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Fünf Brüder wie wir

Fünf Brüder wie wir

Titel: Fünf Brüder wie wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Patronentaschen und Brotbeuteln behängte einfache Infanteristen.
    „Wer meine Soldaten anrührt, ist ein toter Mann“, sagt er.
    Ich mag lieber Radrennfahrer. Ich habe welche von der Tour de France, mit Trikot und Kappe in der Farbe der Mannschaft, der Startnummer auf dem Rücken und am Fahrrad angebrachter Trinkflasche. Das ist was für den Sommer, weil die Tour de France ja immer im Juli ist, aber ich nutze jede Gelegenheit, um meine Sammlung zu vervollständigen.
    Während wir nach Hause spazieren, unterhalten wir uns dann über die Noten, die wir in der Woche bekommen haben.
    Na ja, am besten nur über die guten …
    Wenn wir nämlich gut gearbeitet haben, geht Papa mit uns am Samstagnachmittag ins Schwimmbad. Nur Jean Fünf darf nicht mit, weil er dafür noch zu klein ist.
    Das Hallenbad von Cherbourg ist ein großes Betongebäude am Hafen mit riesigen Fenstern. Bei schlechtem Wetter hat man das Gefühl, mitten in einem Sturm zu schwimmen. Das Hallenbad ist geheizt, aber durch die großen Fenster schaut man auf die Wellen, die draußen gegen die Mole schlagen, man kann die dicken Regentropfen sehen und kriegt eine Gänsehaut.
    Wenn man reinkommt, riecht es nach Chlor und alten Socken, man hört die Stimme des Schwimmmeisters über das Becken hallen und Gummischlappen auf die Fliesen klatschen. Um Zeit zu sparen, ziehen wir uns immer zu zweit in einer Kabine um, und danach tun wir immer nur so, als würden wir unter die Dusche gehen, weil sie eiskalt ist.
    Jean Eins, der schon schwimmen kann, vollführt vor uns am Beckenrand einen wilden Tanz. Den Schlüssel des Garderobenschranks, der an einem geflochtenen Plastikarmband befestigt ist, hat er sich um den Knöchel gebunden.
    „Ihr befindet euch im Packeis!“, brüllt er. „Das Wasser ist bei mindestens minus 120 Grad gefroren! Die Überlebenden krallen sich mit letzter Kraft an die vorbeitreibenden Eisschollen!“
    Weil Papa gerade nicht hinschaut, verpasst der Schwimmmeister Jean Eins eine Ohrfeige. Dann stellt er uns wie die Orgelpfeifen am Beckenrand auf.
    „Na, ihr Krabben! Habt ihr Schiss? Ihr werdet schon sehen, ihr werdet schon sehen! Erst mal aufwärmen! Und dass sich keiner von euch verdrückt! Ich hab euch alle im Blick!“
    Der Schwimmmeister heißt Michel. Papa hat Heidenrespekt vor ihm, vielleicht wegen der mächtigen Muskeln, die man unter dem T-Shirt erkennen kann. Er hat eine winzige Badehose an, gelbe Plastikschlappen und die Haare sind im Nacken kurz rasiert.
    „A-achtung …! K-niebeuge …! At-mung …! K-niebeuge …!“, bellt er, eine Faust auf die Hüfte gestützt, die andere auf das Geländer. „He, du, kleines Dickerchen da! Willst du vielleicht auch deine Kniebeugen machen?“
    Das kleine Dickerchen, das bin ich. Ich hasse Badehosen, weil ich nämlich einen Bauch habe, der sich in Falten legt. Jean Drei dagegen ist schmächtig, deshalb führt er immer gern die Turnübungen vor.
    Aber der Glückspilz von uns allen ist Jean Vier. Weil er erst vier Jahre alt ist, lernt er im Nichtschwimmerbecken bei Isabelle schwimmen. Isabelle ist sehr nett, sie hat blonde Haare, die sie zu Zöpfen geflochten hat, und trägt einen Olympiabadeanzug. Sie kümmert sich um die Kleinen. Sie nennt Jean Vier immer „mein Entchen“ und hat bei den letzten französischen Schwimmmeisterschaften viele Medaillen gewonnen.
    Michel, unser Schwimmmeister, hat überhaupt nichts gewonnen. Dafür hat er am Oberkörper so viele Muskeln, dass er es fast nicht schafft, die Arme vorn zueinanderzubekommen.
    Sobald er fünf Minuten freihat, klettert er auf den hohen Sprungturm und macht akrobatische Sprünge. Man hört, wie das Brett vibriert und dann ein lautes Aufspritzen, aber weil Isabelle nicht hinschaut, klettert er noch einmal auf den Sprungturm hoch und vollführt immer kompliziertere Sprünge, alles mit einer Miene, als würde er so was jeden Morgen schon vor dem Frühstück machen.
    Wir schwimmen in der Zwischenzeit mit unseren Schwimmbrettern eine Bahn nach der anderen. Jedes Mal wenn ich den Kopf aus dem Wasser hebe, sehe ich Michel in verschiedenen Haltungen wie eine lebendige Statue in der Luft schweben.
    Der lustigste Augenblick war, als er versuchte, sich mitten in einem Kopfsprung die Haare zu kämmen … Das muss ihn aus dem Gleichgewicht gebracht haben, denn er fing auf einmal an, mit den Armen und Beinen zu wedeln, und landete dann mit einem lauten Bauchklatscher im Wasser. Danach war das Becken nur noch halb voll.
    Jean Eins auf der

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