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Fuehrungs-Spiel

Fuehrungs-Spiel

Titel: Fuehrungs-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Peters , Hans-Dieter Hermann , Moritz Mueller-Wirth
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anderen Worten: Es ist mir und vermutlich auch anderen sehr ernst mit der tief empfundenen Dankbarkeit für den Rückhalt, die vorbehaltlose Unterstützung, die man erfährt, die ich erfahren habe und erfahre, durch meine Frau und meine Kinder.
    Viele Jahre meiner Karriere als Hockeytrainer habe ich mich wenig mit der Frage beschäftigt, welche Rolle meine Familie, das sogenannte private Umfeld, auf dem Weg zu beruflichen Erfolgen (und Misserfolgen) spielt. Seit ich meine Frau Britta kenne und in ganz besonderem Maße seit der Geburt unserer Kinder weiß ich: Meine emotionale Ausstrahlung, meine Überzeugungskraft als Trainer und Führungsfigur hängt ganz entscheidend von der emotionalen Lage zu Hause ab. Meine Spieler haben mir das immer wieder bestätigt. Im Lauf der Jahre ist mir dadurch immer bewusster geworden, dass das Privatleben, in erster Linie die Familie, aber auch die Freunde und nicht zuletzt die Zeit, die ich für mich alleine jenseits des Sports beanspruche, alles keine Begleiterscheinungen in Bezug auf den beruflichen Erfolg sind. Es sind vielmehr wichtige, ja entscheidende Faktoren, die in vielfacher Hinsicht Einfluss auf das haben, was ich als Trainer und Führungspersönlichkeit zu leisten imstande bin. Um dieses komplizierte Gefüge aus Privatem und Beruflichem, um die Menschen, die dieses Gefüge bei mir stützen, und nicht zuletzt um die schwierige und oft nicht steuerbare Welt der Gefühle soll es im Folgenden gehen.
    Eine der ganz entscheidenden Erkenntnisse ist, dass es sich bei der Beziehung zwischen Beruflichem und Privatem um eine wechselseitige Beziehung handelt. Obwohl bei mir, wie bei vielen anderen, die Summe der jeweils zur Verfügung stehenden Zeit anderes vermuten lässt: Hat man wie ich einen Beruf im Leistungssportbereich, der aus einem Hobby, dem man schon als Kind und Jugendlicher nachging, erwachsen ist, dann sind die Grenzen zwischen Beruf und privatem Umfeld fließend. Dies zu wissen war für mich immer schwierig und schön zugleich. Das Hobby zum Beruf gemacht zu haben – das halten sich viele Führungspersönlichkeiten zugute. Und bezahlen doch einen hohen Preis. So wie ich.
    Ich arbeitete immer sechs, oft sieben Arbeitstage pro Woche und hatte nur zehn Tage Urlaub im Jahr. Meine Arbeitszeiten waren und sind antizyklisch, die Wochenenden meistens sowieso belegt. Als Hockeytrainer war ich oft bis zu 140 Tage im Jahr auf Reisen, weg von zu Hause, oft weit weg. Man kann sich vorstellen, dass dies nicht nur für die Partnerschaft, die Familie, sondern auch für das Pflegen von Freundschaften eine schwierige Ausgangslage ist. Das Privatleben war dabei kein Dienstleister für den Erfolgstrainer, vielmehr waren meine Familie, die Freunde eine der zentralen Bedingungen für den Erfolg. Dieser aus meiner Sicht ideale Zustand kam allerdings nicht von selbst. Ich musste ihn erlernen und erspüren.
    In diesem Zusammenhang muss ich – ganz und gar nicht nebenbei – erwähnen, dass dieser Idealzustand unendlich viel mit der Persönlichkeit und dem Charakter meiner Frau Britta zu tun hat. Sie war und ist mein großes Lebensglück, und vermutlich wäre nicht nur dieses Kapitel, sondern das ganze Buch nicht geschrieben worden, hätte ich Britta nicht kennengelernt. Trotz dieser schicksalhaften, also ganz und gar nicht planbaren Begegnung will ich versuchen, meine Erlebnisse so gut es geht zu verallgemeinern.
    Ein Gemütszustand, den alle kennen, die sich im Spannungsfeld zwischen Beruf und Familie bewegen, ist der des schlechten Gewissens: Auch ich gestehe hier, dass ich mir immer wieder vorwerfen lassen musste, mich zu wenig mit meinen Kindern zu beschäftigen, zu selten bei Schulveranstaltungen und Elternabenden dabei zu sein, meine Erziehungspflichten als Vater zu selten wahrnehmen zu können. Lange Zeit hielt ich diesen Zustand für eine Art Naturgewalt, die mein Beruf mit sich brachte. Ich ließ mir, das gebe ich zu, in diesem Punkt ungern widersprechen. Aber genau hier musste ich dazulernen.
    Nach Gesprächen mit Britta und vielem Nachdenken wurde mir schließlich klar, dass es nicht das schlechte Gewissen war, das mich zu einer Änderung meines Verhaltens bringen würde. Es war schlichtweg die Erkenntnis, dass ich als Führungsfigur gelassener, überzeugender und damit auch effektiver werde, wenn ich das Familienleben stärker in das Berufsleben hineinragen lasse. War es nicht so, dass ich meinen Spielern immer predigte, sie mögen für sich, neben dem Leistungssport, einen

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