Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)
stellte er fest und setzte den Schaumwein ab.
Ich probierte ebenfalls. Der Sekt war kalt, aber meilenweit von dem Geschmack entfernt, den ich mittlerweile durch Asmodeos Champagner gewohnt war. Obwohl ich eigentlich nicht wollte, nahm ich einen weiteren Schluck und widerstand der Versuchung, mir mit dem Handrücken über den Mund zu fahren.
Auch ich stellte das Sektglas hin und drehte es langsam zwischen zwei Fingern, während ich die Menge betrachtete. „Diese beiden Frauen waren kein Einzelfall, oder täuscht mich mein Gefühl, dass uns alle komisch anschauen?“
Asmodeo grinste nahezu übermütig. „Das ist nicht nur ein Gefühl. Ich bin mir sicher, dass dich alle Frauen hier im Saal am liebsten treten würden, wenn es nicht gegen ihre gute Kinderstube oder zumindest gegen einschlägige Gesetze verstoßen würde.“
„Du übertreibst maßlos.“
„Nein, das tue ich nicht.“ Er zwinkerte mir zu. „Aber das ist nichts im Vergleich zu dem, was die Männer am liebsten mit dir anstellen würden.“
„Alle Männer?“
Er nickte und ergänzte dann: „Bis auf die, die sich eigentlich nicht für Frauen interessieren.“
Sein Übermut war ansteckend. „Ich kann nicht übersehen, dass du auch ein Mann bist. Wie ist das bei dir?“
„Bei mir ist das vollkommen anders, Lilith. Bei mir ist das hundertmal schlimmer.“
9
Aus einer laut redenden größeren Gruppe, die in unserer Nähe stand, löste sich ein Mann mittleren Alters und kam zu uns herüber. Er war fast so groß wie Asmodeo, aber in den Schultern wesentlich breiter. Seine Figur wirkte beinahe schon grotesk – sie ähnelte einem aufgepumpten Michelin-Männchen, nur das dieser Typ nicht in einem Overall für Kfz-Mechaniker steckte, sondern in einem teuren, dunkelblauen Anzug, der weit genug geschnitten war, dass sich seine enormen Muskeln darunter bewegen konnten. Paradoxerweise vermittelte er aber dennoch keine körperliche Kraft und Stärke. Seine Muskelpakete machten auf mich den Eindruck von totem Fleisch. Eine auffällige, unregelmäßige Narbe lief von seinem linken Auge zu seinem Kinn.
„Graf di Borgese“, sagte er mit einer kleinen Verbeugung. Seine seltsam hohe Stimme klang nasal und gekünstelt, seine dünnen Lippen verzogen sich zu einer Art höflichem Lächeln.
Asmodeo musterte ihn mit unpersönlichem Ausdruck. „Hatten wir schon einmal das Vergnügen?“
Der Mann streckte Asmodeo die rechte Hand entgegen. Ich stand etwas seitlich und bemerkte, dass er mit dem Daumen seiner Linken mit einem schweren goldenen Ring spielte, den er um den Mittelfinger trug, als ob das Schmuckstück ein Talisman wäre, den man nur reiben musste, um Glück zu haben. Komischer Gedanke – schoss es mir durch den Kopf, während der Mann weitersprach.
„Mein Name ist Wolfgang Brunner. Ich habe Sie vor ein paar Tagen in München getroffen, als Sie den Vortrag über Ihr äußerst beeindruckendes Forschungsprojekt hielten.“
Asmodeos machte keine Anstalten, ihm die Hand zu schütteln. „Richtig, Herr Professor Brunner. Sie sind Philister der Studentenverbindung Fraternitas Cornicis.“
Studentenverbindung – hallte ein Echo durch meinen Kopf.
Der Mann ließ seine Hand sinken und verbeugte sich nochmals leicht. Sein Mund verzog sich erneut zu einem lippenlosen Lächeln. „Das freut mich sehr, dass Sie sich an mich erinnern, Graf di Borgese. Darf ich darauf in nächster Zeit einmal zurückkommen? Sicherlich sind Ihnen die finanziellen Probleme wissenschaftlicher Institute bestens bekannt. Ohne solch großzügige Sponsoren wie Ihr Konzern einer ist, wären wir in der internationalen Konkurrenz chancenlos.“
Der Professor wartete auf Asmodeos Reaktion.
„Das wundert mich Professor Brunner“, antwortete Asmodeo und seine Stimme klang kalt. „Ich hatte gerade bei Ihrem Projekt den Eindruck, dass Sie über ein sehr großzügiges Budget verfügen.“
Der Professor wirkte, als sei er bei einer Lüge ertappt worden. Er rieb sich die Hände „Nun, … Sie haben natürlich recht. Im Moment ist unsere finanzielle Lage durchaus zufriedenstellend. Aber das kann sich schnell ändern, wenn sich der Geldgeber zurückzieht.“
Bislang hatte mich der Mann keines Blickes gewürdigt. Jetzt tat er so, als würde er mich das erste Mal bemerken. Er sah mich kurz an und senkte den Kopf mit einer Bewegung, die höfliche Anerkennung signalisieren sollte. Zu Asmodeo gewandt, meinte er leicht unterwürfig und seine Augen blinzelten mehrmals: „Aber ich bin
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