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Fuer Elise

Fuer Elise

Titel: Fuer Elise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Melchior
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blass, fast erschüttert.
    Elise fiel etwas ein und sie atmete erleichtert aus.
    " Eine der Fledermäuse hinter der Tür hat mich erwischt. Wieso beeindruckt dich die kleine Wunde so sehr?"
    Michas Miene veränderte sich nicht. Stattdessen packte er ihren Arm und zog sie an sich.
    "Was genau ist passiert, als die Tür offen war?"
    Elise war verwirrt.
    "Ich wollte nachsehen, ob ein paar der Biester noch leben. Um ehrlich zu sein plagte mich ein schlechtes Gewissen, weil ich ein Jahr lang nicht mal wusste, ob man sie füttern muss."
    Micha stieß einen abwertenden Laut aus.
    "Mit was? Deinem Blut?"
    "Warum bist du so sauer?"
    Die Chance auf einen romantischen Abend schwand. Nervös strich sie ihren Rock glatt.
    "Wir öffnen jetzt gemeinsam diese Tür!" rief Micha.
    "Was? Wieso?"
    Elise zog die Brauen hoch. Micha kam auf sie zu und griff erneut nach ihrem Arm. Elise erfasste ein mulmiges Gefühl, als ihr sein Geruch entgegenkam und sie in seine tiefblauen Augen sah.
    "Lass uns eine Pause machen." bat Elise, um die Situation nicht weiter eskalieren zu lassen. Sie entzog ihm den Arm und ging zur Ausgangstür.
    "Ich hab extra gekocht." sagte sie mit flehendem Blick.
    Na ja, immerhin hatte sie den Herd angeschmissen. Für jemanden, der beinahe zu jeder Zeit unter Appetitlosigkeit litt, eine durchaus beachtliche Leistung.
    "Nur einen Bissen." sagte er und von Elise fiel ein Gebirge ab.
    "Wir werden ja doch nie herausfinden, wie man sie bekämpft." schwatzte sie lächelnd drauf los.
    "…wie man sie heilt." verbesserte Micha.
    Elise entglitt ihre Miene. Hatte sie sich verplappert? Er wusste noch nichts von ihrem Sinneswandel und ihr wurde klar, dass sie sich spätestens jetzt mit ihrem Gesichtsausdruck verriet.
    "Da s ist nicht dein Ernst?!" rief er. "Ich hätte es wissen müssen! Du spinnst völlig."
    "Sie haben meinen Vater getötet!" entgegnete sie laut.
    Micha stemmte die Arme in die Hüften. Er sah schräg zur Decke hoch. Und dann, als hätte er einen Entschluss gefasst oder eine Idee gehabt, sagte er einfach:
    "Lass uns was essen."
    Als sie nach oben gingen, bemerkte Elise noch aus dem Augenwinkel, dass das Buch mit der Abbildung des Ölgemäldes zugeschlagen war.
     
    Micha schob sich ein paar Nudeln in den Mund und lobte zum fünften Mal Elises Kochkünste, was sie erneut mit einem nachsichtigen Lächeln kommentierte.
    "Wie meintest du das vorhin, als du sagtest, 'die aktuellste Literatur' läge im Labor?" fragte Micha.
    Elise legte das Besteck ab. Sie bekam in seiner Anwesenheit sowieso nichts runter.
    "Wir haben noch eine Bibliothek. Im Labor ist es eigentlich zu feucht, um Bücher aufzubewahren. Du solltest sie dir unbedingt einmal ansehen. Sie liegt versteckt inmitten des Schlosskomplexes und besitzt ein Dach aus Glas. Mein Großvater sagte immer, die Gehirnwindungen eines Menschen arbeiten nur draußen vortrefflich oder wenigstens unter freiem Himmel."
    "Kluger Mann. Dir würde etwas mehr Sonne auch gut tun." erwiderte Micha und taxierte Elise durchs Kerzenlicht.
    Sie wandte sich ab und betrachtete den Raum, in dem sie seit ihrer Kindheit nicht mehr gegessen hatte. Die düsteren Blicke der Vorfahren aus den Gemälden, waren nur in Gesellschaft erträglich. Das Kerzenlicht tauchte das Zimmer in behagliches Licht. Ganz im Gegensatz zu dem monströsen Kronleuchter, der fast drohend über ihren Köpfen schwebte.
    Als sie ihren Stuhl zurück rückte und die Beine übereinander schlug, streifte sie unbeabsichtigt Michas Bein. Eine Hitzewelle lief durch ihren Körper und sie dankte sich dafür, an der Tafel über Eck gedeckt zu haben.
    "Du hast das Zimmer neben meinem…" sagte sie und schlug die Augen nieder. "Manchmal kann es hier nachts ziemlich unheimlich sein."
    Betont langsam sah sie zu ihm auf und fürchtete, er würde sie gleich wieder abweisen. Doch sein Blick war intensiv und eine kleine Flamme der Hoffnung züngelte in ihr auf.
    "Ich bleibe gern, wenn du dich besser fühlst." sagte er.
    Eine Kerze auf dem Tisch erlosch und die Rauchfahne schlängelte sich nach oben. Als wäre das ihr Stichwort, nahm Elise die Serviette vom Schoß und stand auf.
    "Ich muss dir was zeigen." sagte sie, ohne ihm in die Augen zu sehen. "Komm einfach in ein paar Minuten nach."
    Damit verließ sie den Raum.
     
    All die Zeit und alle Macht konnten ihm die Entscheidung nicht abnehmen. Er musste Elise zwingen, an etwas anders zu denken. Aber durfte, konnte er soweit gehen? Inständig hoffte er, dass sie ihm nur ein Relikt ihrer

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