Fuer den Rest des Lebens
jugendliche Gestalt liegt, auf dem Rücken, die Arme über dem Gesicht, mit walnussfarbenen Haaren. Schau nur, diese schmalen Arme, sie erinnern an Nizans Arme, aber wie kann das sein, Nizan ist jetzt in der Schule, denkt sie und ist erleichtert, als würde diese Tatsache allein ausreichen, dumme Gedanken zunichtezumachen, denn einen schrecklichen Moment lang hat sie geglaubt, in dem Abstand, der sich in der letzten Zeit zwischen ihr und ihrer Tochter aufgetan hat, könnte sich auch eine ganze Schwangerschaft gedrängt haben, sie könnte heimlich niedergekommen sein, eine ganze Geschichte von Anfang bis Ende. Mit schnellen Schritten nähert sie sich dem Bett, um sich zu vergewissern, dass sie einem absurden Gedanken nachgehangen hat, für den sie sich gleich schämen wird, Nizan ist in der Schule, ihr Körper ist dünn wie immer, Nizan hat noch mit keinem Mann geschlafen, Nizan hätte eine solche Notlage nie vor ihr verheimlicht, und dennoch ist ihr dieser Körper bekannt, sie kennt diese steife und konzentrierte Position. Entschuldigung, flüstert sie, und da erst nimmt die junge Frau die Arme vom Gesicht und ruft erstaunt, Dina? Was machst du hier? Und Dina senkt den Kopf, ohne etwas zu sagen, denn was sollte sie ihr sagen, die Erleichterung, dass es nicht Nizan ist, hat sich in eine tiefe Verwirrung verwandelt, es ist nicht Nizan, sondern eine Studentin, die sie mit ihrem schmalen Körperbau schon immer an ihre Tochter erinnert hat, trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, empfindet sie in ihrer Gegenwart eine unangenehme Anspannung, und Noa, dieses Mädchen, nährt die Anspannung mit übertriebener Diskutierfreudigkeit während des Unterrichts und schwankt zwischen Interesselosigkeit und überspitzten kleinlichen Gegenargumenten.
In den letzten Wochen war sie dem Unterricht ferngeblieben, zu Dinas Erleichterung, und jemand hat gesagt, sie sei im Schwangerschaftsurlaub, noch ein Detail, das sie vergessen hat, wer kann schon die vielen Schwangerschaften ihrer Studentinnen zählen, und da liegt sie nun, in ihrem, Dinas, Bett, denn es scheint, als wären die Tausenden von Frauen, die seither in diesem Bett lagen, einfach weggewischt, und bevor sie Worte findet, um ihre Anwesenheit zu erklären, lächelt Noa sie an und sagt, das rührt mich wirklich, dass du zu mir gekommen bist, und Dina versucht, das Lächeln zu erwidern, mischt Wahrheit und Lüge, meine Mutter ist hier eingewiesen worden, und ich habe gehört, dass du ein Kind bekommen hast, deshalb bin ich vorbeigekommen, um zu sehen, wie es dir geht, und als Noa sich mit einem etwas aufgesetzten Interesse nach dem Zustand ihrer Mutter erkundigt, wächst ihre Verlegenheit, schließlich weiß sie nichts über den Zustand ihrer Mutter. Vielleicht macht sie gerade in diesem Moment ihren letzten Atemzug, vielleicht ruft sie sogar Dinas Namen, möchte sich von ihrer Tochter verabschieden, die es aus irgendeinem Grund vorzieht, am Bett einer Wöchnerin zu sitzen, die sie zwar kennt, aber nicht besonders mag, und sie beschließt, diesen ungeplanten Besuch abzukürzen, weißt du was, ich komme später noch einmal, ich habe sie allein gelassen und bin ein bisschen beunruhigt, und zu ihrem Erstaunen breitet sich Enttäuschung auf Noas Gesicht aus, sie klagt, bleib doch noch ein wenig bei mir, wenn du schon da bist, du hast noch nicht einmal gefragt, was ich bekommen habe.
Oh, entschuldige, beeilt sich Dina zu sagen, ich bin heute Morgen ganz durcheinander, Sohn oder Tochter? Und Noa kichert, als habe man sie bei einem Streich ertappt, sowohl als auch, verkündet sie, Zwillinge, und plötzlich wachsen ihr Widerwille und die Anziehung, denn sie möchte weglaufen, ohne Noa zu beglückwünschen, ohne sich zu verabschieden, durch die Flure rennen und alles zur Seite stoßen, was sich ihr in den Weg stellt, und zugleich möchte sie am Bett dieser jungen Frau bleiben, sie ans Herz drücken und sich nie wieder von ihr trennen.
Sag, hast du dich auch seltsam gefühlt, nach der Geburt?, flüstert Noa plötzlich, schaut sich um, um sicherzugehen, dass keiner zuhört, es ist das Gegenteil von dem, was ich erwartet habe, ich habe mich so sehr nach dieser Schwangerschaft gesehnt, und jetzt habe ich das Gefühl, als wäre mein Leben vorbei, und die Babys ekeln mich an, sie kommen mir irgendwie unfertig vor, wie rohes Fleisch, hattest du das auch? Dina ist von diesen Worten tief berührt und beunruhigt, mach dir keine Sorgen, Noa, das passiert vielen Frauen, die ersten Tage nach einer
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