Fuer Elise
dich töte." erklärte er widerwillig, glitt in einer geschmeidigen Bewegung aus seinem Mantel und warf ihn achtlos vor Elises Füße. Sofort ließ sie sich in die Hocke fallen und zog das Kleidungsstück zu sich heran, als hätte er einer Verhungernden ein Stück Brot hingeworfen.
Das Leder war kalt wie der Stein an ihrem Rücken und Elise hob das Kinn etwas an, um dem Geruch zu entgehen, der diese unsagbare Schwäche zurückbrachte. Dieser süße Duft…
"Du weißt nicht, was dir beim Vampirkuss entgeht." sagte er und lächelte.
"Wirbst du etwa um mich?"
"Das ist keine Seltenheit," antwortete er und hob die Arme. "Ich bevorzuge es nicht. Menschen, die sterben wollen , sind schreckliche Gefährten. Eine lebensmüde Kreatur zu einem ewigen Leben zu verdammen, kann sich als schwerer Fehler erweisen. Aber du…"
"Danke, ich verzichte."
"Arrogantes Menschenweib!" rief er und hieb mit beiden Fäusten gegen die Mauer. Elise erschrak. Sie konnte seinem Gefühlswechsel nicht folgen. War er gekränkt über ihre Ablehnung?
Magnus atmete aus, als versuche er seine Instinkte unter Kontrolle zu bringen. Seine Fäuste stemmten sich gegen die Wand. In der Mauer war ein Stein zerbrochen und poröser Staub rieselte unter seinen Fingern zu Boden.
"Du musst dir keine Mühe geben deine Angst zu verbergen," sagte er, "am hohlen Schlucken deiner Kehle sehe ich es doch."
Elise fing sich . Sie durfte nicht zulassen, dass er gewann.
"Wie alt…?"
"…älter." unterbrach er sie.
"Deine Lippen sind blutleer. Du hast lange nicht getrunken. Es wundert mich, dass Du dich zurückhalten kannst."
"Eure Legenden sind nicht die Hälfte wert! Alles was du sagst, trifft meine Sinne als Beleidigung."
"Mein Vater hat Euch studiert," entgegnete sie eilig, "Deine Lippen sind weiß, weil kein Blut sie durchfließt, Deine Augen sind hell, weil sie die Farbpigmente mit den Jahren verloren haben. Du kannst nicht ins Sonnenlicht. Es ist die einzige Erklärung, warum man Euch niemals bei Tag e sieht…" Elises Gesichtsausdruck entspannte sich, "Und du bist der Grund, warum ich mich nachts im Labor so anders fühle."
"Was spielt Dein Wissen für eine Rolle? In wenigen Minuten bist du tot."
"Ihr seid nicht die unverwundbaren Monster, die ihr vorgebt zu sein. Du bist einsam. Aber es gibt einen Weg Dir zu helfen!" Sie stand auf und trat unter größter Überwindung einen Schritt auf ihn zu.
Er gab ein wohlig belustigtes Grummeln von sich.
"Ein Mädchen, das versucht einen Vampir zu beeindrucken. Welch' seltenes Schauspiel."
Sein Blick blieb ausdruckslos, aber er kam ein paar Schritte auf sie zu. Er grinste noch breiter, als sie deshalb zusammenzuckte.
"Nicht mal Gott kann mir helfen." donnerte seine Stimme durch die Höhle und das Beben floss durch Eli ses Körper. Sie spürte, wie sie zur Seite kippte, während vor ihren Augen schwarze Fliegen tanzten. Dann, als ihre Sinne gerade von der Ohnmacht verschluckt wurden, fühlte sie einen festen Strang um ihre Taille. Es konnten nur Sekunden gewesen sein, die sie bewusstlos gewesen war. Aber als sie die Augen aufschlug, fühlte sie seinen Arm wie eine Würgeschlange um ihre Taille liegen und blickte aus nächster Nähe in sein Gesicht. Er hatte sie aufgefangen!
Seine Miene, überwältigt von der Gier nach Blut, war zudem gezeichnet von einem tiefen Schmerz. Er kämpfte. Aber Elise hatte keine Ahnung gegen was.
"Deine Wärme fü hlt sich gut an auf meiner Haut." Sein Blick tanzte zu ihrem Haaransatz über ihre Wangen und zu ihrem Hals. Dann lächelte er, belustigt über sich selbst. "Drei Möglichkeiten und keine erscheint mir richtig."
"Wenn Gott dir nicht helfen kann, vielleicht kann ich es." sagte Elise.
Er gab einen verächtlichen Laut von sich.
" Meine Möglichkeiten sind: dich austrinken, dich zu meiner Gefährtin machen oder dich gehen lassen. Nun, ich kann nicht verhindern, dass meine Sehnsucht verrät, welche Variante ich bevorzuge."
Die Kraft verließ sie. Weil ihr nichts anderes blieb, zwang sie sich zu einem Lächeln.
"Auf Gott zu bauen habe ich selbst längst aufgegeben." flüsterte Elise, "Ich vertraue auf mein Wissen. Mein Vater hat mich viel gelehrt."
"Zu wenig." flüsterte er und fletschte die Zähne.
"Warum hast du mich hergelockt?"
"Ich stehe auf Rothaarige."
Magnus zeigte ein Lächeln, als hätte sie ihm ein Stichwort gegeben. Es gab keinen Grund für ihn sie gehen zu lassen.
Sein Arm war noch immer um ihren Körper geschlungen. Er war so stark, dass sie sich
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