Fuehrungs-Spiel
sondern auch eine kompetente Kritikerin. In großer Offenheit und mit klaren Worten kritisierte sie meine oft fanatisch an maximaler Leistung orientierte Denkweise. Es ist nicht zuletzt ihr zu verdanken, dass ich, im Lauf der Jahre, als Trainer immer mehr Mensch wurde.
Britta hat ihre beruflichen Ambitionen an den Nagel gehängt, um mir zu ermöglichen, in meinem Beruf diesen Weg zu gehen, und um unserer Familie Geborgenheit und mir einen Rückzugsraum, in dem ich nicht Vorbild sein musste, zu schaffen. Nicht zuletzt hat sie unseren Kindern ein Zuhause geschaffen. Das ist eine sehr persönliche Angelegenheit, die eigentlich gar nicht hierhergehört. Umso mehr gehört hierher, dass sie mit ihrem Einfluss, ihrer psychologisch-empfindsamen Art am Profil des Erfolgstrainers Bernhard Peters mehr Anteil hat als jeder andere meiner vielen beruflichen Lehrer und Begleiter. Durch Britta wurde ich, was ich bin, als Mensch, aber auch als Trainer. Und das sollen alle wissen, die sich für meine Arbeit und meine Prinzipien der emotionalen Führung interessieren.
Zum Schluss noch ein heikler Punkt. Es geht um die Frage: Welches Recht habe ich als familienfeindlicher Rund-um-die-Uhr-Arbeiter, als Weltenbummler und manchmal öffentliche Figur auf Freizeit, ganz für mich, allein oder mit Freunden? Meine Antwort lautet: jedes Recht. Und doch muss man, muss ich dabei sehr vorsichtig argumentieren: Neben der den Alltag dominierenden »Nur-Trainer-Sein«-Phase kommt, wie geschildert, die immens wichtige Phase des Vater-Seins für meine Kinder. Zwei weitere Phasen sollten aber auf keinen Fall unter den Tisch fallen. Es geht um die Zeit, die ich nur mit meiner Frau verbringen wollte, und die Zeit, die ich für mich alleine brauchte. Beides lässt sich nicht einfach unter der Überschrift »Familie« abbuchen, sondern beansprucht separaten Raum. Wer sich also – und das gilt wie so vieles nicht nur für Führungspersönlichkeiten – Gedanken macht über die Balance zwischen Privat- und Berufsleben, der sollte sich im Klaren sein, dass Partnerschaft, Familie, Freundschaft und nicht zuletzt das Alleinsein vier unterschiedliche und unterschiedlich zu pflegende Bereiche einer gesunden Work-Life-Balance sind.
Von unbedingten Vorzügen des Alleinseins brauche ich, glaube ich, niemanden zu überzeugen. Die Vorstellung, die kostbaren Momente jenseits des Berufs auch mit Menschen, die nicht zur Familie gehören, zu verbringen, ist da schon schwieriger. Wie jeder Mensch, so brauchen besonders vielfältig beanspruchte Führungspersonen (einige wenige) Gesprächspartner, mit denen sie die beiden zentralen Felder des Lebens, Beruf und Familie, erörtern können. In meinem Fall waren dies meistens Begleiter in meinem Beruf, die darüber hinaus zu Freunden wurden. Einer von ihnen war und ist Werner Wiedersich, als Trainer verantwortlich für die Strafecken, als Freund während unserer Reisen auch für mein seelisches Gleichgewicht. Seine Herkunft, seine Bildung, seine Klarheit faszinierten mich kolossal. Wenn die Arbeit getan war, verzogen wir beide uns oft auf sein Zimmer, er erzählte mir von seinem Leben in der DDR, wir sprachen über unsere Familien und nur ganz wenig über Hockey. So schaffte ich es, mich auch während der anstrengenden Phasen großer Turniere oder wichtiger Lehrgänge auszubalancieren, runterzukom men und – zugegeben nur für kurze, aber sehr energievolle Momente – das nächste Spiel, die nächste Trainingseinheit zu vergessen.
Ein anderer Freund ist Withold Ziaja, er war zu meiner Zeit als Juniorentrainer der Manager des Teams. Er folgte mir nicht, als ich Herrenbundestrainer wurde, er blieb der Manager der Junioren, wir blieben Freunde. Er ist bis heute eine Art ruhender Pol in meinem Umfeld, ein Mann, mit dem ich über meine Sorgen im Job, aber auch in der Familie sprechen kann, der vor allem aber eine ungeheure Lebensfreude ausstrahlt. Wir reisen seit einigen Jahren einmal im Jahr nach Polen, seine Heimat, für drei Tage. Er zeigt mir sein Land, unser gemeinsamer Beruf ist dann weit weg und auch die Familie. Ich bin dann ganz bei mir. Ich bin fest davon überzeugt, dass von diesem Trainingslager für die Seele alle profitieren: meine Freunde, meine Familie, meine Mannschaften – und ich.
Wechselspiel: Zwischen Anspannung und Entspannung
Menschen, besonders solche, die führen, brauchen Pausen. Das zu erkennen fällt Führungskräften manchmal schwer. Dann meldet sich die Gesundheit. Erst ganz leise, dann immer
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