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Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer

Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer

Titel: Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Henry
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abreisen.
    Als er schließlich wieder an den Strand hinunterging, war die Hütte der Lowes tatsächlich verriegelt und verrammelt. Es war, als hätte die Party nie stattgefunden. Ein feiner Nieselregen wurde vom Meer hereingetrieben, und am Horizont hingen schwere Wolken – ein Spiegelbild seiner Stimmung. Der Strand lag da, genauso leer wie er sich fühlte.
    Nichts hätte Roy auf diese Gefühle vorbereiten können. Als hätte Jane ihm das Herz aus der Brust gerissen und mitgenommen. Und es gab niemanden, mit dem er reden konnte. Seine Freunde würden sich nur über ihn lustig machen. Seine Mutter würde schimpfen: »Ich hab’s dir ja gleich gesagt!« Mit seinem Vater redete er über Werkzeuge und übers Angeln, aber nicht über Herzensangelegenheiten. Und mit Marie konnte er erst recht nicht darüber sprechen.
    Er ging ihr so lange wie irgend möglich aus dem Weg. Zum Glück hatte er alle Hände voll damit zu tun, die Hütten winterfest zu machen, dafür zu sorgen, dass alles dicht war, ehe der Herbst kam. Zweimal kam sie an den Strand, während er bei der Arbeit war, und er tat so, als wäre er unglaublich beschäftigt. Er nahm die Sandwiches und die Kek se, die sie ihm mitgebracht hatte, und kletterte wieder auf das Dach, das er gerade reparierte. Er konnte es nicht ertragen, ihr in die traurigen Augen zu sehen. Sie hatte es nicht verdient, dass er so abweisend war. Es war ja nicht ihre Schuld, dass er sich nicht mit dem Trostpreis abfinden konnte. Aber er hatte auch nicht den Mut, ihr zu sagen, wie es ihm ging, denn dann hätte er wirklich alles verloren. Schließlich war nicht damit zu rechnen, dass Jane irgendwann an seine Tür klopfen, ihm sagen, es wäre alles ein großer Fehler gewesen, und ihm ihre Liebe erklären würde. Sie war wieder in London und genoss die Großstadtlichter, und wahrscheinlich würde er sie nie wiedersehen, jedenfalls nicht vor dem nächsten Sommer, und bis dahin hatte sie sich garantiert in irgendeinen Gott weiß wie kultivierten Typen verliebt, den sie in einem dieser Nachtklubs kennengelernt hatte, von denen sie immer erzählte. Er, Roy, war der Lückenbüßer gewesen, als sie sich gelangweilt hatte, eine flüchtige Ablenkung, weiter nichts.
    Der Gedanke deprimierte ihn zutiefst, aber er war Realist, und während er an den Hütten hämmerte und sägte und ölte und malerte, hatte er viel Zeit, um über seine missliche Lage nachzugrübeln. Nach einer Woche war er zu dem Schluss gekommen, dass er das Beste aus dem machen musste, was er hatte. Er würde Marie zum Essen einladen, sich fein machen und sehen, ob es irgendwie zwischen ihnen funkte. Er mochte sie ja wirklich. Früher war sie auch gut genug für ihn gewesen. Okay, Jane hatte ihn abblitzen lassen, aber davon würde er sich nicht das ganze Leben ruinieren lassen.
    Er bestellte einen Tisch für zwei im »Captain Jack’s«, dem winzigen Restaurant oben im Dorf. Marie strahlte, als er sie einlud, und geriet völlig aus dem Häuschen über die Frage, was sie anziehen sollte. Er sagte, sie würde immer hübsch aussehen, egal, was sie anhatte, aber er merkte, dass das nicht das war, was sie hatte hören wollen. Und als er sie am Samstag vor dem Café abholte, über dem sie mit ihren Eltern wohnte, sah er, dass sie es tatsächlich geschafft hatte, nach Bamford zu fahren und sich ein neues Kleid zu kaufen. Ein gelbes Kleid, so ähnlich wie eines, das Jane mal getragen hatte.
    Aber an Jane hatte es auf einfache Art elegant und frisch gewirkt. Marie dagegen stand es überhaupt nicht. Es saß zu eng am Busen, und die Farbe passte nicht zu ihr. Trotzdem machte er ihr Komplimente, weil sich das so gehörte. Arm in Arm spazierten sie in der Spätnachmittagssonne durch die Straßen. Sie plapperte aufgeregt. Er spürte, wie sie sich beim Gehen an ihn schmiegte. Sie wollte ihm nah sein. Und er wünschte sich ganz weit weg.
    Im Restaurant wurden sie behandelt wie König und Königin. Die meisten Sommerurlauber waren abgereist, es waren also nur wenige Gäste da, und sie genossen die volle Aufmerksamkeit des Kellners. Sie tranken einen Gin mit Bitter Lemon am Tresen, ehe sie an ihrem Tisch Platz nahmen, dann bestellte Roy eine Flasche Wein.
    Nach zwei Gläsern Wein kam Marie, die inzwischen leicht beschwipst war, auf die Party zu sprechen.
    »Es ging ja bis Mitternacht«, sagte sie.
    »Wirklich? Ich bin gegen acht gegangen. Die gerieten da alle ziemlich außer Rand und Band …«
    »Ja, hab ich gehört«, sagte sie und beugte sich mit

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