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Fuer Elise

Fuer Elise

Titel: Fuer Elise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Melchior
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warst, während eine ausgesaugte Blondine in deinem Bett liegt."
    Magnus drehte den Kopf in seine Richtung.
    "Was sollte ich wohl nachts sonst tun, als töten?"
    "Komm schon, du alte Fledermaus. Die Leiden der Jahrzehnte waren Hölle genug. Sprich mit mir."
    Er hatte Ian noch nie wirklich witzig gefunden und ihm war klar, dass er nur hier war, um die Situation auszunutzen. Er bot Hilfe. Und es gab momentan soviel anderes, was Magnus innerlich zerriss, dass er nach all der Zeit tatsächlich ins Wanken geriet.
    "Vampire verzeihen nicht." antwortete er dennoch, den Blick in die weißen Augen des Bruders gerichtet, der ihn ungerührt mit lausbubenhafter Miene anlächelte.
    Sah Ian für die Menschen furchterregend aus? Magnus konnte es sich nicht vorstellen. Ian hatte doppelt so viel Menschen abgeschlachtet wie er. Die meisten davon grausam und unbeabsichtigt. Am liebsten hätte er ihn in die Arme geschlossen. Doch er legte stattdessen den Kopf in den Nacken. Nichts trennte den Himmel von den Sternen, so wie seinen und Elises Körper im Sarg nichts getrennt hatte. Nicht s, als seine Zurückhaltung… Er verstand sich selbst nicht mehr.
    "Wann gehst du zurück nach England, Ian?"
    Er hatte zu Elise gesagt, er würde nichts lieber als leben oder sterben. Aber wenn er sich vorstellte, hier auf die Sonne zu warten, die ihn zu Staub zerfallen ließ, war das keine Möglichkeit, die sich ihm bot. Sterben war in der Vampirexistenz nicht vorgesehen; als zöge sich eine unsichtbare Grenze zwischen Leben und Tod, die weit mächtiger war, als sein eigener Wille.
    "Du hast Probleme mit der Brut. Sie reden über dich. Ich dachte, du benötigst meine Hilfe - im Gegenzug zu deiner Vergebung?" sagte Ian.
    Magnus stand auf, balancierte ein paar Schritte auf dem Steinvorsprung, während er das im Wind wogende Gras unter sich betrachtete. Es erinnerte ihn an ihr Haar.
    "Vergebung." Er ließ das Wort wirken. "Mein Schmerz wird nie aufhören, Ian. Nie. Ich vermisse sie jede Nacht für den Rest der Zeit und du stellst Bedingungen an meine Vergebung?" Er sah ihn scharf an. "Nach dem Vorfall, hätten wir uns zerfleischt und getötet - wäre es möglich gewesen.
    Wären wir Menschen, hätten wir uns nicht vergeben. Dann wäre einer von uns jetzt tot."
    Ian nahm den Grashalm aus dem Mund, als wäre er eine Zigarette und hielt ihn zwischen zwei Fingern.
    "Wir sind über 200 Jahre alt . Wir wären beide längst tot. Was spielt unser Zwist noch für eine Rolle?" Er stellte ein Bein auf und blickte nach oben. Wie ein kleiner Junge, die aschigen Haare kurz und zerzaust, das Gesicht schön, aber weniger kantig und gefährlich als seins. Einmal war ihm sein Spiegelbild in geweihtem Wasser begegnet. Damals, als er im Kloster getötet hatte… Er schloss die Augen bei dem Gedanken und presste die Lippen zu einem schmalen Strich. Er hätte den unterirdischen Gang niemals nutzen dürfen, nie zurückkehren in das Haus seiner Eltern. Aber er war damals ein Anderer gewesen.
    "Dem Hass füreinander Ausdruck zu verleihen ist schwer, wenn das Einzige, das man dem Vampirbruder zufügen kann, Schmerz ist. Schmerz, der zu schnell vergeht, um nachhaltig zu sein." sagte Ian und es klang aufrecht. Aber warum war er gerade jetzt zurückgekehrt? Wusste er von Elise? Hatte er sie durch den geschlossenen Sargdeckel gerochen?
    Das war unwahrscheinlich. Seine Gruft stank nach der Leiche und Vampire kannten keine Telepathie. Es war richtig gewesen, Elise im Sarg zu verstecken. Er wollte nicht, dass ein anderer Vampir von seiner Verbindung zu ihr erfuhr. Ian konnte seinen Mund so wenig halten, wie er seine Instinkte unter Kontrolle hielt. Wenn Ian Blut roch, war er wie ein betrunkener Mann, der zu lange keine Frau gehabt hatte.
    Sein eigenes Verlangen fiel ihm ein. Wenn die Heilung misslang, musste er Elise töten oder sie zum Vampir machen. Und diese Möglichkeit brannte so schmerzhaft in ihm, wie die geweihte Luft Choisrics auf seiner Haut.
    "Die Ewigkeit heilt die Wunden nicht," sagte Magnus, "aber ich könnte deine Hilfe dennoch brauchen." 
    Die Haut an der Innenseite ihrer Oberarme war weicher gewesen, als Samt. Ein Grund, warum er sie immer wieder, unnötigerweise berührt hatte. Ihre Abneigung regte ihn auf. War er nicht die Bestie in diesem Spiel? Er fühlte sich nicht so. Sie war kein Opfer, vielmehr das, was sich die Menschen unter einem Engel vorstellten.
    "Ich schlage ein." sagte Ian.
    Magnus musterte ihn. Er war ein Taugenichts, aber umso liebenswerter. Und wenn er

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