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Fuehrungs-Spiel

Fuehrungs-Spiel

Titel: Fuehrungs-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Peters , Hans-Dieter Hermann , Moritz Mueller-Wirth
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zwischen Anspannung und Entspannung – eben eine Ideal-Balance! Dazu lernte ich mentale Techniken.
    Ein wichtiges Medium dabei war die Musik. Ein, zwei Stun den vor dem Spiel trainierte ich zu meiner Lieblingsmusik, meine Muskeln anzuspannen und dann in einer langen Ausatmungsphase wieder zu entspannen. Ich konzentrierte mich auf ruhiges Ein- und langes Ausatmen. Diese Übungen setzte ich auch – ohne Musik – während des Spiels ein. Zusätzlich kam ich vor wichtigen Spielen buchstäblich mit mir ins Gespräch, sprach Schlüsselsätze laut vor mich hin. Sportpsychologen empfehlen diese Methode des Selbstgespräches als ein bewährtes Verfahren zur Stressbewältigung und Fokussierung. Einer der Sätze, die ich immer wieder für mich aufsagte, lautete: »Ich bin losgelöst vom Ergebnis.« Das bedeutete: Ich will immer nur im Hier und Jetzt der Spielsituation sein, an nichts zurückdenken oder mir nicht gegebenenfalls wegen eines unvorteilhaften Spielstandes negative Konsequenzen ausmalen, die mich dann aus der Balance bringen. Diesen und andere Sätze schrieb ich auf und klebte sie auf ein Bild eines Strandes auf der Insel Juist – für mich ein Ort wunderbarer Ruhe und Entspannung. Dieses Bild nahm ich in meiner Trainermappe mit auf die Bank. In unbeobachteten Momenten zog ich es hervor. Die Augen hatten für einen kurzen Moment einen Ruhepunkt. Meine Atmung wurde bewusster, ich sprach meine Leitsätze leise vor mich hin. Auch wenn es mir nicht immer gelang, auf diese Weise die totale Balance zu finden, so halfen diese Methoden mir doch in vielen Momenten großer Anspannung.
    Außerdem schrieb ich auf Empfehlung unseres ersten langjährigen Mannschaftspsychologen Lothar Linz vor wichtigen Spielen meine negativen Assoziationen (mögliche Niederlage, große Überlegenheit des Gegners, Ausscheiden) auf ein Blatt Papier. Dann malte ich ein großes STOPP-Verkehrs schild hinter jeden negativen Gedanken – und ließ die schlech ten Gedanken im wahrsten Sinne des Wortes (im Hotelzimmer) zurück. Ich lächelte dabei, wie viele, denen ich das erzählte, ein wenig über mich, aber diese Methode tat mir gut! Auch einige meiner Spieler gingen übrigens nach anfänglichem Spott dazu über, ihre schlechten Gedanken in einem Briefumschlag verschlossen vo r dem Spiel bei Lothar Linz abzugeben. Ganz erstaunt berichten sie noch heute davon, dass sie manches Mal nach den Spielen nicht mehr wussten, was auf dem Blatt in dem Couvert stand. Die negativen Gedanken waren, für die Dauer des Spiels zumindest, aus den Köpfen verschwunden.

    Konfuzius sagt: »Suche dir eine Arbeit, die du liebst, und du musst nie mehr arbeiten.« Dieser schöne Satz steckt voller Tücken. Natürlich gibt es nichts Schöneres als einen Beruf, in dem man voll aufgeht. Es gibt kaum jemand, der das besser beurteilen kann als ich. Denn, wie ich es im biografischen Teil dieses Buches beschrieben habe: »Hockey war mein Leben« – aus Überzeugung, aus Freude, aus Leidenschaft. Für die Balance ist etwas anderes ganz entscheidend: nämlich, dass man gerade als Führungsfigur ein Gegengewicht in Phasen großer Beanspruchung braucht, bewusste Pausen, Intervalle, Ruhephasen. Wer erkennt, dass dieses Gegengewicht kein Angriff auf die eigene Leistungsfähigkeit ist, sondern ein weiterer Motor, wird gewinnen. An Leistungsstärke und an Ausgeglichenheit. Als Mensch und als Führungsfigur.

Außen vor: Warum sich Führungskräfte gelegentlich abschotten müssen
    Wie wichtig es ist, sich über die eigenen Ideen und Vorhaben mit anderen vertrauenswürdigen Menschen auszutauschen, kompetente Partner an den eigenen Entscheidungen zu beteiligen, habe ich bis hierher schon vielfach beschrieben. In diesem Abschnitt will ich nun erläutern, wann und warum es auch schädlich sein kann, Einflüsse an sich und die Gruppe, die einem als Führungskraft anvertraut ist, heranzulassen. Es geht dabei in erster Linie um »äußere« Einflüsse, also um ungebetene Ratgeber.
    Wer wie ich als Trainer für seine Arbeit öffentlich gelobt oder getadelt worden ist, kann ganz schnell eine Reihe dieser externen Einflussfaktoren benennen: die Medien, gelegentlich auch Verbandsfunktionäre, manchmal gar Politiker (wie nach der 1 : 4-Niederlage von Klinsmanns Nationalmannschaft vor der WM, als Mitglieder des Bundestagssportausschusses allen Ernstes verlangten, der Bundestrainer möge ihnen erläutern, wie er die Mannschaft bis zum Turnierbeginn noch in Form bringen wolle). Solche Einflüsse von

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