Fünf Freunde und der Zauberer Wu
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»Also, ich stelle fest, daß so ein Schimpanse äußerst nützlich ist«, lobte Dick den Tüchtigen. »So was könnten wir daheim auch gut brauchen. Schaut, da drüben übt Madeion mit ihren Hengsten. Die sieht heute vormittag aber gar nicht so strahlend aus in ihren alten ausgebeulten Hosen! Charlie hat die Eimer neben ihr abgesetzt.
Sicher holt er ihr Wasser am Fluß, wenn sie welches braucht!«
»Den alten Charlie mag ich richtig gern«, gestand Anne. »Dabei hat’s mir am Anfang vor ihm gegraust. Schade, daß er Mr. Wu gehört!«
Julian war aufgestanden und betrachtete prüfend und abschätzig sein Machwerk aus Zahlen und Kurven. »Irgendwie kommt mir das Ganze jetzt völlig verfehlt vor«, murmelte er. »Dieser Mr. Wu zumindest hat sicher sofort geschnallt, daß das nur ein Täuschungsmanöver ist. Trotzdem scheint mir, er hat sich im Augenblick, wo ihm die Zeichnungen unter die Augen kamen, komisch benommen. Warum hat er nicht gefragt, was wir da machen? Hm? Ich wette, der hat solche Zahlen schon mal gesehen!«
»Ja, genau!« rief Brummer und wurde bleich. »Womöglich hat er jemanden in das Turmstudio hinaufgeschickt, damit der die Aufzeichnungen herausholt?? Wie wär’s übrigens, wenn wir einen kleinen Rundgang unternähmen, zu den Zirkuswagen und so?
Vielleicht machen wir eine Leiter ausfindig, ich meine eine, die lang genug ist, daß sie bis zum Turmzimmer hinaufreicht!«
»Gar kein schlechter Gedanke«, stimmte ihm Dick bei. »Los, gehen wir gleich! Das Reißbrett und den ganzen Kram lassen wir am besten im Zelt. Vorläufig zeichnen wir sowieso nicht weiter.«
So schlenderten sie über die Wiese zum Lager der Zirkusleute.
Dick erspähte eine Leiter, die im Gras lag, und zupfte Julian am Ärmel.
»Mensch, was sagst du dazu? Reicht die den ganzen Turm hinauf?«
Julian sah sie sich möglichst unauffällig genauer an. Sie war in der Tat sehr lang. Aber lang genug? Nein, doch wohl nicht. Immerhin würde es kein Fehler sein, danach zu fahnden, wem sie gehörte. Im selben Augenblick tauchte der »Knochenlose« auf. Er ging jetzt beinahe wie ein normaler Mensch. Doch sobald er die Kinder sah, verrenkte er sämtliche Glieder. Er bog die Knie durch und wendete den Kopf um hundertachtzig Grad, so daß er sich selbst auf den Rücken hätte spucken können. Dann verdrehte er auch die Arme auf groteske Weise. Es war fast unheimlich.
»Nicht! Bitte nicht!« flehte Anne. »Es sieht so scheußlich aus.
Man kann gar nicht hinschauen.«
Während sie noch mit ihm redete, schien der Schlangenmensch plötzlich seinen inneren Halt zu verlieren und sackte zu einem elenden Häuflein in sich zusammen. Bei diesem komischen Anblick mußten die Kinder schallend lachen, nur Anne verzog schmerzlich das Gesicht.
»Sagen Sie, kann man mit solchen Gummigliedern auf Leitern steigen?« wollte Julian wissen.
»Aber freilich!« antwortete der Schlangenmensch. »Ich klettere auch seitwärts und rückwärts oder, wenn es sein muß, sogar mit dem Kopf nach unten rauf.«
»Ach, dann ist das wohl Ihre Leiter, die da im Gras liegt?« fragte Dick.
»Nun, die benutzt bei uns jeder, der sie braucht«, erwiderte der »Knochenlose« arglos und verdrehte dabei den Kopf derartig, daß man hätte glauben können, er sei ihm verkehrt angewachsen. Es war höchst sonderbar, mit einem Menschen zu reden, der einem zwar den Körper zuwandte, aber abwechselnd Gesicht und Hinterkopf zeigte.
»Bitte, hören Sie mit diesem Herumdrehen auf, mir wird ganz schwindlig!« bat Anne wieder.
»Brauchen Sie die Leiter dazu, um die Fahne auf dem Zirkusdach zu befestigen?« drang Dick weiter in den Verrenkungskünstler.
»Dafür scheint sie mir nämlich nicht lang genug zu sein.«
»Ist sie auch nicht«, gab der »Knochenlose« zu und brachte seinen Kopf zu Annes Erleichterung wieder in die normale Stellung. »Wir haben eine noch viel größere. Die müssen drei Mann tragen, so schwer ist sie, aber die Zeltdachspitze ist auch sehr hoch droben.«
Die Kinder sahen sich gegenseitig an. Damit schied auch diese ganz lange Leiter aus. Denn wenn drei Leute sie hätten tragen müssen, würde das in der vergangenen Nacht viel größeren Lärm verursacht haben. Ob es noch mehr Leitern gebe, fragte Julian, was der Artist verneinte.
»Warum? Wolltet ihr eine kaufen?« erkundigte er sich lachend.
»Der Boß winkt, ich muß gehen. Auf Wiedersehen!« Und er ging wie ein ganz normaler Mensch auf die Wohnwagen zu.
»Na, und was ist mit den Akrobaten?
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