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Für ein Lied und hundert Lieder

Für ein Lied und hundert Lieder

Titel: Für ein Lied und hundert Lieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liao Yiwu
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Bewährung verurteilt. Ich habe mich so gefreut, dass ich mitten im Gericht laut das Heulen angefangen habe. Ich habe die Verwaltung gebeten, mir von dem Rechnungsbuch zum Mittag Fleischgerichte zu kaufen, für jeden in der Zelle eins. Wo hätte ich denn gedacht, dass die übermäßige Freude die Hälfte meines Haars weiß machen würde. Danach bin ich dann zum Tode verurteilt worden …«
    »Ich weiß.«
    Der Tote Zhang wurde auch vor dem Elektroknüppel gewarnt, das war ein altes Spiel, oder war etwa der alte Liu im Körper eines lebenden Toten zurückgekehrt? Mir standen die Haare zu Berge, und ich hörte zwei Menschen aus der gleichen Kehle sprechen: »Das Spiel kann den Schlaf vertreiben, machst du mit?«
    »Warte, sonst bekommst du wieder den Elektroschwanz von dem Polizeibeamten zu spüren!«, fluchte ich böse.
    »Konterrevolution, du hast nur eine kurze Zeit abzusitzen, du weißt nicht, wie seltsam es hier zugeht. Die Todeskandidaten, die sich auf den Weg gemacht haben, müssen alle wiederkehren, einige kommen sogar ein paarmal, denn auf dem Weg zur Wiedergeburt müssen sie hier durch. Hör genau hin, draußen, sie kommen über die Mauer, steh auf und sieh selbst.«
    »Unsinn, du siehst Gespenster.«
    »Und ob. Und die Gespenster lassen sich hören, die Fressnäpfe auf der Fensterbank, mal klingeln sie, und mal klingeln sie nicht. Das Rauschen der Deckenventilatoren ist zu laut, deshalb hörst du nichts.«
    Mich überlief ein Schauer: »Verdammte Scheiße, geh mir nicht auf die Eier!«
    »Was? Du spielst mit einem Freund. Du willst sicher ein Jahr nachdem ich mich auf den Weg gemacht habe, wieder hier heraus, oder? Ich werde zurückkommen und dich heimsuchen. Eines schönes Tages wirst du aus heiterem Himmel das Gefühl haben, dass dir die Rosette gefriert, das bin ich.«
    »Na, dann habe ich ja Glück gehabt, komm nur«, erpresste ich ihn, »ich schneide dir deinen verrückten Schwanz ab, dann kannst du in der Unterwelt den Eunuchen geben.«
    Es fing an zu regnen, die Sterne waren nicht erloschen, porengleiche Wasserperlen krochen über die Blattadern. Für Ameisen und Insekten war auch der Himmel ein großes Blatt, in das sich die Zehntausend Dinge eines Tages einrollen würden, um dort für immer zu erstarren.
     
    Niemand glaubte, dass Wan Xia sich selbst ins Gefängnis gebracht hatte. Es ergab sich einmal bei der Voruntersuchung, dass plötzlich im Raum nebenan seine Stimme laut wurde und er sich über das erlittene Unrecht beklagte: »Das war Zufall!«
    Eine mächtige Ochsenstimme sagte sofort: »Seltsam, was so alles passiert!«
    »Ich bin hinunter nach Chongqing, um Freunde zu treffen, um Geschäfte zu machen, und da bin ich zufällig Liao Yiwu in die Arme gelaufen, sie haben gerade einen Film gedreht, mir hat es in den Fingern gejuckt, dachte, das ist ein Heidenspaß …«
    »Alles Ausreden!« Der Rest seines Satzes wurde von diesem donnernden Gepolter abgeschnitten: »Wieso sind andere ihm dann nicht ›zufällig‹ begegnet? Nur du hast so ein Glück, dass man dich ›zufällig‹ zum Regisseur macht, was?!«
    Der klagende Ton steigerte sich, er ging aufs Ganze: »Die Titel wurden erst nachher verteilt, wer damit in Kontakt kam, hatte einen Titel. Glauben Sie, was Sie wollen, im Knast gibt es keinen Gelben Fluss, in den man springen kann.«
    »Du bist wie ein Ausländer, der zu viel Pfeffer gefressen hat, du hast überhaupt keinen Geschmack mehr.«
    Die Stimmen senkten sich, wurden zu einem undeutlichen Summen, was sollte ich machen, ich bestätigte, was er gesagt hatte: »Mit Wan Xia das war tatsächlich Zufall.«
    »Ein weiterer Punkt auf deiner Anklage: Verbreitung von Lügen«, sagte Teamleiter Li scharf, dann stand er auf und schloss das Fenster.
    »Sie sind Literat, sagen Sie mir, wo auf der Welt der Regisseur eines Films einfach durch einen Zufall bestimmt wird?«
    Ich riss den Mund auf und brachte keinen Ton heraus.
    »Dazu fällt Ihnen wohl nichts ein?«, sagte Teamleiter Li mitfühlend, »solch einen Unsinn kannst du mir nicht erzählen.«
    Ich war so aufgebracht, dass ich am ganzen Körper zitterte, es hat nicht viel gefehlt, und ich wäre mit dem wirklichen Beweggrund für Wan Xias Tat herausgeplatzt: »Die Literaturgeschichte, alle wollen in die Literaturgeschichte eingehen, die Kameraden wollen alle beteiligt sein.«
    Das wird Generation für Generation immer wieder Gegenstand des Gelächters sein, leider haben die Gerichte das nie so gesehen.
     
    Chongqing im August ist weltweit

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