschehen. »Diese Blumen sind doch nur dann kostbar, wenn man sich auch an ihnen erfreuen kann.«
    Er runzelte die Stirn, während er sich vom Stamm abdrückte und auf sie zukam. »Er glaubte daran, dass einige Dinge nicht dafür geschaffen wurden, berührt zu werden. Weil sie zu zerbrechlich sind. Zu leicht zerstört werden können. Abgesehen davon haßte er Blumenarrangements.«
    »Wie traurig für ihn«, sagte sie und schnitt eine weitere Rose ab. » Hasst du sie auch?«
    »Nein. In diesem Fall wäre das wohl ein verschwendetes Gefühl.«
    Wie schade, dass Max Emotionen unter dem Aspekt von Effektivität und Verschwendung sah!
    Er trat unruhig von einem Bein auf das andere. »Ich habe noch etwas zu erledigen«, sagte er.
    »Hast du deinen Ritt genossen?« fragte sie, bevor er sich zum Haus umwenden konnte. Sie wollte das Gespräch noch nicht beenden.
    »Ja«, erwiderte er.
    »Wohin bist du geritten - nach London und wieder zurück?«
    Er betrachtete sie mit hochgezogenen Augenbrauen. »Vorsicht, Lillian, du klingst wie ein eingeschnapptes Eheweib.«
    »Ich bin ein eingeschnapptes Eheweib«, entgegnete sie. »Das nächste Mal, wenn du beabsichtigst, für einen Tag zu verschwinden, würde ich es begrüßen, dein Ziel zu kennen.«
    »Aus welchem Grund?«
    »Falls du wieder einmal von deinem Pferd fallen solltest«, erwiderte sie schnippisch. »Beim nächsten Mal hast du vielleicht nicht wieder so viel Glück und es ist mehr als nur ein verstauchter Knöchel.« Sie legte eine weitere Rose in ihren Korb. »Ist dir klar, dass ich nicht einmal gewusst hätte, wo ich nach dir suchen sollte, wenn dir heute etwas passiert wäre?«
    »Ich habe beinahe dreißig Jahre lang allein auf mich achtgegeben, Jillian Ich brauche niemanden, der sich um mein Wohlergehen kümmert.«
    »Du solltest dich dennoch langsam daran gewöhnen, denn für gewöhnlich sorge ich mich um meine Familie.«
    »Ich bin kein Mitglied deiner Familie«, erwiderte er, drehte sich auf dem Absatz herum und stolzierte davon.
    »Doch, das bist du«, flüsterte sie, kaum fähig, die Worte hervorzubringen.

    Jillian ging früh zu Bett, in der Hoffnung, dass Max ihr folgen würde. Er war beim Abendessen sehr ruhig gewesen, aber wenigstens hatte er die Mahlzeit mit ihr eingenommen, statt auf seinem Zimmer zu speisen. Sie zog es vor, dies als Fortschritt zu betrachten, so klein er auch sein mochte.
    Sie hörte, wie er sein Zimmer betrat, lauschte auf seine Bewegungen, das Rascheln der Kleidung, die gedämpfte Stimme seines Kammerdieners und auf die Stille, die folgte, nachdem der Mann ihm eine gute Nacht gewünscht hatte. Max war allein.
    Sie wartete darauf, dass er kommen würde. Aber er kam nicht. Was sollte sie tun? Es gab beinahe für alles Regeln. Vielleicht war es an ihr, zu ihm zu gehen. In ihrer Unwissenheit war das am gestrigen Abend so einfach gewesen, aber nun, da sie über die Intimitäten, die folgten, Bescheid wußte, war es wesentlich komplizierter. Wie frustrierend, dass nun, da sie wußte, welche Fragen sie stellen wollte, niemand in der Nähe war, um sie zu beantworten. Ihr war wohl bekannt, dass es ein Buch über das rechte Betragen von Bediensteten gab, und sie fand, dass es auch ein entsprechendes Werk für die Unterweisung von Frauen geben sollte.
    Sie kam zu dem Schluss, dass ihr nichts anderes übrigblieb, als ihrem Instinkt zu folgen. Sie kletterte aus dem Bett und ging zu der Tür hinüber, die ihr Zimmer mit dem seinen verband. Ob schicklich oder nicht, sie wollte ihn, und sie glaubte, dass auch er sie wollte. Immerhin hatte er sie letzte Nacht nicht zurückgewiesen. Und sie wußte aus Erfahrung, dass sie ihm nicht die Gelegenheit geben durfte, zuviel Abstand zwischen sie zu bringen, denn dann würde es sie wieder eine Menge Arbeit kosten, sich ihm zu nähern.
    Sie klopfte entschlossen an seine Tür. Keine Antwort. Sie öffnete die Tür und trat ein. Er war

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