Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)
Aufstellung nehmen, wartete bis vollständige Ruhe in der Halle herrschte und erklärte uns dann den Ablauf der Prüfung.
„Allerdings“, schloss er, „werden nur diejenigen von Euch zur Prüfung zugelassen, die auch tatsächlich Chancen haben, sie zu bestehen. Die Prüfung ist öffentlich. Wie in den Vorjahren werden zahlreiche Zuschauer kommen und wir wollen denen, die es noch nicht schaffen können, die Blamage ersparen, vor versammelter Mannschaft durchzufallen.“
Er kramte aus seiner Sporttasche einen schwarzen Lederblock, schlug ihn auf und las die Namen derer vor, die teilnehmen durften. Ich war sehr erleichtert, als auch ich genannt wurde.
Im Hinausgehen sah ich, wie Petra und Silke zu Johannes eilten. Silke hatte allem Anschein nach vergessen, zu humpeln.
Ich hörte Petra säuseln: „Da muss wohl ein Irrtum vorliegen. Warum stehen wir nicht auf der Liste?“
Johannes nahm den Block nochmals in die Hand, um die Namen zu überprüfen. Da ich nicht neugierig erscheinen wollte, kümmerte ich mich um meine eigenen Angelegenheiten und ging in die Damengarderobe.
Die Sammelumkleiden des Sportzentrums waren jeweils mit einem angrenzenden Duschbereich ausgestattet und mit einer undurchsichtigen Pendeltür aus Plexiglas abgeteilt. Ich hatte geduscht, wickelte mich gerade in mein Handtuch, als ich Petra und Silke in der Umkleide laut schimpfen hörte. Sie ließen ihrem Frust freien Lauf und tobten über Johannes, der sich nicht hatte überreden lassen, sie doch noch zur Prüfung zu melden. Dabei gebrauchten sie derartig widerwärtige Ausdrücke, dass ich mir wünschte, jemand würde ihnen den Mund mit Seife auswaschen.
Ich beeilte mich, fertig zu werden, aber als ich aus dem Duschraum herauskam, waren die beiden bereits gegangen.
Nachdem ich mich angezogen hatte, schlenderte ich zum Ausgang, ein bisschen langsamer als sonst, weil ich hoffte, auf Johannes zu treffen. Ich fand ihn im Eingangsbereich, doch er unterhielt sich mit dem Hausmeister, vermutlich, um die organisatorischen Einzelheiten unserer bevorstehenden Prüfung zu klären. Er hatte mir den Rücken zugewandt und bemerkte mich nicht, als ich an ihm vorbei nach draußen ging.
11
Ich wollte Zeit schinden, indem ich mich bei meiner Maschine herumdrückte. Irgendwann würde er mit seiner Besprechung fertig sein.
Ich überlegte mir krampfhaft, was ich später zu Johannes sagen könnte. Dabei streifte mein Blick zwei junge Frauen bei den Fahrradständern. Ihre Körperhaltung wirkte angespannt und weckte mein Interesse, weshalb ich näher hinsah.
Es waren Silke und Petra. Sie machten sich an einem der Räder zu schaffen. Zunächst dachte ich mir nichts dabei, doch dann blitzte etwas in Silkes Hand metallen auf. Von weitem kam es mir wie ein Messer vor. Ich legte den Helm und meine Sporttasche auf den Sitz meiner Suzi und schritt betont auffällig zu den beiden hinüber.
Petra hatte mich erblickt und stieß Silke, die sich gerade zu dem Fahrrad heruntergebeugt hatte, in die Seite. Dabei sagte sie etwas zu ihr und deutete auf mich.
Inzwischen war ich bis auf ein, zwei Meter an die beiden herangekommen. Sie hatten bei einem Herrenrad die Reifen aufgeschnitten. Und sie hatten nicht einfach nur hineingestochen, sie hatten die Reifen mit Längsschnitten zerstört.
Silke richtete sich auf, das Messer in der Hand. „Was glotzt du denn so blöd?“
„Sieh an, Miss Obercool!“, feixte Petra. “Wo bleibt dein Arschwackeln? … Aber dein Trainerlein ist ja nicht in der Nähe. Hast du jetzt Angst, so ganz alleine?“
Beide lachten. Dabei fuchtelte Silke mit dem Messer vor mir herum, warf es von einer Hand in die andere.
Ich wurde ganz ruhig. Alles um mich herum schien sich in Zeitlupe abzuspielen.
Silkes Bewegungen froren ein.
Mein linker Arm schoss vor, ich packte Silke am Handgelenk und drückte zu. Sie schrie auf vor Schmerz, das Messer fiel zu Boden.
Ich hielt Silke weiter fest und verdrehte ihr den Arm, um sie von mir fernzuhalten. Dann richtete ich meine Aufmerksamkeit auf Petra, doch die schaute über meine Schulter hinweg zum Sportzentrum.
„Schnell, Silke, lass uns abhauen, er kommt!“, drängte sie, bevor sie sich mir zuwandte. „Lass sie los, Lilith, sie hat dir nichts getan und das hier geht dich nichts an.“
Ich lockerte meinen Griff. Silke riss sich frei. Beide rannten weg.
Ich blickte ihnen nach, bis ich hinter mir eine bekannte Stimme hörte. Sie war tief und mir lief sofort ein Schauer über den Rücken. Zugegeben -
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