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Fuehrungs-Spiel

Fuehrungs-Spiel

Titel: Fuehrungs-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Peters , Hans-Dieter Hermann , Moritz Mueller-Wirth
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entsprechende Signale empfängt, wird solche Effekte bestätigen.
    Doch dieses Vertrauen kommt nicht von allein, es muss viel mehr gewonnen, gefördert und gepflegt werden. Für mich ruhte das Vertrauensverhältnis zu meinen Spielern auf drei Säulen:
    1.Klarheit
    2.Transparenz
    3.Berechenbarkeit
    Auf dieser Basis wuchs das Vertrauen der Mannschaft zu mir, ebenso wie meines in die Fähigkeiten der Spieler und – nicht zuletzt: mein Vertrauen zu mir selbst. Eine solche Entwicklung lässt sich jedoch nicht methodisch in Angriff nehmen oder in einzelnen Schritten planen. Die Entwicklung von Vertrauen und Selbstvertrauen unterliegt einem Prozess, zu dem bei mir vor allem auch viel Selbstreflexion beitrug. Im Lauf meines Werdegangs als Trainer stellte ich mir nach großen Meisterschaften und am Ende von Trainingszyklen mit der Mannschaft immer die Frage: Warum hast du das jetzt geschafft? Wie kam es, dass wir unser Ziel erreicht haben? Weshalb bin ich eigentlich ein erfolgreicher Trainer? Die Antworten auf diese Fragen waren vielschichtig. Natürlich entwickelte sich mein Selbstvertrauen auch durch die Erkenntnis, dass ich offensichtlich in der Lage war, aus der Analyse vorangegangener Spiele die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen und so dem Team einen Weg zum Erfolg zu weisen. Auf der anderen Seite entwickelte ich eine gewisse Demut: »Wir haben super trainiert, wir haben alles getan, aber es hätte auch schiefgehen können. Du kannst nicht alles planen und voraussehen!«, sagte ich oft zu mir selbst. Und auch durchlebte Niederlagen, die wir umfassend aufarbeiteten und analysierten, konnten mein Selbstvertrauen stärken: Wenn ich als Trainer das sichere Gefühl hatte, daraus die richtigen Konsequenzen gezogen zu haben.
    Sicherheit und Selbstbewusstsein gaben mir auch die öffentliche Anerkennung nach Erfolgen durch Verbandsfunktionäre des Hockey-Bundes wie auch lobende Kommentare in der Presse. Bei Zeitungsberichten unterschied ich zwischen fachkundigen Bewertungen und kurzfristigem Lob durch fach fremde Journalisten. Letzteres war mir egal, daraus zog ich kein Selbstbewusstsein. Einige wenige Journalisten beschäf tigten sich jedoch dauerhaft und intensiv mit meiner Denkweise und meinen Führungsprinzipien. Wenn diese Journalisten, nachdem sie mich während einer längeren, erfolgreichen Periode begleitet hatten, beschrieben, worin die Ursachen für unseren Erfolg lagen, habe ich für mich gespürt, dass mir dieser Teil der veröffentlichten Meinung Rückhalt und Selbstvertrauen gab.
    Dass der Erfolgreiche nicht an einem Mangel an Selbstvertrauen leidet, leuchtet ein – wie aber ist es um den Selbstvertrauenshaushalt in Zeiten von Misserfolg bestellt? Ich erinnere mich an einige schwierige Phasen, in denen es für das Team und für mich mäßig lief. In solchen Situationen ist die Führungsfigur außerordentlich gefordert. Hier galt für mich und gilt für alle, die führen: Ein Leader muss auch manchmal Schauspieler sein, er muss Sicherheit ausstrahlen und dabei eigene Unsicherheiten überspielen, auch wenn ihn die Zweifel von innen bedrängen. Es sind dann die immer gleichen Fragen, die einen quälen: Ist der eingeschlagene Weg der richtige? Solltest du nicht auf diese oder jene Meinung hören? Ist die Lage nicht doch ganz anders, als du es siehst oder sehen willst? Auf diese Fragen gibt es meistens keine klaren Antworten, der Prozess des Teambuildings und der Leistungsentwicklung ist so komplex, dass es in der Regel keine Lösung nach einem Schwarz-Weiß-Muster gibt. Es bleiben, wie im Leben, Restzweifel am eigenen Tun. Diese muss ein Trainer verbergen können, damit sie nicht auf ein ohnehin verunsichertes Team übergreifen.
    Ich habe meine Restzweifel immer bei meiner Frau und der Familie zurückgelassen oder auf längeren Radtouren in der Natur. Wenn ich dann vor die Spieler trat, hatte ich mir meinen Text, meine Rolle wie ein Schauspieler in meinen Selbstgesprächen zurechtgelegt, um mich und meine Jungs starkzureden. Dann konnte ich meine Vorgaben – meistens – ohne Zeichen von Zweifeln kommunizieren. Besonders nach Misserfolgen ist es sehr wichtig, dass Führungspersönlichkeiten das Gespräch mit dem Team suchen. So trat auch ich in solchen Situationen mit Sätzen wie diesen vor die Mannschaft: »Ihr könnt meiner Arbeit vertrauen, wir Trainer sind uns sehr sicher, dass wir mit euch, mit genau diesen Spielern, auf dem richtigen Weg sind. Wir haben die richtigen Analysen aus den Niederlagen gezogen.

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