Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)
ich wieder bei Johannes, hörte seine tiefe Stimme, sah in seine dunklen Augen.
„Lilith, du hast ein Problem“, stellte ich laut fest.
Manchmal ist es besser, wenn man sich gewisse Dinge nicht eingesteht. Mein Tag hatte super angefangen. Und jetzt machte ich wieder alles kompliziert. Warum konnte ich nicht sein, wie Vanessa? Sie würde auch zwei Männer parallel daten. Für sie wäre das kein Konflikt, eher eine Herausforderung an ihr Zeitmanagement .
Andererseits hatte sich Johannes im Gegensatz zu Asmodeo bislang nicht wirklich um mich bemüht. Vielleicht interpretierte ich viel zu viel in die zwei kurzen Treffen mit ihm. Aber eigentlich war das auch ohne Belang, denn für mich waren diese Begegnungen sehr wichtig. Wenn ich an Johannes dachte, wünschte ich mir, ihn wiederzusehen, mit ihm zusammen zu sein.
Und Asmodeo? Er sah sehr gut aus, schien stinkreich zu sein, hatte super Manieren und zweifelsohne hatte er gestern ein komplettes Schnellrestaurant innerhalb von wenigen Minuten gemietet. Das alles hatte er nur getan, um mir zu imponieren. Er hatte auf jeden Fall Interesse an mir. Großes Interesse.
Asmodeo hatte mich verteidigt, als ich belästigt worden war. Rigoros und ohne jede Hemmung hatte er den Angriff beendet, noch bevor er richtig begonnen hatte. Seltsamerweise hatte er in diesem Augenblick besonders beherrscht auf mich gewirkt - was mich aber nicht darüber hinwegtäuschen konnte, wie absolut tödlich er in Wirklichkeit war. Ich musste mir eingestehen, dass er mich gerade deshalb faszinierte.
Aber reichte das aus? Ich dachte wieder an die Gefühle, die Asmodeo bei mir ausgelöst hatte, als er meine Haare berührte. Diese Emotionen konnte ich nicht leugnen. Sie waren echt.
Und was jetzt? - ich war genauso schlau wie vorher.
5
Ich beschloss, die Sache auf mich zukommen zu lassen und stattdessen lieber joggen zu gehen. Um diese Zeit konnte ich sicher sein, niemanden im Wald zu treffen, der mich kannte. Das würde mir helfen, meinen Kopf freizubekommen.
Ich sah tatsächlich keine Menschenseele. Lediglich ein Vogel erregte meine Aufmerksamkeit, weil er ein Stück des Weges neben mir herflatterte. Sein Gefieder glänzte blauschwarz in der Sonne. Es war ein Rabe.
Wieder zuhause angekommen, gönnte ich mir eine lange, heiße Dusche und ein riesiges Müsli-Frühstück. Jetzt war die Packung aber endgültig leer. Langsam wurde es Zeit einkaufen zu gehen, um unsere Vorräte aufzufrischen.
Ich machte mir einen großen Pott Kaffee, stellte ihn auf mein Nachtkästchen und breitete meine Geschichtsunterlagen auf dem Bett aus. Im Schneidersitz setzte ich mich davor und überlegte mir, wie ich am besten meine Vorbereitung auf die schriftliche Geschichtsprüfung beginnen sollte.
Für ein systematisches Vorgehen war es zu spät. Mut zur Lücke war angesagt. Ich grübelte ein bisschen über die Lücke nach und wie groß sie wohl sein durfte. Vor meinem inneren Auge formte sich das Bild eines gigantischen Kraters.
Was war am Wichtigsten – fragte ich mich. Es fiel mir wie selbstverständlich ein, schoss mir geradezu in den Sinn: natürlich! - Die französische Revolution!
Ich nahm mir die dazugehörigen Unterlagen und begann zu lesen. Das war eine einmalige Zeit gewesen. Da gab es alles: Intrigen, Liebe und Sex, den unbändigen Durst nach Freiheit, aber auch Mord und Totschlag – eben alles, was zu einem guten Abenteuerroman dazugehört.
Ich liebte diese Zeit.
6
Es klingelte an der Haustür. Vanessa hatte es nicht mehr ausgehalten und hatte zwei Freistunden genutzt, um einen Krankenbesuch bei mir zu machen. Sie hatte unterwegs in einem Bioladen einen großen Topf Rohkostsalat gekauft - für uns beide, als Mittagessen. Wir stellten die Schüssel auf den Couchtisch im Wohnzimmer, hockten uns mit zwei Gabeln davor und machten uns über den Salat her.
Vanessa platzte fast vor Neugier, was den gestrigen Abend betraf.
„Wo hast du diesen irren Typen eigentlich her gehabt?“, kaute sie mit vollen Backen. „Der sah unheimlich stark aus.“
„Der ist mir zugelaufen.“
Wir lachten.
„Aber jetzt erzähl doch mal ehrlich.“
Ich zuckte mit den Schultern. „Er ist mir wirklich zugelaufen. Ich stand am Weiher und dann kam er mir entgegen. Wie aus dem Nichts.“
Vanessa schnaubte. „Von wegen Nichts! Der war schon vor dir da. Schien sich fürchterlich zu langweilen. Bis er dich gesehen hat. Er hat zwar einen auf unbeteiligt gemacht, aber ich bin mir hundertprozentig sicher, dass er
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