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Fuer Elise

Fuer Elise

Titel: Fuer Elise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Melchior
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ehrlich war, so kam er nicht umhin wenigstens vor sich selbst zuzugeben, dass er Ian vermisst hatte. Was sie verband war einzigartig, denn Vampire existierten allein. Ian und er hatten Gemeinsamkeiten, die kein anderer Vampir kannte. Und doch blieb er eine Bedrohung. Er war gefährlich für Elise. Gefährlicher, als er selbst es je sein konnte!
    Magnus tat einen Schritt vor und sprang die Meter in die Tiefe hinab. Er genoss den Wind, der ihn streifte. In hockender Stellung fing er sich ab und sah sich wie ein Raubtier um. Ian landete neben ihm, gut gelaunt.
    "Wir haben eine Leiche zu begraben." sagte Magnus.
    "Böse Bescherung." erwiderte Ian und legte den Kopf schief. Dann schnalzte er mit der Zunge und lachte.
    "Als hättest du nicht ebenso zugerichtete Opfer zu Stande gebracht." entgegnete Magnus und dann: "Bringen wir sie auf den Friedhof."
    "Du begräbst deine Opfer also noch immer? Mir scheint du bist ganz der Alte, erfüllt von Moral und Festigkeit. Schläfst du denn mit einer Bibel unter deinem Sargstoff?"
    Magnus senkte den Kopf.
    "Ich schlafe in einem Bett."
    "Das ist schlimmer!"
    "Lass dir meine Sammlung zeigen." hauchte Magnus und mit diesen Worten wurde ihm klar, dass Elise ihn verabscheuen musste. Er hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit, dass sie zu ihm kam. Die Leiche, der Friedhof und Ian - all das stand jetzt zwischen ihnen.
    Er fuhr sich durch das tote Horn auf seinem Kopf, dass keine Bürste der Welt mehr zu ordnen vermochte. Die Wahrheit war, er wusste nicht, ob er sie bei dem Heilversuch verwandeln würde. Er wollte sie zur Gefährtin. Und umso mehr er daran dachte, Elise für immer zu besitzen, umso größer wurde sein Durst. Vielleicht blieb sie auch als Vampir berauschend und liebenswert…
    "Du bist verändert." grübelte Ian, der Magnus' Miene von der Seite aus beobachtet hatte. "Gibt es etwas, das dich bedrückt?"
    Es gab nichts Gefährlicheres als einen neugierigen Vampir. Langeweile kennzeichnete ihr Dasein und Ians Gesicht brannte jetzt vor Interesse. Er musste darauf achten, dass sich seine Gedanken nicht zu sehr in seinem Gesicht abzeichneten.
    "Du kennst meine menschliche Vergangenheit. Für mich ist es besonders hart von unseresgleichen missachtet zu werden." sagte er möglichst unbeschwert.
    Ian wich Magnus' Blick aus.
    "Sag mal. Wenn du den Sarg selbst nicht benötigst, könnte ich vielleicht…?"
    "Nein!" 
    "Nur solange bis ich eine sonnenfeste Unterkunft gefunden habe."
    Ian hatte jetzt diesen Hundeblick, dem Magnus nie widerstehen konnte. Er ließ das Kinn auf die Brust sinken, dann stieß er ein Grunzen aus und Ians Miene erhellte sich.
    "Morgen quartiere ich mich in irge ndeinem Keller in der Nähe ein."
    Magnus hob den Blick.
    "Nachdem du die Familie, die in dem Haus wohnt, abgeschlachtet hast? Ich lebe hier und habe kein Bedürfnis nach Aufmerksamkeit. Du kannst den Sarg benutzen. Aber des Nachts verschwindest du und kehrst erst bei Dämmerung zurück. Wenn ich wach bin, will ich dich nicht in meiner Nähe!"
    Ian nickte.
    "Geben wir dem Boden unter Cleft Castle ein paar Menschenreste zurück." sagte er.
    Mit einer Handbewegung gebot Magnus ihm zu folgen. Sie traten in die Ruine, tänzelten die Stufen hinunter, die kein Mensch mehr nehmen konnte, weil tiefe Löcher darin sie unbegehbar machten. 
    Magnus öffnete die hölzerne Luke zu seinem Versteck und sprang hinab. Ian schloss den Deckel im Fallen hinter sich. Die Leiche lag unangetastet hinter dem Sarg. Es wurde Zeit sie wegzuräumen, der Gestank breitete sich aus. Er blickte Ian an und sein Gesicht war zum ersten Mal, so ernst wie es eines Vampirs würdig war. Doch Ian passte nicht in diese Geschichte. Er musste ihn fernhalten von der 'Heilung' und Elise. Vielleicht würde es danach noch Verwendung für ihn geben. Wenn die Heilung scheiterte, wenn er Hilfe brauchte Elise zu töten, wenn es galt, seinen Ruf reinzuwaschen.
    Er schulterte die Leiche und trat zur Wendeltreppe.
    Es wurde ein gewohnt absonderliches Zeremoniell. Magnus kannte die Worte des Vater Unser, brachte sie jedoch nie über die Lippen. Seine Zunge versagte ihren Dienst, sobald er an ein Gebet dachte. So hörte er es im Stillen in seinem Kopf, während er seinen Schöpfer darum bat, die Seele der Toten aufzunehmen, auch wenn sie entehrt durch einen Vampir, gestorben war.
    Dann begrub er den Körper, stellte ein Kreuz darauf und ließ in seinem Versteck die Grabmusik spielen.
    Seit einigen Tagen wählte er dafür Beethovens 'Für

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