Fünf Freunde Im Zeltlager
Erklärung zu erfinden. Um ins Bett zu gelangen, musste er auf den Birnbaum vor seinem Fenster steigen und dann vorsichtig ins Zimmer springen. Er öffnete eine Tür, um zu hören, ob noch jemand im Haus wach war – aber alles blieb still.
Verflixt, diese Geschichte mit Peters!, dachte er. Wenn er mich verrät, dann geht’s mir schlecht. Jockel ging ins Bett, dachte noch einmal über die Geschehnisse der Nacht nach und fiel dann in einen unruhigen Schlaf, in dem Geisterzüge, Peters und Tim ihn verfolgten.
*
Das Aufwachen an einem schönen und sonnigen Morgen war eine wahre Erlösung. Seine Mutter kam.
»Steh auf, Jockel! Es ist schon spät. Wieso bist du so müde?
Wir sind schon beinahe fertig mit dem Frühstück!«
Allem Anschein nach hatte Peters nichts zu Jockels Stiefvater über ihre mitternächtliche Begegnung gesagt. Jockel fiel ein Stein vom Herzen. Er begann sich zu überlegen, wie er zu seinen Freunden gelangen konnte. Halt! Er könnte ihnen Lebensmittel bringen. Das war ein prima Einfall!
»Mama, darf ich den Kindern einen Korb voll Sachen ins Lager bringen?«, fragte er gleich nach dem Frühstück. »Die haben bestimmt schon wieder alles aufgegessen.«
»Aber heute kommt doch der Junge«, sagte seine Mutter.
»Dein Vater sagt, er sei so ein netter Kerl! Es war doch nett gestern mit ihm, oder nicht?«
Jockel hätte gern ein paar sehr unschöne Dinge über den »netten Kerl« gesagt, wenn sein Vater nicht im Zimmer gewesen wäre. So hob er nur die Schultern und verzog sein Gesicht; er hoffte, seine Mutter würde ihn verstehen.
Und sie verstand. »Wann wird denn der Knabe kommen?«, fragte sie. »Vielleicht reicht die Zeit, vorher schnell den Kindern etwas zu bringen.«
»Ich will nicht, dass er immer dorthin geht«, mischte sich Herr Andreas ein. »Unser Besuch kann jede Minute hier sein, und ich weiß, wie Jockel ist. Er verplaudert sich bei denen dort und vergisst rechtzeitig zurückzukommen. Der Vater von Hans ist ein sehr guter Freund von mir, und ich will, dass Jockel hier ist, wenn er kommt. Heute wird nicht zu den Zeltern gegangen.«
Jockel war wütend. Musste sein Stiefvater plötzlich alle seine Pläne über den Haufen werfen? Er konnte ihn schließlich nicht zwingen, sich mit diesem blöden Hans anzufreunden! Noch dazu, wo er jetzt endlich einmal eigene Freunde hatte. Es war zum Aus-der-Haut-Fahren!
»Vielleicht gehe ich und bringe ihnen die Lebensmittel«, sagte seine Mutter beruhigend. »Oder sie kommen wie immer her und holen sich die Sachen ab.«
Jockel war noch immer sauer. Er verschwand in den Garten und sah nach Bella. Sie war bei ihren Jungen, die gerade Versuche anstellten, durch den ganzen Stall zu torkeln.
Hans saß hinten im Wagen seines Vaters. Er war wohl genauso alt wie Jockel, nur war er sehr klein für seine zwölf Jahre. Er hatte ziemlich langes, gewelltes Haar und trug einen makellosen Anzug mit Krawatte.
»Hallo!«, rief er Jockel zu. »Ich bin da. Was spielen wir?
Indianer?«
»Allerdings! Warte!«, rief Jockel, der sich plötzlich an seinen alten Indianer-Kopfschmuck erinnerte, mit einem Haufen Federn obenherum und einem Schwanz, der hinten weit herunterhing.
Er rannte grinsend ins Haus, zog sich vollkommen um und setzte das Ding auf den Kopf. Dann nahm er seinen Malkasten und malte sich wilde Striche ins Gesicht. Er fand seinen Tomahawk und ging wieder auf den Hof. Er wollte richtig Indianer spielen und dieses Bleichgesicht skalpieren!
Hans ging allein auf dem Hof spazieren. Zu seinem Entsetzen kam ihm, gerade als er um die Ecke bog, eine furchterregende Gestalt entgegen, lief schreiend auf ihn los und schwang dieses gefährlich aussehende Ding in der Luft! Hans machte kehrt und floh laut heulend. Und Jockel immer hinter ihm her. Er hatte gestern den ganzen Tag mit dem lieben Hänschen ein dämliches, kindisches Indianerspiel spielen müssen. Nun sollte der »nette Kerl« mal erleben, was ein richtiger Indianer war!
Gerade in dem Augenblick kamen die vier Kinder, um sich frische Eier und Brot zu holen. Tim rannte voraus. Sie blieben erstaunt stehen, als sie Hans sahen, der laut schreiend und wie der Wind um die Ecken rannte, hinter ihm her ein Indianer in voller Kriegsbemalung.
Jockel sah sie sofort, führte einen Kriegstanz rund um sie auf und stimmte ein fürchterliches Indianergehe ul an.
Er versuchte Tims Schwanz abzuschneiden und rannte dem entschwindenden Hans nach.
Die Kinder schütteten sich aus vor Lachen.
»Das ist sicher der Junge,
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