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Fuer Elise

Fuer Elise

Titel: Fuer Elise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Melchior
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Rüstung und Schild. Passend dazu war sie im Begriff ein Schwert zu ziehen, um den Teufel unter sich zu bezwingen. Man konnte sich dem Eindruck nicht erwehren, der Maler hätte der Szenerie mit Leinwand und Ölfarben wahrhaftig beigewohnt. Elise erschauderte und las die Untertitelung des Bilds:
    "Engelsturz", Rubens.
    Eine perfekte Projektion der Mythologie, dachte Elise und strich mit der Hand über die Buchseite. Der Gedanke holte sie zurück in die Gegenwart.
    Mit mysteriösem Verhalten würde sie es auch heute Abend zu tun haben. Aber sie hatte nicht vor, sich weiter von Micha zum Narren halten zu lassen. Heute Nacht würde sie herausfinden, was Micha für sie empfand - egal zu welchem Preis.

Zenit
     
    Das Volk, das im Finstern wandelt,
    sieht ein großes Licht, und über jenen,
    die sind im finstern Land, scheint es hell.
Jesaja 9.2-6

Gedeih und Verderb
     
    "Wow!" Micha zog Elises Hand nach oben und ließ sie unter seinem Arm hindurch drehen. "Wann kommt Dein Date?" 
    "Das Paket wurde soeben geliefert." neckte Elise und fürchtete, mit ihrem Aufzug doch etwas übertrieben zu haben. Ihr Haar fiel in eingeflochtenen Wellen zu ihrer Taille herab und musste sich wie Flammen in tiefblauer Nacht von dem dunkelblauen Strickkleid abheben.
    Verlegen ging sie zur Küche voraus und bemerkte dabei, dass sie ihren lahmen Arm in dem Outfit nirgends verstecken konnte. Aber wenn alles nach Plan lief, würde sie Micha heute sowieso mehr von sich zeigen, als diesen einen, ihm bekannten Makel.
    "Elise?"
    Er klang tadelnd.
    "Ich habe Nudeln ge macht. Bist du nicht hungrig?" fragte sie mit dem Anflug von Enttäuschung.
    "Erst die Arbeit…" Er deutete zur Treppe ins Kellergeschoss.
    Sie gab sich geschlagen, drehte eine Kurve und steuerte auf die Kellertreppe zu.
    "Du willst eine einarmige Jungfrau aber nicht allein ins Dunkel vorangehen lassen?" fragte sie.
    Micha hob die Augenbrauen und bot ihr einen Arm an, in den sie sich hastig einhakte.
    "Ich wollte schon immer mit einem Burgfräulein Vampire jagen. Klingt nach einem vielversprechenden Ende." meinte er.
    Im Gang vor dem Labor erhaschte Elise seinen Geruch und die Erinnerung an ein Gefühl lief ihr als Schauer über den Rücken.
    "Hast Du es Dir nochmal überlegt?" fragte Micha plötzlich.
    Elise war so damit beschäftigt, sich an seinem Unterarm festzuklammern, dass sie mit der Antwort zögerte. Unter seinem Hemd wölbten sich die Muskeln nach oben. Er hatte nie erwähnt, dass er trainierte, aber solche Stärke wuchs wohl kaum beim Studieren.
    "Hilf mir lieber hiermit." sagte sie und gab der Labortür einen Schubs, woraufhin sie ins Dunkel auf glitt. Micha machte keine Anstalten weiterzugehen. Stattdessen griff er nach ihrer Hand.
    "Ich habe befürchtet, dass du nicht nach Dublin zurückkommst," sagte er und als er enttäuscht den Kopf senkte, fielen ein paar blonde Locken nach vorn. Es war fast unmöglich, aber er wirkte im Zwielicht noch schöner, fast alterslos. Wie viele Jahre kannte sie ihn schon? Hatte er sich seitdem überhaupt verändert?
    "Du hast Deine Entscheidung getroffen und deshalb treffe ich nun meine." sagte er. "Ich ziehe für eine Weile nach Galway, um in deiner Nähe zu sein.
    E in Freund von mir eröffnet hier einen Pub und ich kann mich dort eine Weile nützlich machen."
    Elise öffnete den Mund, wollte etwas sagen, ihn umstimmen, aber dann strich er kaum wahrnehmbar mit dem Daumen über ihren Handrücken und die Berührung durchfuhr sie wie ein elektrischer Schlag. Sie hörte seine Worte und sie waren genau, was sie wollte. Auf der anderen Seite, schienen sie völlig verkehrt…
    "Du willst dein Studium aufgeben?" fragte sie.
    Micha nickte. 
    "Das kann ich doch nicht zulassen."
    Er presste ihre Hand in seine r.
    "Nur bis du zur Vernunft kommst." sagte er.
    Dann nickte er ins Dunkel. "Außerdem ist der Nationalpark von Connemaras der perfekte Ort, um zu Gott zu finden."
    Ihr Bedürfnis nach seiner Nähe war zu groß. Konnte sie stattdessen nach Dublin zurückkehren? Seit dem Morgen im Labor, waren die Dinge endlich in Bewegung gekommen. Zurück zum Studium bedeutete: zurück zum alten Fahrwasser und das waren elende Aussichten. Außerdem war da noch immer dieses Gefühl… Sie musste bleiben.
    Ein sinnliches Zittern unterbrach ihr Grübeln, als er sie sanft an der Taille zur Seite schob und um den Türrahmen griff. Das Licht im Labor spran g an und im gleichen Augenblick verlor Micha ein wenig von seiner rätselhaften Aura. Vielleicht schaffte sie

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