Fuer Akkie
unvermittelt.
Laurens hatte keine Lust auf coole Sprüche. Er suchte mit den Augen den Schulhof nach Elise ab und wollte weitergehen. Aber Joep stellte sich ihm in den Weg und flüsterte: »Ich gründe einen Fußballclub nur für Jungs.«
»Warum?«, fragte Laurens erstaunt.
»Na ja, so ein Fußballturnier ist schon stark, und deshalb werden wir brav mit den Mädchen trainieren. Kein Streit, keine Raufereien und so. Aber in unserem Jungenclub haben Mädchen nichts verloren.«
»Wann spielt ihr denn?«, wollte Brammie wissen.
»Freitagmittag nach der Schule, auf dem Feld.«
»Und was hält Ina davon?«, fragte Laurens.
»Die hat nichts davon zu halten, das ist nach der Schule. Macht ihr beim FC Jufutop mit?«
»Bei was?«
»FC Jungenfußball ist top!«
Laurens und Brammie lachten.
»Macht ihr jetzt mit oder nicht?«
Brammie nickte begeistert, aber Laurens zuckte mit den Schultern und sagte: »Vielleicht, ich muss noch darüber nachdenken.«
Joep warf ihm einen verächtlichen Blick zu und sagte herausfordernd: »Na, wir werden’s ja sehen.«
Frenklin stieß Joep an. »Da kommen die Mädchen.«
Bevor sie auseinandergingen, flüsterte Joep noch: »Und Klappe, klar? Das geht die Weiber nichts an.«
»Was wollten die beiden denn?«, fragte Tamara sofort. »Die flüstern schon den ganzen Morgen. Aber nur mit den Jungen.«
»Nichts«, entgegnete Laurens betont gleichgültig.
»Wie nichts?«, rief Christel. »Joep und Frenklin brüten doch immer irgendwelchen Mist aus. Was haben die jetzt wieder vor?«
»Nichts, sag ich doch«, wiederholte Laurens. Gerade hatte er Elise entdeckt und wollte weg, aber Christel packte ihn grob an der Schulter. »Los, erzähl schon!«
Laurens riss sich los. »Sei doch nicht immer so hysterisch, Christel!«
»Ich bin überhaupt nicht hysterisch!«, kreischte Christel.
Brammie lachte.
Beleidigt schaute Christel ihn an, ergriff Tamaras Arm, zog sie mit sich und rief: »Ach Mensch, hau doch ab!«
Laurens lief inzwischen zu Elise. »Weißt du schon was wegen Akkie?«
»Nein, ich bin im Klassenzimmer gewesen, aber Ina war noch nicht da.«
Es läutete und sie mussten rein.
Ina, die inzwischen gekommen war, hatte sich schon in den Stuhlkreis gesetzt. Die Schüler beeilten sich, ihre Plätze zu finden.
Als fast alle saßen, rief Joep zu Elise hinüber: »Wo ist denn unsere Star-Fußballerin?«
Elise reagierte nicht und fixierte Ina mit starrem Blick. Aber die merkte nichts. Sie las aufmerksam in irgendwelchen Papieren.
»He, Laurens«, fragte Joep, »du weißt doch bestimmt, wo dein Schätzchen ist?« Aber auch Laurens tat, als würde er nichts hören.
Ina klatschte in die Hände und holte einmal tief Luft: »Ich muss euch etwas Schlimmes sagen. Es geht um Akkie, und ich weiß nicht so recht, wie ich anfangen soll. Es fällt mir sehr schwer, euch davon zu erzählen.«
Auf einen Schlag wurde es still in der Klasse. Elise und Laurens sahen sich nervös an: Wenn es ihrer Lehrerin so schwer fiel, ihnen die Sache zu erklären, musste etwas wirklich Schlimmes passiert sein.
»Akkie ist sehr schwer krank«, fuhr Ina stockend fort. »Sie hat Leukämie.«
Wie üblich schnellte Arnos Finger in die Luft.
»Ich weiß, was du fragen möchtest, Arno.« Inas Stimme zitterte. »Leukämie ist eine Art von Krebs. Kinder, die an Krebs erkranken, haben sehr oft Leukämie.«
Arno meldete sich wieder. Diesmal regte sich niemand darüber auf. Er fragte, was sich sonst niemand zu fragen traute, obwohl alle es dachten: »Stirbt man daran, Ina?«
Die Lehrerin nickte. »Man kann daran sterben. Aber heute ist die Medizin so weit, dass sehr viele Kinder wieder gesund werden. Von hundert Kindern mit Leukämie können gut siebzig geheilt werden. Ich hoffe, dass Akkie dazu gehört.«
Es blieb sehr lange still und dann platzte Brammie heraus: »Dein Mann ist doch auch an Krebs gestorben, Ina?«
»Brammie!«, rief Christel. »Das sagt man doch nicht!«
Brammie wurde knallrot und stammelte: »Tut mir leid, Ina, ’tschuldigung, ’tschuldigung.« Dann begann er zu weinen.
»Bram, komm mal her«, sagte Ina sanft, und Brammie schlich mit gesenktem Kopf zu ihr.
Ina nahm seine Hand und sagte: »Bram, was du sagst, stimmt. Aber weißt du, mein Mann hatte eine ganz andere Art von Krebs als Akkie. Eine Art, gegen die man nichts machen konnte. Akkie hat gute Chancen, wieder gesund zu werden.«
Mit verweinten Augen sah Brammie sie an und schluchzte: »Ich finde es scheiße, dass Menschen sterben,
Weitere Kostenlose Bücher