Für Emma & ewig
ihr Gesicht, langsam, vorsichtig, als hätte er sie nie zuvor gesehen. Als hätte er sie vielleicht sogar … vermisst.
Emma stellte sich neben ihr Auto, um dem grellen Licht der Scheinwerfer zu entgehen. Der Hund folgte ihr, und sie beugte sich zu ihm hinunter, um ihn beruhigend zu streicheln. Als sie sich wieder aufrichtete, stand Casey noch näher neben ihr als vorher, und er machte keinerlei Anstalten, Abstand zu halten. Sie kam sich ein bisschen in die Ecke gedrängt vor.
“Du siehst so anders aus, Em.”
Ein zweites Mal würde sie nicht ausweichen. Mit gespielter Ruhe zuckte sie lässig die Schultern. “Acht Jahre anders.”
“Es hat nichts mit dem Alter zu tun”, murmelte er und nahm sie wieder genau unter die Lupe. “Deine Haare sind anders.”
Emma wollte ihm antworten, doch die Worte blieben ihr in der Kehle stecken, als Casey die Hand nach ihr ausstreckte und eine ihrer schulterlangen Strähnen ergriff.
Atemlos und auch etwas empört warf sie den Kopf nach hinten, sodass ihr Haar ihr auf den Rücken fiel. Doch das hielt Casey nicht ab. Er holte sich die Strähne einfach wieder. So draufgängerisch war er früher nicht gewesen … Nein, das stimmte nicht. Er war immer ein Draufgänger gewesen – bei den Mädchen, die er haben wollte.
Nur
sie
hatte er eben nicht gewollt.
“Ich bleiche es nicht mehr.” Obwohl sie sich über ihn ärgerte, verursachte seine Nähe auch ein Kribbeln in ihr. “Das ist meine natürliche Farbe.”
Seine langen Finger bewegten sich auf ihren Scheitel zu, warm, sanft, dann ließ er die Strähne los. “Die kann man hier im Halbdunkel kaum erkennen.”
Sie atmete eine Spur zu hektisch. “Hellbraun.”
“Ich habe nie verstanden, wieso du sie färbst.” Wieder streichelte er ihr Haar, ganz vertieft in das, was er tat, und ohne Rücksicht auf ihr Unbehagen. Vielleicht war er sich dessen auch gar nicht bewusst. “Oder warum du dich immer so stark geschminkt hast.”
Sie weigerte sich, ihm eine Erklärung dafür zu liefern oder sich gar dafür zu entschuldigen. Das war eines der Dinge, die Damon ihr beigebracht hatte – zu vergessen, was sie nicht mehr ändern konnte, und stattdessen nach vorn zu schauen. “Ich dachte damals, es sieht gut aus. Aber damals war ich auch erst siebzehn und nicht sonderlich schlau.”
Casey stand eine Minute reglos da. Dann schlug er vor: “Warum setzen wir uns nicht in den Wagen? Die Luft ist ziemlich feucht.”
Da sie nach ihrem Empfinden sowieso viel zu stark auf ihn reagierte, hielt sie das für keine gute Idee. Doch der Hund hatte ihn schon verstanden und sprang durch die geöffnete Fahrertür ins Auto und auf den Rücksitz.
Also ergab sich Emma in ihr Schicksal und stieg ebenfalls ein. Casey musste sich auf den Beifahrersitz setzen. Ganz vollendeter Gentleman, machte er erst ihre Tür zu und ging dann um den Wagen herum. Als er einstieg, genoss sie für einen kurzen Augenblick im Innenraumlicht den Anblick seiner feinen Gesichtszüge. Das Licht verlosch, als er die Tür mit einer Art symbolischen Endgültigkeit schloss, die ihre Sinne weckte.
Casey hockte sich seitlich auf den Sitz und sagte leise zu ihr: “Schalt lieber das Licht aus, sonst hast du neben einer defekten Wasserpumpe auch bald eine leere Batterie.”
Emma war klar, dass er recht hatte, doch sie wollte auf keinen Fall im Dunkeln neben ihm sitzen.
Er hatte sie nicht einmal berührt, und doch kam es ihr so vor, als hätte er es getan. Und zwar am ganzen Körper.
“Im Handschuhfach ist eine Taschenlampe.”
Casey öffnete die Klappe, räumte ein paar Unterlagen beiseite und zog eine Taschenlampe mit schwarzem Griff hervor. Statt sie ihr zu geben oder sie anzumachen, behielt er sie einfach in der Hand. Sie schaltete die Scheinwerfer aus, und sofort legte sich tintenschwarze Dunkelheit um sie. Emma fragte sich, ob er das wilde Klopfen ihres Herzens hören konnte.
Ihre Reaktion irritierte sie nicht nur, sie ärgerte sie. Noch nie hatte ein Mann eine derartige Wirkung auf sie ausgeübt. Sie hatte so viele Beziehungen gehabt und sich ihre meist lauen Gefühle damit erklärt, dass sie erst reifer, erwachsener werden müsste und noch nicht wüsste, was das Beste für sie war. Sie hatte gelernt, dass Sex zwar etwas Wunderbares war, aber nicht das Wichtigste. Sex erfüllte ein Bedürfnis, spendete Trost und Nähe – mehr nicht.
Und doch empfand sie, als sie jetzt im Dunkeln neben Casey Hudson im Wagen saß, eine maßlose Lust, wie sie sie seit damals nicht
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