Führe mich nicht in Versuchung
Bewunderer müssen nun einmal geprüft werden.«
LadyLou seufzte verzweifelt. »Ich will damit lediglich sagen, dass du in deinen Bemühungen ein wenig zu übereifrig bist, Damien. Ich würde vorschlagen, dass ihr beide euch für den Rest des Abends rar macht und mich die Anstandsdame spielen lasst. Eure Anwesenheit allein reicht bereits aus, um die Schufte und Halunken fernzuhalten.«
»Wie es aussieht, sind wir entlassen«, sagte Damien »Sollen wir. uns ins Vergnügen stürzen?«
»Unbedingt«, erwiderte Max, der zwischen Erleichterung und Wut hin und her gerissen war. Es war die reine Hölle für ihn, mitansehen zu müssen, wie jeder Mann hier sich an Jillian heranmachte. Sie war zu jung für all das, zu unschuldig.
Damien gab ein Geräusch von sich, das eine Mischung zwischen Lachen und Stöhnen war, als sie Jillian zum ersten Mal an diesem Abend aus den Augen ließen. »Ich nehme an, wir werden uns mit der Zeit daran gewöhnen, dass alle Gentlemen sie anstarren, als sei sie das letzte Stück Kirschkuchen auf dem Tisch.«
»Das möchte ich doch sehr bezweifeln«, entgegnete Max und warf über die Schulter einen letzten Blick auf Jillian. Möglicherweise war es für sie mit Bruce doch am sichersten, dachte er. Bruce hatte normalerweise genausowenig Gefallen an solcher Unschuld wie er, und sollte Bruce plötzlich doch einen Geschmack dafür entwickeln, so würde er, Max, dafür sorgen, dass ihre gemeinsamen Geschäftsinteressen Bruces Anwesenheit auf einem anderen Kontinent notwendig machten.
Jillian folgte Lord Channing bei den Schritten des Walzers ganz mechanisch. Sie hielt ihren Blick demütig auf seine Schulter gerichtet und war dankbar, dass er offenbar keine Unterhaltung erwartete. Sie hatte Angst zu reden, Angst, dass sie sich zum Narren machen, und er sich nach Gesellschaft umsehen würde, die er befriedigender empfand. Es war schon schlimm genug anzunehmen, dass nur seine Freundschaft mit Max und Damien der Grund war, weshalb er sich ihr gegenüber freundlich verhielt.
Sie war eine Versagerin, ein Mauerblümchen auf ihrem eigenen Ball.
»Es will mir scheinen, als ob Ihre Beschützer aufgegeben hätten.«
»Wie bitte?« Jillian hob verwirrt ihre Augen. Lord Channings Bemerkung hatte sie aus ihren Gedanken gerissen.
»Damien und Max«, sagte er
Jillian blickte zu der Stelle hinüber, wo sie gestanden hatten, und sah dort nur LadyLou. Damien und Max waren nirgendwo zu entdecken. »Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz.«
»Die beiden haben jeden Ihrer tanzwilligen Verehrer, der es auch nur wagte, in Ihre Richtung zu blicken, abgeschreckt. Das ist im Grunde noch sehr milde ausgedrückt. In die Flucht geschlagen scheint mir viel angemessener.«
Ihre Augen weiteten sich. »Oh, nein«, stöhnte sie. »Wirklich?« Das erklärte einiges. Sie musste unwillkürlich lächeln. Die jungen Männer hatten gar nicht ihre Gesellschaft gemieden, sondern nur die von Damien und Max. Ihr Herz hüpfte vor Freude bei dem Gedanken, dass Max den Wunsch hatte, ihre Verehrer abzuschrecken. Sie richtete sich auf, hob ihren Kopf und begegnete Channings Blick mit hochgezogenen Brauen. »Sie haben Sie aber nicht in die Flucht geschlagen, Mylord.«
In diesem Moment endete die Musik, doch obwohl sie aufhörten zu tanzen, blieb Lord Channing mit ihr mitten auf der Tanzfläche stehen. »Ich lasse mich nicht so leicht verscheuchen, übrigens, hören wir doch auf, uns immer mit Lord und Lady anzusprechen. Ein einfaches Bruce würde reichen.«
»Und ich bin einfach Jillian«, entgegnete sie, zufrieden, dass er den Wunsch nach einem weniger formellen Gebaren zwischen ihnen hatte.
»Einfach?« sagte Bruce, während er sie von der Tanzfläche begleitete. »Sie als >einfach< zu beschreiben wäre ganz so, als ob man von einem Gainsborough sagen würde, dass es einfach ein Bild sei.«
Plötzlich kehrte wieder dieses Gefühl des Verzaubertseins zurück, und ihre Füße schienen über den Boden zu schweben. Sie schwebte auf einer Wolke aus elfenbeinfarbener Seide und wiedererwachtem Stolz dahin - sie war überhaupt keine Versagerin! Und obwohl sie sich gewünscht hätte, dass das Kompliment von Max gekommen wäre, so lag nach den Worten von Bruce doch ein eigenartiger Zauber in der Luft.
Der Abend schritt weiter voran, und Jillian ließ keinen Tanz mehr aus. Sie sonnte sich in der Bewunderung ihrer Tanzpartner. Wenn sie so vielen gefiel, dann gefiel sie doch sicher auch Max! Daran wollte sie einfach glauben, denn sie erwischte ihn
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