Fünf Freunde und der Zauberer Wu
Habt ihr schon mal daran gedacht, daß die meisten gut klettern können?
Und sie müssen schwindelfrei sein. Wenn einer von denen an der Turmwand hochgeklettert wäre?«
»Das glaub’ ich nicht«, entgegnete Brummer kopfschüttelnd. »Ich hab’ mir die Mauer heute morgen genau angesehen. Bis zur halben Höhe ist sie zwar mit wildem Wein bewachsen. Aber darüber ist nur kahler, roher Stein. Da wäre auch der geschickteste Akrobat am Ende seiner Weisheit.«
Georg überlegte noch, ob die Clowns etwas damit zu tun haben könnten, ließ die Vermutung jedoch wieder fallen, da alle der Ansicht waren, die hätten es noch weniger geschafft als die Akrobaten. Allmählich kamen die Kinder zu der Überzeugung, daß niemand aus dem Zirkus an der Sache beteiligt gewesen war.
»Schaut mal, was liegt denn dort beim Zirkuszelt auf dem Boden?« rief Georg und steuerte den anderen voran auf die unbestimmbare Masse zu. Beim Näherkommen entpuppte sie sich als zusammengeknäueltes graues Fell. Georg tippte mit der Fußspitze dagegen. »Ich weiß! Das ist die Eselshaut«, sagte sie lachend.
»Genau!« rief Brummer und versuchte das Fell hochzuheben. Es war aber viel zu schwer für ihn allein. Doch schon waren Dick und Georg in die Eselshaut hineingeschlüpft. Dick hatte den vorderen Teil erwischt. Er fand sich sehr gut zurecht, denn in den Eselshals waren Löcher zum Durchgucken eingeschnitten; den Kopf hatte man mit Papier ausgestopft. Georg steckte in den Hinterbeinen, sie hüpfte wie närrisch umher, wodurch der arme Esel aussah, als hätte sein Hinterteil den Veitstanz. Die übriggebliebenen Zuschauer brüllten vor Lachen.
»He, laßt den Esel liegen«, brüllte jemand. Es war Achim, der wütend angestürmt kam. Er hielt einen Stock in der Hand und zog dem Eselshinterteil eins über. Georg schrie auf: »He, du Idiot, das tut weh!«
Brummer giftete Achim an: »Sag mal, spinnst du? Georg und Dick sind doch da drin. Leg sofort den Stock weg!«
Achim jedoch holte aus und hieb dem Esel ein zweites Mal über die Hinterbeine. Georg gab einen durchdringenden Wehlaut von sich.
Da stürzte sich Brummer auf Achim und versuchte, ihm den Knüppel aus der Hand zu winden. Der Junge wehrte sich und gab seinen Stock nicht her, worauf Brummer eine gerade Rechte auf Achims Brust landete, die diesen platt aufs Kreuz legte.
»Ha«, trumpfte Brummer auf. »Hab’ ich dir nicht gesagt, daß ich’s dir eines Tages heimzahlen würde? So, jetzt hast du’s! Steh auf, du Feigling, rauf mit dir! Kleine Mädchen vertrimmen, das kannst du, aber sonst nichts!«
»Laß ihn in Ruh, Brummer, spiel dich nicht so auf.« mahnte Julian und versuchte den Streit zu schlichten. »Er hat ja nicht gewußt, daß Georg drinnen ist. Und ihr zwei Deppen, kommt raus, bevor Großvater Tapper euch rauszieht! Der ist bestimmt schon auf dem Weg hierher!«
Achim war aufgesprungen und umtänzelte Brummer mit geballten Fäusten. Doch ehe die zwei Buben aneinandergerieten, dröhnte ihnen des Großvaters Baßstimme entgegen:
»Aufhören! Schluß!«
Achims Faust verfehlte Brummer, der behend ausgewichen war und nun seinerseits zum Schlag ansetzte. Achim, in Abwehrstellung, wich einige Schritte zurück und prallte gegen Tappers breite Brust.
Mit festem Griff packte ihn der Großvater mit beiden Armen und ließ ihn nicht mehr los.
Georg und Dick waren inzwischen aus der Eselshaut gekrochen und kamen mit schuldbewußt gesenkten Köpfen angeschlichen. Der Opa, der noch immer den zappelnden Achim festhielt, schmunzelte nur. »Der Kampf ist zu Ende«, verkündete Tapper. »Wenn einer von euch beiden unbedingt weitermachen will, kann er’s ja mit mir versuchen!«
Dazu hatte jedoch keiner der beiden Buben Lust. Außerdem konnte sein Großvater ganz hübsche Schläge austeilen, wie Achim wohlbekannt war. So stierten die beiden Gegner einander nur an wie zwei Ziegenböcke.
»Los, gebt einander die Hand, und vertragt euch!« forderte Großvater Tapper sie auf. »Schnell, sonst bekommt ihr’s mit mir zu tun!«
Brummer streckte die rechte Hand aus, und genau im gleichen Augenblick machte Achim das gleiche. »So ist’s recht!« lobte der Opa. »Jetzt seid ihr quitt, und ihr braucht euch nicht mehr zu beweisen, wer der Stärkere ist, klar?«
»Alles klar«, sagte Achim und versetzte seinem Großvater einen kameradschaftlichen Rippenstoß. Der alte Tapper wandte sich an Dick und Georg:
»Na, und ihr zwei? Wenn ihr euch die Eselshaut mal ausleihen wollt, so braucht ihr mir das
Weitere Kostenlose Bücher