Fünf Freunde Im Zeltlager
von dem er uns erzählt hat.
Wahrscheinlich rächt er sich für gestern. Der Knabe sieht ja dämlich aus mit seinem piekfeinen Anzug. Der glaubt wirklich, er wird skalpiert.«
Hans verschwand schluchzend in der Küche und Frau Andreas versuchte ihn zu trösten.
Jockel kam zurück zu den anderen, über das ganze bemalte Gesicht grinsend.
»Hallo!«, rief er. »Ich bin gerade dabei, dem lieben Bubi einen schönen, ruhigen Tag zu bereiten. Prima, dass ihr da seid.
Ich wollte zu euch kommen, aber mein Stiefvater hat es verboten, ich muss mit dem Knaben spielen.
Ist er nicht fürchterlich?«
»Grausig«, pflichteten ihm alle bei.
»Kriegst du jetzt Ärger, weil du den armen Kerl so verschreckt hast? Vielleicht fragen wir jetzt besser nicht nach was zu essen.«
»Ja, wartet lieber ein bisschen«, sagte Jockel und ging mit den Kindern auf die sonnige Seite des Heuhaufens, wo sie schon einmal gesessen hatten. »Hallo, Tim! Bist du gestern gut nach Hause gekommen?«
Jockel hatte vollkommen vergessen, dass die Mädchen nichts von den Ereignissen der gestrigen Nacht erfahren sollten.
Georg und Anne spitzten sofort ihre Ohren.
Julian funkelte Jockel an, und Dick versetzte ihm heimlich einen Rippenstoß, von dem er noch lange blaue Flecken haben sollte.
»Was ist los?«, fragte Georg misstrauisch.
»Was war gestern?«
»Oh … nichts … nichts Besonderes«, antwortete Jockel ausweichend und mit puterrotem Gesicht. »Ich war bei euch, um ‘n bisschen zu plaudern, mir war daheim so langweilig, und Tim hat mich nach Hause gebracht«, sagte Jockel leichthin.
»Ich hoffe, es macht dir nichts aus, dass er mitgekommen ist.«
Georg wurde rot vor Ärger.
»Red bloß nicht so blöd daher. Ihr verheimlicht doch was!«, fauchte sie.
»Ja, ich weiß es. Ihr seid zum Bahnhof gegangen, stimmt’s?«
Es war einen Augenblick still. Julian durchbohrte den armen Jockel, der sich am liebsten selber verprügelt hätte, mit seinen Blicken.
»Los, erzählt«, drängte Georg zornig.
»Ihr Ekel! Ihr seid losgezogen! Und habt mich nicht geweckt!
Ihr seid gemein!«
»Habt ihr was gesehen?«, fragte Anne und sah von einem zum ändern. Beide Mädchen spürten, dass irgendwas passiert war in der Nacht.
»Nun …« begann Julian. Aber er wurde unterbrochen. Hans kam mit rot geweinten Augen, funkelte Jockel an und sagte:
»Du sollst sofort zu deinem Vater kommen, du gemeiner Kerl!
Du wirst schon sehen, was du davon hast. Jetzt kriegst du Prügel, das geschieht dir recht, und ich denk gar nicht dran, noch mal herzukommen!«
Georg verliert die Geduld
Jockel schnitt Hans eine Fratze und stand auf. Er schlenderte langsam zum Haus. Die anderen erwarteten, Schimpfen und Geschrei zu hören, aber es blieb ruhig.
»Er hat mir einen wahnsinnigen Schrecken eingejagt«, sagte Hans und setzte sich zu den Kindern.
»Armes kleines Ding«, bedauerte Dick ihn.
»Du tust uns ja so Leid«, schloss sich Georg an und tätsche lte seinen Arm.
»Hat sich Mamis Liebling gefürchtet?«, spottete Julian.
Hans funkelte alle böse an, wurde rot im Gesicht und stand auf. »Am liebsten würde ich euch verdreschen, aber ich will mir die Hände nicht schmutzig machen«, sagte er und rannte davon, damit ihn ja keiner erwischte.
Die vier warteten auf Jockel. Er tat ihnen Leid.
Endlich, nach zehn Minuten, kam Jockels Mutter. Sie sah bekümmert aus.
»Es tut mir Leid, dass ich euch heute nicht auffordern kann zu bleiben«, sagte sie. »Aber Jockel hat sich wirklich unmöglich aufgeführt. Ich will nicht, dass er Schläge von seinem Vater bekommt, deshalb hab ich ihn auf sein Zimmer geschickt. Er hat heute Stubenarrest. Hier ist etwas für euch zum Mitnehmen. Mir tut das alles Leid. Ich kann mir gar nicht denken, was in Jockel gefahren ist. Es ist so gar nicht seine Art.«
Hans’ Gesicht erschien hinter dem Heuhaufen, er war zufrieden. Julian kam eine Idee.
»Könnten wir Hans vielleicht auf eine Wanderung mitnehmen?«, fragte er.
»Wir könnten tolle Sachen unternehmen, auf Felsen klettern, in dunkle Höhlen kriechen, das wäre doch richtig nett für ihn.«
Sofort verschwand Hans wieder hinter dem Heuhaufen.
»Nun«, sagte Frau Andreas, »das wäre wirklich sehr nett von euch. Jockel kann sich heute ja nicht mehr um ihn kümmern.
Aber ich glaube, er ist ein rechtes Muttersöhnchen. Fasst ihn nicht zu hart an, ja? Hans, Hans! Wo bist du? Komm mal her!«
Aber Hans war verschwunden. Es kam keine Antwort, er wollte nichts mit wilden
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