Fünf Freunde Auf Schmugglerjag
Bärbels richtiger Vater ist.«
»Das muss ich mir merken«, sagte Anne und dachte angestrengt über diese schwierige Sachlage nach.
»Kommt, wir müssen jetzt hinuntergehen«, brach Peter die Unterhaltung ab. »Übrigens, mein Stiefvater ist sehr freundlich.
Er lächelt immer und ist auch zu Scherzen aufgelegt. Aber ganz darf man dem nicht trauen. Er kann leicht jähzornig werden.«
»Hoffentlich bekommen wir ihn nicht so oft zu sehen«, sagte Anne, die ein unbehagliches Gefühl beschlichen hatte. »Und wie ist deine Mutter?«
»Sie ist ein scheues Reh«, lautete die merkwürdige Antwort des Jungen. »Ihr werdet sie gern haben. Sie ist herzensgut.
Aber sie wohnt nicht gern in diesem Haus. Sie fürchtet meinen Stiefvater.
Natürlich würde sie das niemals zugeben, aber ich weiß, dass es so ist.«
Die schüchterne Bärbel hatte sich bis dahin nicht am Gespräch beteiligt. Jetzt nickte sie zu Peters Worten und sagte:
»Ich lebe auch nicht gern hier oben. Ich freue mich darauf, wenn ich, wie Peter, ins Internat komme. Nur tut es mir jetzt schon Leid, meine Mutter allein zurückzulassen.«
»Kommt jetzt endlich«, drängte Peter. »Tim lassen wir derweilen im Schrank. Ich habe den Schlüssel abgezogen, für den Fall, dass Block hier herumschnüffelt.«
Bei dem Gedanken, Tim allein in dem dunklen Schrank zurücklassen zu müssen, fühlten sich die Kinder recht unbehaglich.
Aber es half ja nichts. Sie folgten Peter und Bärbel durch den Gang bis zur eichenen Tür. Sie öffneten sie und befanden sich am Absatz einer riesigen Treppenflucht, die hinab in eine große Halle führte.
Rechts war eine Tür und die öffnete Peter. Er trat ein und die Kinder folgten schüchtern und verlegen.
»Hier sind sie alle«, stellte er sie vor. »Entschuldigt bitte, dass ich sie zuerst in mein Zimmer geführt habe. Ich hatte mich so gefreut sie zu sehen.«
»Deine Manieren könnten allmählich besser werden«, sagte Herr Schwarz mit tiefer Stimme.
Die Kinder schauten verlegen zu ihm hin.
Er saß in einem schweren, aus Eichenholz geschnitzten Stuhl, ein netter, klug aussehender Mann mit hellem, nach hinten gekämmtem Haar und mit den gleichen blauen Augen wie Bärbel. Er lächelte die ganze Zeit über, doch nur mit dem Mund, nicht mit den Augen.
Kalte Augen hat er, dachte Anne, als sie vor ihm stand und ihm die Hand gab. Herr Schwarz lächelte sie an und tätschelte ihre Schulter. »Was für ein reizendes kleines Mädchen!«, begrüßte er sie.
»Du wirst eine gute Spielgefährtin für Bärbel sein. Drei Jungen für Peter und ein Mädchen für Bärbel. Ha, ha!«
Er hielt Georg für eine n Jungen, denn sie trug auch diesmal kurze Hosen und eine Jacke wie die Jungen. Niemand sagte ihm, dass Georg mit ihrem kurz geschnittenen krausen Haar kein Knabe war.
Und Georg rieb es ihm erst recht nicht unter die Nase. Die übrigen drei jungen Gäste gaben Herrn Schwarz die Hand.
Peters Mutter hatten sie noch gar nicht bemerkt. Sie saß ganz verloren in einem Lehnstuhl. Die zierliche Frau glich einer Puppe mit mausgrauem Haar und grauen Augen.
»Oh, wie vornehm und zierlich Sie sind«, sagte Anne in aufrichtiger Freude und ging sofort auf sie zu.
Frau Schwarz erhob sich und lächelte dem Mädchen zu. Sie war nicht größer als Anne und hatte so zarte Hände und so feingliedrige Füße, wie Anne sie noch nie in ihrem Leben gesehen hatte. Sie gefiel ihr auf den ersten Blick. Zutraulich gab sie ihr die Hand und sagte: »Es ist sehr lieb von Ihnen, dass Sie uns alle eingeladen haben. Sie wissen ja, dass ein mächtiger Baum auf unser Hausdach gefallen ist und es zerstört hat.«
Herr Schwarz lachte schon wieder. »Ich wünsche euch eine schöne Zeit hier«, sagte er dann. »Peter und Bärbel werden euch die altertümliche Stadt zeigen, und wenn ihr vorsichtig seid, könnt ihr auch einmal die Straße zum Festland nehmen und dort ein Kino besuchen.«
»Vielen Dank«, sagten die Kinder gleic hzeitig und Herr Schwarz zeigte wieder ein so merkwürdiges Lächeln.
»Euer Vater ist ein sehr kluger Mann«, wandte er sich an Julian.
Der vermutete, dass man ihn mit Georg verwechselte. »Er wird euch doch wohl abholen, wenn die Ferien zu Ende sind, und dann kann ich mich mit ihm unterhalten. Wir beide arbeiten nämlich an den gleichen Versuchen, doch er ist mit seinen Forschungen weiter als ich.«
»Oh«, sagte Julian höflich.
Dann ließ sich die puppenhafte Frau Schwarz mit sanfter Stimme vernehmen: »Block wird euch sämtliche
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