Fünf Freunde und der Zauberer Wu
bloß zu sagen. Schließlich ist es Sitte, daß man die Eigentümer um Erlaubnis fragt, bevor man sich was nimmt!«
»Ja, Herr Tapper. Entschuldigung«, sagte Dick. Sollte das etwa heißen, daß sie sich das Ding wirklich einmal ausleihen durften?
Er überlegte schon bei sich, was für Augen Professor Hayling und Jenny machen würden, wenn plötzlich ein wildgewordener Esel ins Haus stürmte. Aber das war vielleicht doch keine so gute Idee. Jenny würde höchstwahrscheinlich vor Schreck in Ohnmacht fallen, und an die Reaktion des Professors wollte er gar nicht erst denken. Sein Sinn für Humor war nicht sehr ausgeprägt.
Der Großvater ging wieder seiner Arbeit nach, und Achim war unschlüssig, ob er gehen oder bleiben sollte. Julian half ihm aus der Verlegenheit und fing an, über Charlie zu reden. »Wir haben ihn die vollen Wassereimer für die Pferde schleppen sehen. Der muß wahnsinnig stark sein und ziemlich schlau. Versteht er eigentlich alles, was man zu ihm sagt?«
»Und ob, jedes Wort«, beteuerte der Junge. Julians Lob ging ihm runter wie Öl. Er freute sich, daß zwischen ihm und den neuen Freunden wieder alles in Ordnung war. Sie schlenderten nun alle zusammen weiter auf dem Feld umher, wo es so viel Verlockendes zu sehen gab: die wundervollen Pferde vor allem, und Dick, den Scharfschützen, bei seinen Schießübungen. Auch ein kleiner Parterreakrobat war da, der erstaunliche Flickflacks und Kapriolen ausführte.
Das Äffchen Schelm begleitete die Kinder natürlich überallhin. Es war bereits mit jedem vom Zirkus, ob Mensch oder Tier, völlig vertraut. Bei den Pferden hüpfte der Kleine von einem Rücken auf den anderen, und sie ließen friedlich den Racker gewähren. Der hatte dieses Spielchen bald satt und tat, als wolle er Charlie beim Wassertragen helfen, stahl sich unterwegs jedoch des Schützen fesche Mütze und rannte mit ihr davon. Dann verschwand er in Großvater Tappers Zelt, aus dem er mit einem Limonadenfläschchen wieder herauskam. Er hockte sich mit seiner Beute auf die Erde, konnte jedoch den Verschluß nicht aufbekommen. Da brachte er Charlie, der ihm die ganze Zeit zugesehen hatte, die Flasche. Den starken Händen des Schimpansen gelang es sofort, das Deckelchen hochzukippen. Und was tat Charlie dann? Er setzte das Fläschchen ans Maul und leerte es in einem Zug. Darüber war der kleine Affe so erbost, daß er in Charlies offenstehenden Käfig rannte und hier seinen Zorn austobte. Wütend schleuderte er das Stroh herum, daß es in alle Windrichtungen stob. Der Schimpanse setzte sich davor und fand den Spaß köstlich.
»Komm raus, Schelm, kleiner Narr, es reicht jetzt!« rief Brummer.
»Laß ihn doch!« redete ihm einer der Akrobaten zu, der auch belustigt die Szene beobachtete. »Schau, wie sich der alte Charlie freut! Nichts ist ihm lieber, als wenn’s ‘n bißchen Wirbel gibt.«
Also durfte sich Schelm noch weiter austoben. Die Kinder wurden unterdessen Zeugen einer lautstarken Auseinandersetzung zwischen Little John und seinem Partner. Fasziniert schauten sie zu, wie der Kleine seinem fast doppelt so großen Gegner einen Kübel Wasser ins Gesicht schüttete.
Als Brummer sich nach dem Käfig umdrehte, um zu sehen, ob sein Äffchen noch immer Unfug trieb, war Schelm verschwunden.
Er hat wohl gespürt, daß Essenszeit ist, sagte sich Brummer und schaute auf seine Armbanduhr. Es war fast eins.
»Kommt, Freunde!« mahnte er, »es ist allerhöchste Zeit. Wenn wir zu spät kommen, wird Jenny böse.«
Im Nu setzte sich alles in Bewegung, und jeder rannte, so schnell er konnte, zum Zaun. Eins, zwei, drei schwangen sie sich hinüber, und weiter ging’s im Trab durch den Garten. Sie konnten doch nicht riskieren, Jenny zu verärgern. Das würde sich sehr nachteilig auf ihren Speisezettel auswirken.
Ein vergnügter Nachmittag – und wie er endete
Zwei Minuten kamen sie dennoch zu spät. Jenny trug gerade das Essen auf und war ein bißchen ungehalten, weil sie vergebens nach den Kindern Ausschau gehalten hatte. »Ah, da seid ihr endlich!« empfing sie die Ausreißer. »Wo wart ihr bloß? Euer Glück, daß ihr eben noch eingetrudelt seid. Fünf Minuten später, und ich hätte das Essen wieder hinausgetragen.«
»Das hättest du nicht, liebe Jenny, nie im Leben hättest du das!« scherzte Brummer und drückte sie rasch so fest an sich, daß sie aufkreischte. »Mmm, mmmm, riecht das hier gut!«
»Laß die Quetscherei!« sagte die Haushälterin halb ärgerlich, halb lachend, und
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