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Führe mich nicht in Versuchung

Führe mich nicht in Versuchung

Titel: Führe mich nicht in Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Byron
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sich wohl nur um die Gräfin von Blackwood handeln.
    Selbst aus der Entfernung erkannte Max, dass sie wunderschöne Haut hatte, die an Porzellan erinnerte, und dass sie dazu feine Züge und wundervolle lange, kastanienbraune Haare besaß. Sie lächelte Max zu, und in diesem Lächeln lag eine solche Wärme und Schönheit, dass es ihm den Atem verschlug. Max wusste sofort, warum der Herzog sie zu seiner Mätresse gemacht hatte. Sein Vater hätte es niemals vermocht, solche Schönheit zu betrachten, ohne sie zu seinem Eigentum zu machen - so war es schließlich mit allen Schätzen seiner Sammlung gegangen.
    Bruce starrte Max für einen Moment an, drehte sich dann abrupt um und verschwand in der Menge. In diesem Augenblick hatte Max das Gefühl, als laste das Gewicht der ganzen Welt auf seinen Schultern. Und er schwor sich, ein besserer Mann zu werden als sein Vater.
     

Zweiter Teil
     

Kapitel 4
    Westbrook Court, Frühjahr 1817
    Sie sah aus, als wäre sie aus dem Tollhaus geflohen.
    Jillian starrte auf ihr Spiegelbild und konnte nur mit Mühe ein Lächeln unterdrücken. Von einem Moment zum nächsten verschwanden die Locken, die ihr Clancy ins Haar gemacht hatte. Die Strähnen glätteten sich, mit jedem Bürstenstrich knisterte es, und die Haare standen von ihrem Kopf ab, als wollten sie solch einer grausamen Behandlung entkommen. Sie hätte LadyLou von vornherein sagen können, dass jeder Versuch, ihr Haar mit Locken zu versehen, fehlschlagen würde. Aber LadyLou hatte es sich nun einmal in den Kopf gesetzt, dass Jillian auf dem Ball mit einer Lockenpracht erscheinen sollte, die ihr den Rücken hinabfiel.
    »Ich kann es noch einmal versuchen, Mylady«, bot das Dienstmädchen an.
    »Nein«, rief Jillian. »Legen Sie das Lockeneisen weg, Clancy. Es ist sinnlos.«
    LadyLou seufzte geschlagen. »Du wirst die einzige Dame auf deinem Debütantinnenball sein, die glattes Haar hat. Ein einfaches Chignon würde dir vielleicht am besten stehen«, sagte sie von ihrem Stuhl am Kamin aus.
    Jillian konnte vor Aufregung kaum still sitzen. In ein paar Stunden kamen Max und Damien an, und morgen würden sie sie nach London begleiten. Und dann ging es erst richtig los: einrichten im Stadthaus der Forbes, Anprobe beim Modisten, Tanzstunden, weitere Anproben, und schließlich ihre Vorstellung bei Hofe und ihr Debütantinnenball.
    Sie würden alle zusammen in derselben Stadt sein, und Max sogar nur einige Straßenblocks von ihr entfernt in seinem Haus wohnen. Sie würde Damien und Max jeden Tag sehen. Endlich wäre sie ein Teil ihrer Welt.
    Sie hatte sie nun schon einige Monate nicht gesehen. Normalerweise besuchten sie sie alle zwei Wochen, aber wichtige Geschäfte hatten die beiden für eine Weile davon abgehalten, London zu verlassen –
    »Jillian!« rief eine Männerstimme.
    Sie sprang auf ihre Füße und warf den Stuhl um, als sie herumwirbelte und davon stürmte. »Sie sind zu früh!«
    »Jillian«, rief LadyLou mahnend. »Eine Dame rennt nicht, sie geht.«
    Jillian riss die Tür auf - und rannte direkt gegen eine Wand. So fühlte es sich zumindest an. Ihre Haare flogen umher, und sie stieß ein undamenhaftes Schnauben aus, als ihr die Luft aus den Lungen gepresst wurde.
    »Vorsicht, sonst schlägst du dich noch selbst bewusstlos«, sagte eine amüsierte, männliche Stimme, und ein paar starke Arme umfingen sie. »Und ich habe keine Lust, stundenlang zu warten, bis du wieder ansprechbar bist und ich endlich mit dir reden kann. Es ist ohnehin schon zu viel Zeit verstrichen, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben.«
    »Damien«, keuchte sie, stellte sich auf die Zehenspitzen und legte ihre Arme um seinen Hals. »Oh, ich habe dich so vermisst.« Sie lehnte sich zurück, legte den Kopf in den Nacken und betrachtete ihn genau, um sicherzugehen, dass er sich nicht verändert hatte ... dass er wirklich da war. Auch Damien lehnte sich nach hinten, die Hände fest um ihre Taille gelegt und hielt sie beide in der Balance, während er ihren forschenden Blick erwiderte.
    Er hatte sich nicht verändert. Sein Lächeln war immer noch genauso strahlend, und seine Augen zwinkerten ihr voller Humor zu.
    »Habe ich dir wehgetan?« fragte sie.
    »Nein, keine Bange. Es fühlte sich eher so an, als sei ein kleines schwarzes Kätzchen in mich hineingelaufen.«
    »Hallo, Damien«, begrüßte ihn LadyLou und trat auf ihn zu. »Du und Max müsst heute Morgen in aller Frühe aus London abgereist sein. Wir haben Euch erst in ein paar Stunden

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