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Fuehrungs-Spiel

Fuehrungs-Spiel

Titel: Fuehrungs-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Peters , Hans-Dieter Hermann , Moritz Mueller-Wirth
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eerlaufen«: Man konzentriert sich auf die Leere, hält den Blick auf den Boden fixiert und merkt nach einer Weile, wie die Gedanken in diesem Boden versinken, sich verlieren. Plötzlich hörst du nur noch den Rhythmus deiner Schritte, deinen Atem, das Standbild des Waldbodens liegt vor deinen Augen, der Kopf ist leer. Am Ende eines solchen Laufes fühlst du dich richtig gut. Du spürst, wie du deine Balance findest.
    Ich begann auch, meinen Tagesablauf in den lehrgangs freien Zeiten klar zu strukturieren: recht früh zu Bett gehen, regelmäßige, gesunde Ernährung, ein kurzer Mittagsschlaf.
    Ich achtete auch in der lehrgangsfreien Zeit auf langes, bewusstes Atmen und verbrachte mehr Zeit in der Natur. Hinzu kam die große Geborgenheit zu Hause. Bücher lesen, Gespräche mit Freunden, meine Zeit mit Britta waren nicht nur erfüllende Momente fern des Berufs, sondern auch bewusste Phasen der Entspannung: insgesamt ein optimaler Gegensatz zu den absoluten Stresszeiten während der Lehrgänge und Länderspielreisen.
    Das Wechsel- und Zusammenspiel zwischen Freizeit und Beruf, das Abschalten-Können also in Phasen vergleichsweiser Entspannung ist sicherlich die Grundlage für diese besondere Form der Balance. Im Abschnitt »Work-Life-Balance« habe ich das ausführlich beschrieben. Doch das Management der eigenen, limitierten Ressourcen mitten in Phasen großer Anspannung ist für Führungspersönlichkeiten und die an sie gestellten Ansprüche permanenter Präsenz und Konzentration fast noch wichtiger. Auch ein vollgepackter 16-Stunden-Tag braucht Intervalle, nicht um Arbeitszeit zu verlieren, sondern, davon bin ich fest überzeugt: zur Steigerung der Leistung.
    Kein Mensch kann einen ganzen Tag lang ununterbrochen Höchstleistung bringen. Höchstleistung ist das Ergebnis von Intervallen, mittelfristigen, wie beschrieben, aber auch kurzfristigen. Als Beispiel will ich den Ablauf eines dieser extrem fordernden Lehrgangstage schildern, so , wie ich ihn mir in den letzten Jahren ausbalanciert habe.
    •Morgens, vor dem Frühstück, um 6.30 Uhr: 40 Minuten ruhiges, meditatives Laufen
    •Unmittelbar vor dem Vormittags t raining oder der ersten Besprechung: 10 Minuten auf dem Zimmer sammeln oder dösen
    •Nach einer hoch konzentrierten Sitzung, einem kraftraubenden Training: 10 Minuten bewusst relaxen
    •Nach dem Mittagessen gegen 13 Uhr: 20 Minuten Schlaf
    •Nach dem Nachmittagstraining: 10 bis 15 Minuten bewusstes Abschalten ohne Bezug zu weiteren Aufgaben
    •Spät am Abend nach den Teamsitzungen, etwa um 22 Uhr, 22 .30 Uhr: Rückzug, allein aufs Zimmer, lesen, zappen, entspannen, einschlafen
    Bei Lehrgängen war der Tagesablauf durch das relativ fest gefügte Programm gewissermaßen von außen vorgegeben. Trotzdem brachte ich konsequent mein eigenes Wechselspiel zwischen Anspannung und Entspannung in diese Abläufe mit hinein. Wie aber verhielt ich mich, wenn ich für mich alleine, in den durchaus auch arbeitsintensiven Phasen zwischen den Lehrgängen, meine Zeit frei einteilen konnte? Ich entwickelte für meine persönliche Balance, wenn es eben möglich war, einen Tagesfahrplan zwischen Kreativität und Routine. Ich erkannte, dass meine kreativen Hochphasen am Morgen zwischen neun und elf Uhr lagen, dann nach dem Mittagsschlaf zwischen halb drei und fünf Uhr nachmittags und dann noch mal nach dem Abendessen, zwischen etwa halb neun und halb zehn. In diese Phasen legte ich ganz bewusst Tätigkeiten, die meine Kreativität beanspruchten: die Entwicklung neuer taktischer Formationen, das Ausarbeiten von innovativen Trainingsinhalten, aber auch Videoanalysen und Auswertungen. Den Rest der Arbeitszeit verwendete ich dann für Routineangelegenheiten wie Detailorganisation für Lehrgänge oder die Beantwortung von unkomplizierten Anfragen. Es dauerte eine Weile, bis ich herausbekommen hatte, wo meine persönlichen Hoch-Zeiten lagen. Als ich es dann wusste, trug der darauf ausgerichtete Tagesablauf wesentlich zu meiner inneren und äußeren Balance bei.
    Am wichtigsten ist Balance natürlich in unmittelbaren Stressphasen, auch wenn sie sich dann am schwierigsten finden lässt. Ich hatte mir gezielt mit der Hilfe der Sportpsychologen Techniken antrainiert und angewöhnt, um vor wichtigen Spie len Balance zu finden. Nur wenn ich einigermaßen entspannt in ein Spiel ging, konnte ich Spielern von der Bank oder in der Halbzeit ein sinnvolles Feedback geben. Das Ziel war klar: Ich brauchte einen optimalen Spannungsgrad, genau

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