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Fuehrungs-Spiel

Fuehrungs-Spiel

Titel: Fuehrungs-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Peters , Hans-Dieter Hermann , Moritz Mueller-Wirth
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außen sind meistens Momentaufnahmen, die wenigsten der ungebetenen Einflussnehmer haben sich mit den Motiven, schon gar nicht mit langfristigen Strategien befasst. Und obwohl man selbst und auch die Spieler dies wissen und damit die Oberflächlichkeit des Urteils erkennen, haben solche Meinungsäußerungen oft fatale Folgen, zumal wenn sie von den Medien aufgegriffen und im Sinne einer Kampagne weiterbearbeitet werden.
    Ich selbst hatte ein zentrales Erlebnis in diesem Bereich im Sommer 2003, das ich im Kapitel »Planen – flexibel sein durch Akribie« schon einmal erwähnt habe. Der Hockeyweltverband hatte bei seiner Terminplanung eine idiotische, weil für die Spieler rücksichtslose Entscheidung getroffen: Erst stand die Champions Trophy in Amsterdam an, sechs Spiele gegen die weltbesten Teams in zehn Tagen. Zwei Wochen später sollte es bei der Europameisterschaft in Barcelona um die direkte Qualifikation für Olympia 2004 gehen. Ich war mir sicher, dass wir nicht beide Wettbewerbe erfolgreich gestalten konnten: sowohl was die körperliche als auch die mentale Belastung für die Spieler betraf. Ich entschied mich also, bei der im Deutschen Hockey-Bund wie auch bei den Medien und den Mitbewerbern hoch angesehenen Trophy nur mit einer »Perspektivmannschaft« anzutreten, einem Team also, in dem vorwiegend junge, begabte Nachwuchsspieler vertreten waren. Unsere besten Spieler würde ich schonen, um sie frisch und fit bei der viel bedeutsameren Europameisterschaft ins Rennen zu schicken. Dort wollten wir uns unbedingt mit dem Titelgewinn direkt für Athen 2004 qualifizieren.
    Nachdem ich meine Entscheidung verkündet hatte, brach ein Orkan der Empörung über mich herein: » Respektlosigkeit vor den Gegnern « war noch einer der feineren Vorwürfe, die ich mir anhören musste. Gewissermaßen von innen kam der Druck aus dem Verband, der um die sportliche Ehre Deutsch lands bangte. Die Auslandsmedien konnten mich überhaupt nicht verstehen, da alle anderen Nationaltrainer mit der stärks ten Mannschaft antraten. Zunächst versuchte ich es mit Argumenten. Doch als ich merkte, wie wenig das half, machte ich schlicht dicht. Die Spieler und der Trainerstab der A-Mannschaft waren sich mit mir sicher, dass die Fokussierung auf die EM für die Nationalmannschaft genau die richtige Strategie sei. Das genügte mir als Bestätigung. Anderen gegenüber empfand ich keinerlei Rechtfertigungsdruck. Für unseren Zusammenhalt hatte dies nebenbei noch eine segensreiche Wir kung – wir waren eine verschworene Gemeinschaft, verschwo ren buchstäblich gegen »den Rest der Welt«.
    So gab ich nach außen keine Kommentare mehr ab – bis zu dem Moment, als wir bei der Europameisterschaft das End spiel in Barcelona gegen Spanien gewonnen und die Olympiateilnahme geschafft hatten. Viel sagen musste ich danach nicht, denn alle Kritiker, die Medien, die Fans und der Verband, feierten nun meine »einsame Entscheidung« als »geniale Strategie«.
    Doch muss man solches Verhalten wohl abwägen, nicht in jeder Lage ist der Rückzug die richtige Strategie. Und ob sie es war, hängt ganz entscheidend davon ab, ob das eigene Vorgehen durch eintretenden Erfolg gewissermaßen im Nachhinein gerechtfertigt wird. Ganz grundsätzlich kann man sich natürlich auch die Frage stellen, ob Funktionäre der Sportverbände oder Aufsichtsratsmitglieder von Unternehmen oder Politiker als Vertreter des Volkes nicht geradezu die Pflicht der Einmischung haben, zumal, wenn es um Deutschland geht, also gewissermaßen um »nationale Interessen«. Meine Antwort lautet: Jeder, der sich dazu berufen fühlt, sollte seine Meinung äußern, öffentlich oder nicht öffentlich. Was nur niemand verlangen kann, ist, dass ich mich als Führungspersönlichkeit mit dieser Meinung befasse. Jeder hat die Freiheit, sich einzumischen – und ich habe die Freiheit, diese Einmischung von mir und damit auch von meinem Team fernzuhalten. Das allerdings ist eine nicht ganz einfache Führungsaufgabe und dazu ein wichtiges Beispiel für das Ressourcenmanagement von Führungskräften.
    Wer große Ziele erreichen und ein Team zu Höchstleistungen führen will, braucht dafür eine langfristige Strategie ineinandergreifender und aufeinander aufbauender Planungsschritte. Der Sinn jedes einzelnen Schrittes erschließt sich dabei oft erst am Ende eines solchen Prozesses. Deshalb geraten nicht nur im Sport langfristige Strategien »auf halber« Strecke oft in die Kritik. Das Beispiel der deutschen

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