Fünf Freunde und der Zauberer Wu
die vielen fehlenden Seiten klug würde.«
»Wird er dann nicht wiederkommen, um nach den anderen Blättern zu suchen?« folgerte Brummer.
»Das ist sehr wahrscheinlich«, gab Professor Hayling zu.
»Deshalb will ich sie irgendwo verstecken. Wüßtest du ein gutes Versteck, Sohn?«
»Paps, versteck du sie nicht!« bat Brummer. »Schon gar nicht, ohne mir zu sagen, wo. Du weißt doch, wie vergeßlich du bist.
Womöglich vergißt du, wo du den ganzen Stoß gelassen hast, und du kannst dann nicht mehr weiterarbeiten. Hast du irgendwelche Abschriften von den Blättern mit den gestohlenen Formeln?«
»Nein, das nicht«, antwortete der Vater. »Aber sie sind in meinem Kopf. Das ist mindestens ebenso sicher. Es wird etwas Zeit kosten, die Sache nochmals zu entwickeln, aber es ist durchaus zu machen.
Ärgerlicherweise handelt es sich um lauter termingebundene Arbeiten. Nun, wie auch immer, Brummer, ich habe sehr viel zu tun, und darum laß mich jetzt, bitte, wieder allein!«
Brummer eilte die Wendeltreppe hinunter. Er hatte nur einen Gedanken: Er mußte darauf achten, daß sein Vater die Papiere auch wirklich sorgfältig versteckte. Er selbst mußte den sichersten Ort dafür herausfinden. Das war das mindeste, was er tun konnte nach diesem Heldenstück, das er sich da geleistet hatte! Ach, du meine Güte, dachte er. Es wird ihm doch nicht wieder etwas ähnlich Unmögliches einfallen wie damals bei dem letzten Stapel mathematischer Ableitungen, die er auch gut verstecken wollte und dann in den Kamin gestopft hat! Ums Haar wären sie damals in Flammen aufgegangen. Denn am nächsten Tag wurde es so kalt, daß Jenny einheizte. Zum Glück plumpsten die Dinger beim Herumstochern herunter, und sie konnte den kostbaren Fund gerade noch vor dem Verbrennungstod retten. Warum sind so gescheite Leute wie Paps in Alltäglichkeiten nur so dumm?, fragte sich Brummer und ahnte schon, daß sein Vater wieder alles vergessen oder ein derart ungeschicktes Versteck wählen würde, daß von Sicherheit nicht die Rede sein konnte. Brummer besprach den Plan sogleich mit der Haushälterin:
»Denk dir, Jenny, der Dieb hat nur einen Teil der Papiere weggenommen. Und Paps meint, daß der für ihn ziemlich wertlos ist ohne den übrigen Text und daß der Mann, wenn er das rauskriegt, mit Sicherheit noch einmal kommt, um sich die anderen Blätter zu holen.«
»Der soll sich unterstehen, dieser Verbrecher!« schnaubte Jenny.
»Wenn dein Vater sich nur entschließen wollte, mir die Kostbarkeiten anzuvertrauen. Ich wüßte schon ein ganz ausgezeichnetes Versteck. Aber das verrat’ ich auch dir nicht!
Niemandem!« fügte sie grimmig hinzu.
»Ich hab’ nur Angst, er steckt die Blätter wieder in den Ofen oder macht sonst irgendeinen Blödsinn damit!« Brummer schien seinen Vater in bezug auf alles, was nicht unmittelbar mit Zahlen zu tun hatte, für einen ausgemachten Trottel zu halten. »Man müßte sie an einem Ort verstauen, wo ganz bestimmt nie eine Menschenseele nachschauen würde. Aber angenommen, Paps selbst würde so ein Versteck finden, am nächsten Tag hätte er es wieder vergessen und fände seine eigenen Papiere nie wieder. Ein gewiefter Gauner dagegen kommt auch den unmöglichsten Dingen auf die Spur.«
Brummer hatte es fertiggebracht, Jenny mit seinen düsteren Prognosen anzustecken.
»Komm, wir steigen jetzt auf den Turm!« erklärte Jenny kurz entschlossen. »Ich wollte ohnehin nach Möglichkeit die Tusche beseitigen, die der Schmutzfink heute nacht hinterließ. Bei der Gelegenheit sehen wir gleich nach, ob dein Vater seine Unterlagen weggeräumt hat. Es sähe ihm ähnlich, die wertvollen Papiere genau im gleichen Raum zu verstecken, den ein Dieb in der vorhergehenden Nacht durchstöbert hat. Wahrscheinlich läßt er auch wieder das Fenster offenstehen. Wenn der Dieb tatsächlich so behend ist, daß er am Turm hochklettern kann, probiert er’s bestimmt wieder und rafft stoßweise Papiere zusammen und verschwindet auf dem Weg, den er gekommen ist.«
»Also, dann los, gehen wir rauf«, drängte Brummer. »Wenn nur Paps nicht mehr oben ist!«
»Da kommt er gerade übern Hof gegangen«, sagte Jenny, die zum Fenster hinausschaute. »Was trägt er denn da unterm Arm?«
»Seine Morgenzeitung«, stellte Brummer fest. »Der hat vielleicht Nerven! Der bringt’s fertig und liest eine Stunde lang Zeitung. Na, hoffentlich drucken sie nicht wieder alles mögliche über ihn ab, was eine Horde von Menschen hierherlockt. Als die Reporter
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