Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer

Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer

Titel: Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Henry
Vom Netzwerk:
Wir können unseren Kreditrahmen nicht noch weiter aufstocken. Unsere laufenden Kosten sind schon hoch genug.«
    David sah sie an.
    Doch Chrissie schüttelte den Kopf. »Dein Gehalt reicht nicht dafür, David. Die Tilgungsrate ist jetzt schon gewaltig. Wir müssten verrückt sein, noch höher zu gehen, selbst wenn die Bank es bewilligen würde. Was ich bezweifle. Liest du denn keine Zeitungen?«
    Er wandte sich einen Moment lang ab, dann räusperte er sich verlegen. »Ich dachte, da es ja ein Notfall ist … könntest du doch einen der Waschsalons verkaufen.«
    Chrissie hob abwehrend die Hände. Sie tat überrascht, obwohl sie sich insgeheim schon die ganze Zeit gefragt hatte, wie lange es wohl dauern würde, bis er damit herausrückte. »O nein! Nein, nein und nochmals nein.«
    »Warum denn nicht? Das ist doch eine gute Investition! Diese Hütten behalten ihren Wert, selbst bei einer Rezession.«
    »Darum geht es nicht. Die Waschsalons haben nur zusam men einen Wert. Sie stützen sich alle gegenseitig. Sie sind wie ein Satz Spielkarten. Nimmst du eine heraus, bringst du das ganze System durcheinander.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    Chrissie biss sich auf die Zunge. Natürlich verstand er das nicht! Deshalb war er ja auch kein Geschäftsmann, sondern Angestellter.
    »Es ist einfach unsere Pflicht der Familie gegenüber«, fuhr David fort.
    »Blödsinn«, entgegnete Chrissie knapp. »Wir haben nur eine Verpflichtung gegenüber unseren Kindern, David, und wenn ich einen der Waschsalons verkaufe, dann höchstens, um ein Ferienhaus irgendwo im Süden zu kaufen, irgendwo, wo man das ganze Jahr hin kann. Aber doch nicht an der eiskalten englischen Westküste.«
    »Aber den Kindern gefällt es hier.«
    »Den Kindern gefällt es überall, wo es Wasser und andere Kinder zum Spielen gibt. Es geht hier nicht um einen Todesfall, David, sondern um eine ganz normale Angelegenheit.«
    Er sah sie ungläubig an. »Du bist echt ein richtig abgebrühtes Biest, weißt du das?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Wenn das heißt, dass ich nicht besonders sentimental bin, dann gebe ich dir recht.«
    David zitterte vor Aufregung. »Bedeutet dir die Familie wirklich so wenig?«
    Chrissie holte tief Luft. Offenbar war es an der Zeit, ein paar unbequeme Wahrheiten auszusprechen.
    »Deine Familie bedeutet mir so viel, wie ich ihr bedeute«, antwortete sie.
    David verdrehte die Augen. »Du hast schon immer diesen Tick gehabt, du wärst ihnen nicht gut genug.«
    »Nein, das stimmt nicht.« Chrissie spürte, wie sie wütend wurde. Sie wollte sich nicht auf diese Ebene begeben. Als Grahams Sarg in die Erde gelassen worden war, hatte sie auf einen Neuanfang gehofft. Aber anscheinend lebten seine Vorurteile in seinen Verwandten fort, und nun war sie nicht länger bereit, den Mund zu halten.
    »Ich habe nie daran gezweifelt, dass ich gut genug für dich bin. Es war dein Vater, dieses ignorante Schwein, dem ich von Anfang an nicht gut genug war, und er hat verdammt noch mal dafür gesorgt, dass ich das auch nicht vergesse, bis zu dem Tag, an dem er beerdigt wurde. Und ihr anderen habt ihm alle nach dem Mund geredet, habt gegrinst und getuschelt …«
    »Ich weiß nicht, wovon du redest.«
    »Ihr tut immer so, als wären gute Manieren das Wichtigste im Leben, und dabei seid ihr der rüpelhafteste Haufen, der mir je untergekommen ist! Ich wurde dazu erzogen, zu anderen Leuten freundlich zu sein. Aber du und deine Familie, ihr habt mir oft genug zu verstehen gegeben, dass ich nicht dazugehöre. Ich bin keine Milton, weil ich zu Hause keinen eigenen silbernen Serviettenring hatte, weil ich auf kein Scheißnobelinternat …«
    »Siehst du?«, fiel er ihr prompt ins Wort. »Du bist ordinär!«
    »Ich bin nicht ordinär, verflucht!« Sie hob einen Schuh auf und warf ihn nach ihm.
    Er richtete sich erschrocken auf. »Mein Gott, Chrissie!«
    »Du machst mich dermaßen wütend!«
    »Und du hast es gerade selbst bewiesen! Wenn du wirklich gut erzogen wärst, würdest du hier nicht herumschreien wie ein Marktweib und mich mit Schuhen bewerfen.«
    Chrissie riss sich zusammen. »Zumindest werde ich dir«, entgegnete sie, »bei meinem Tod keinen Schuldenberg hinterlassen. Welcher Mann lässt denn seine Frau mittellos zurück? Nur ein totaler Versager! Jedenfalls kein Gentleman.«
    Sie stand kurz davor, zu weit zu gehen. Sie spürte es. Chrissie schaute an die Decke, betete um die Kraft, nicht ausfallend zu werden. Aber David hatte sich schon aus dem Bett gerollt und

Weitere Kostenlose Bücher