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Fuer den Rest des Lebens

Fuer den Rest des Lebens

Titel: Fuer den Rest des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zeruya Shalev
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kleinste Zimmer in der Wohnung, die so klein ist wie ihre Hand, und jetzt liegt sie von morgens bis abends im Bett und hat das Gefühl, dass es größer wird, sie wird hundert Schritte gehen müssen, um das Fenster zu erreichen, es wird so viele Stunden dauern, dass ihr ganzes Leben vielleicht nicht ausreicht, um hinzukommen.

Zwölftes Kapitel
     
    Er hört ein Klopfen an der Tür und sein Herz pocht, als er in dem schmalen Jugendbett in seinem alten Zimmer aufwacht, nach einer langen Nacht, die Tage werden kürzer und die Nächte dehnen sich, sie reihen sich aneinander wie eine bunte Kette aus erdichteten Geschichten. Noch nie hat er so tief geschlafen, er überlässt sich dem Schlaf, versinkt in ihm, wacht immer wieder auf und freut sich darauf, erneut einschlafen zu können, er geht früh ins Bett, schläft aber nicht aus Müdigkeit ein, sondern aus Vergnügen. Nein, er ist jetzt nicht mehr müde, es scheint, als habe sich die Müdigkeit, die ihn in den letzten Jahren begleitet hat, in jener Minute aufgelöst, als er sich mitten in der Nacht wie ein Dieb in seine Wohnung geschlichen hatte, jedoch nicht, um etwas wegzunehmen, sondern um etwas zu geben, aber seine Hände waren leer, leer und kalt, als er die Wohnung betrat und drei Menschen in drei Betten vorfand, einen kleinen, einen mittleren und einen großen, und er wünschte sich mehr als alles andere, in ihren Schlaf zu versinken, wie man in Wasser versinkt, still, ein Tanz ohne Bewegung, ein Lied ohne Stimme.
    Es war die längste Nacht seines Lebens, in der ihm fast alles geschah, fast hätte er die Liebe bekommen, nach der er sich sehnte, fast wäre er zu seiner Frau zurückgekehrt, zu seinen Kindern, zu seiner Wohnung, fast wäre er in seine Vergangenheit geschlüpft wie in eine alte Verkleidung, doch letztlich geschah nichts, und jetzt glaubt er, dass sich in diesem Fast, in diesem Spalt, so schmal wie der Spalt zwischen einer Tat und einer Nicht-Tat, sein ganzes Leben zusammenpresste. Er stand da und betrachtete seine schlafende Frau, lehnte sich schwach und müde an die Wand, er sehnte sich so sehr nach ihrem Schlaf, sehnte sich danach, sich in ihr aufzulösen und mit ihr zu einem schlafenden Körper zu werden, er vergaß, warum er hergekommen war und was er ihr hatte sagen wollen, bis er sich neben sie setzte und ihre Haare streichelte und ihr ins Ohr flüsterte, sie solle nicht traurig sein, sie solle ihrer Jugend nicht nachweinen, denn die Zeit sei kreisförmig, auch wenn die Richtung klar zu erkennen sei, und deshalb sei die Jugend über das ganze Leben verteilt, genau wie das Alter und wie auch die Liebe, die an unverhofften Stellen wartet, und es sei nie zu spät, manchmal wiege eine Minute der Liebe viele Jahre auf, oder die Erinnerung an Liebe, und manchmal könne man sich sogar mit der Hoffnung begnügen, und als er im blauen Licht des frühen Morgens wegging, ließ er die Wohnung ebenso schlafend zurück, wie er sie betreten hatte, er spürte in allen Gliedern, die in der Kühle des Wintermorgens zitterten, sein erbärmliches Dasein, das Versagen, das allem anhaftete, was er tat, und immer schien eine Frau damit verbunden zu sein, denn es war leicht, sich an eine Frau zu hängen, es war immer leicht gewesen, doch nun war wohl die Stunde gekommen, ohne eine Frau zu leben, seine Stunde, auch wenn sie Monate oder Jahre dauern würde.
    Seine Knie, die schmerzten, als er die Treppe hinunterstieg, erinnerten ihn an sein Alter, an all die Jahre, die vergangen waren, zu Staub zerfallen, aber das ändert nichts an der Erkenntnis, die ihm an jenem Morgen kam, der nun einige Wochen her ist, und auch jetzt tun ihm die Knie weh, als er benommen aufsteht, er stützt sich an die Wand und tastet sich zur Tür. Wer kann das sein, es ist fast mitten in der Nacht und er erwartet niemanden, er hat die Kinder in ihrer Wohnung ins Bett gebracht und Schlomit hat ruhig ausgesehen, fast friedlich, und sie würde um diese Uhrzeit das Haus sowieso nicht verlassen, und Dina ist am Toten Meer, es muss sich um einen Irrtum handeln, aber als er durch den dunklen Spion späht, erkennt er sie und beeilt sich, die Tür aufzumachen, was ist los, wo ist Gideon? Seid ihr nicht zum Toten Meer gefahren?
    Wir sind gefahren, sagt sie, aber er ist nicht mit mir dort geblieben, und ich wollte noch mit dir und Mutter zusammen sein, bevor mein Geburtstag zu Ende ist, sie streckt die Hände aus und flüchtet sich in seine Arme, die sich schüchtern um sie legen. Wie dünn sie ist, er ist

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