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Fuer Elise

Fuer Elise

Titel: Fuer Elise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Melchior
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sie im Lebenswerk ihres Vaters stocherten.
    Micha schaute einen neuen Moment lang zur Höhlentür und Elise erschrak. Es war doch unmöglich, dass er etwas ahnte. Sie hatte den Morgen und die Höhle mit keiner Silbe erwähnt. Energisch verwarf sie das Hirngespinst.
    "Ich glaube, wir sollten uns hierauf konzentrieren." sagte sie und zeigte auf eine Stelle im Tagebuch.
    "Das ' stärkste Gift als Waffe '." fuhr sie fort und sah ihn an. "Mein Vater hatte demnach eine Waffe gefunden, mit der man Vampire töten kann."
    Micha sah ungläubig aus.
    "Soweit ich weiß, können Vampire nicht getötet werden. Das ist der Sinn des Märchens."
    "Er war überzeugt davon, dass man sie zumindest außer Gefecht setzen kann." widersprach Elise.
    "Und woher hat te er diese Information?"
    Sie zog eine Schnute.
    "Mein Dad beschäftigte sich 30 Jahre lang mit der Thematik. Kannst du etwas Vertrauen haben?"
    Sie wartete seine Antwort nicht ab, sondern beugte sich nach hinten, zog ihre Tasche auf den Tisch und kramte eine Dose hervor, deren Deckel sich deutlich nach oben wölbte.
    Micha las das Etikett.
    "Ich glaube nicht, dass Vampire Dosenwurst dem Blut eines Menschen vorziehen." sagte er.
    Elise nahm die Konserve an sich und legte den Kopf schief.
    "Botulinum." erklärte sie. "Besser bekannt unter 'Botox', ist das vielleicht stärkste Gift der Welt. Es entsteht bei der Verwesung von Fleisch." Sie klopfte auf den Deckel der Konserve. "Bei einer identischen Dose konnte ich das Gift mit Hilfe des Maus-Bioassays bestimmen. Ich hatte allerdings nur Ratten für den Test zur Verfügung."
    "Du bist ja eine richtige Sadistin." rief Micha und verzog das Gesicht. Sie beschloss, ihm den Anblick des Tiers mit der eingefallenen Körpermitte zu ersparen.
    Tierversuche gehörten nicht zu ihren Lieblingsbeschäftigungen, aber sie war Ratten als Versuchsobjekt seit Kindesbeinen an gewohnt. Das Ganze war für sie so alltäglich, wie ein kopflos herumflitzendes Huhn für ein Bauernhofkind. Nebenbei erschien es ihr gerechtfertigt eine einzelne Ratte zu opfern, um womöglich ein paar Vampire zu töten.
    "Ich konnte das Gift vom Rest der Materie trennen." fuhr sie fort und bemerkte, dass sie sich hellwach und aufgekratzt fühlte. Es fühlte sich an, als arbeiteten ihre Sinne auf Hochtouren und ihre Gedanken griffen irgendwie schneller ineinander.
    "Das hier…" sie zog unter ein paar Papieren eine Spritze mit einer durchsichtigen Flüssigkeit hervor, "ist Botulinumtoxin. Ein Gramm von dieser Substanz in der Luft, kann Millionen töten."
    Micha sah nicht überzeugt aus.
    "Menschen oder Vampire?"
    Sie schnalzte mit der Zunge und legte die Spritze in sicherer Entfernung ab.
    "Wenn mein Vater das in seinem Tagebuch andeutet, hat er dafür Gründe. Es ist das stärkste Nervengift der Welt! Es müsste genügen, um einen Vampir wenigstens vorübergehend zur Strecke zu bringen."
    "Ok. Und was willst du nun tun? Nach Dublin fahren, Flugblätter verteilen und mit einer Spritze bewaffnet durch dunkle Gassen rennen?"
    Elise wurde schwindelig, als die heftige Erinnerung an den Traum sie schüttelte. Die leere Tasche, in der sie eine Waffe erwartete hatte… eine dunkle Gasse … ihr sterbender Vater… der Vampir…
    Sie griff nach ihrem Halstuch, um es zu lockern. Es war eine Tradition immer eins zu tragen. Vampirbeute sollte nicht ansprechender präsentiert werden, als unbedingt nötig, hatte ihr Vater gemeint. Doch jetzt zerrte sie heftig am Knoten, um besser Luft zu bekommen, als sich die Finger ihrer linken Hand auf ihrem Schoß mitbewegten. Elise schwankte auf dem Hocker und Micha griff geistes gegenwärtig nach ihrer Schulter.
    "Al les in Ordnung?"
    "Meine Finger…" Sie starrte hinunter auf das tote Anhängsel, das aus einem undefinierbaren Grund in den letzten Tagen langsam, aber definitiv zum Leben erwachte.
    "Seit wann hast du das?"
    "Erst ein paar Tage."
    Sie bereute sofort, das Thema angeschnitten zu haben. Seit Micha sie mit seiner Besuchsankündigung aus der Fassung gebracht hatte, war ihr das Phänomen mit der Hand glatt entfallen.
    Micha nahm bereits i hre Finger und drehte sie ihn seiner. Sie sah wie seine Finger über ihre helle Haut glitten. Doch so sehr sie sich auch konzentrierte, sie konnte die Berührung nicht spüren.
    "Da gibt es nichts zu sehen." sagte sie und versuchte ihm die Hand zu entziehen. Micha sah schockiert zu ihr auf und eine unangenehme Stille breitete sich zwischen ihnen aus.
    "Was ist?" fragte sie.
    Micha er widerte nichts. Er wirkte

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