Fuer Akkie
hatte sich in den vergangenen Tagen so machtlos gefühlt. Ihre beste Freundin lag im Krankenhaus, und sie konnte ihr nicht helfen. So konnte sie wenigstens etwas tun.
Akkies Vater zeigte ihr, wo die Dosen mit Katzenfutter standen, und gab ihr den Schlüssel zur Hintertür. »Sei ein bisschen vorsichtig damit, wenn du herkommst. Es wäre mir lieber, wenn nicht alle wüssten, dass du einen Schlüssel hast.«
Von nun an ging Elise zweimal am Tag zu Kareltje.
Als Elise ein paar Tage später mit Laurens und Brammie auf dem Heimweg von der Schule war, fragte Laurens: »Hast du schon etwas von Akkie gehört?«
»Nein«, sagte Elise, »aber ihr Vater meinte, sie würde der Klasse nächste Woche vielleicht schreiben.«
Sie kamen gerade an Akkies Haus vorbei, und Elise zögerte kurz. Sie musste auf jeden Fall zu Kareltje, weil sie heute noch nicht bei ihm gewesen war, aber sie hatte ja versprochen, den Jungs nichts zu sagen. Doch Kareltje machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Hinter dem Fenster war ein klägliches Miauen zu hören. Kurz darauf veranstaltete der Kater ein unglaubliches Theater. Er kratzte verzweifelt mit den Pfoten über die Scheibe und schrie wie ein kleines Kind.
Laurens starrte ihn entsetzt an. »Schaut nur! Die Katze geht ein vor Hunger!«
»Das ist ja so fies!«, rief Brammie. »Ich verstehe ja, dass Akkies Eltern die ganze Zeit im Krankenhaus sein müssen, aber deshalb können sie doch nicht den Kater verhungern lassen!«
»Sie sorgen schon gut für ihn«, versuchte Elise noch zu beschwichtigen, während Kareltjes Gejammer in eine Art Jaulen überging.
»Hört euch das Tier doch an«, rief Brammie empört. »Ich finde das total unfair! Sie wollen nicht, dass Akkie stirbt, aber die Katze lassen sie verhungern!«
Jetzt hielt es Elise nicht mehr länger aus. »Sakradi!«, rief sie wütend. »Natürlich lassen sie Kareltje nicht verhungern. Ich sorge für ihn. Er ist bloß ein ungeheurer Schauspieler. Na los, kommt mit, dann zeige ich euch, dass es ihm gutgeht.«
Bevor sie die Küchentür öffnete, mussten die beiden versprechen, dass sie es niemandem erzählen würden. Akkies Eltern wären bestimmt alles andere als begeistert, wenn die halbe Klasse ein und aus ging.
Laurens spuckte zwischen zwei Fingern hindurch und sagte feierlich: »Versprochen!«
Brammie hob die Hand und rief: »Ich schwöre beim Fahrrad meiner Mutter.«
Kareltje fand es völlig in Ordnung, dass Brammie und Laurens dabei waren. Er ließ sich ausgiebig von ihnen streicheln und trottete anschließend in die Küche, wo Elise seinen Napf gefüllt hatte. Laurens musste lachen und meinte: »Unsere Katze frisst immer ganz langsam und sauber, aber Kareltje schlingt alles runter. Er frisst wie ein Hund.«
»Und jetzt alle wieder raus!«, rief Elise streng. »Und haltet bloß euren Mund!«
Brammie und Laurens nickten brav und folgten ihr nach draußen.
Kurz bevor Elise die Tür schloss, sagte Brammie mit hocherhobenem Zeigefinger zu Kareltje: »Und das gilt auch für dich, du Schauspieler!«
Nach dem Wochenende kam Henk ins Klassenzimmer und wedelte aufgeregt mit einem Brief. »Post für Klasse sechs«, sagte er verheißungsvoll. »Ein ganz besonderer Brief.«
Mit einer feierlichen Geste überreichte er Ina den Umschlag.
Die sah sofort auf den Absender. »Von Akkie!«, rief sie mit sich überschlagender Stimme. »Kommt, setzen wir uns schnell in den Kreis, dann lese ich ihn vor.«
Sie schlitzte den Brief auf, und in der Klasse wurde es mucksmäuschenstill. In der letzten Zeit hatten sie natürlich alle an Akkie gedacht; aber inzwischen war dann doch auch schon wieder so viel passiert, dass die meisten manchmal fast vergaßen, dass Akkie krank war.
Die Trainingsstunden auf dem kleinen Fußballfeld hatten begonnen, und es klappte sehr gut. Die Jungs hatten ein paar Mädchen sogar Komplimente gemacht, weil sie so gut tackeln konnten. Henk stand fast jeden Tag am Spielfeldrand und gab Anweisungen. Ina kam manchmal zum Zuschauen und rief dann »Nach vorn!« oder »Gib den Ball ab!«.
Das verursachte regelmäßig ein großes Gelächter, denn Ina ahmte Henk nur nach.
Der FC Jufutop hatte freitags schon ein paarmal auf dem Feld gespielt. Die Jungen hatten es vor den Mädchen geheimhalten wollen, aber Tamara hatte Frenklin mit Süßigkeiten bestochen. Nach drei Speckmäusen und zwei Lakritzschnecken sang er wie ein Vögelchen und erzählte ihr sogar, wie der Club hieß. Die Mädchen hatten sich kaputtgelacht und den Club sofort
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