Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer
rutschte ein Stück näher und legte den Arm um sie.
»Also, Abwechslung könnte ich auf jeden Fall gebrauchen.«
Mit einem gereizten Seufzer wand Chrissie sich aus seinem Griff. Sie würde ihm keine Ohrfeige verpassen. So viel Aufmerksamkeit hatte er nicht verdient.
»Phil, hör auf mit dem Theater, und red endlich Klartext! Willst du, dass ich die Hütte kaufe?«
Man musste ihm zugutehalten, dass er keine Sekunde mit der Antwort zögerte.
»Du weißt genau, es wäre das einzig Anständige. Keiner von uns anderen kann sie sich leisten.« Er sah ihr tief in die Augen. »Und vielleicht könnten wir zwei ja mal ein Wochen ende allein hier verbringen. Notwendige Reparaturarbeiten.«
»Ach, so nennst du das?« Chrissie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Gott, seine Arroganz kannte wirklich keine Grenzen. »Tut mir leid, aber mein ganzes Geld ist fest angelegt. Selbst wenn ich wollte, könnte ich die Hütte nicht kaufen.«
Er machte ein finsteres Gesicht. Wahrscheinlich überlegte er, ob sie ihn anlog.
Chrissie drückte ihre Zigarette aus. Sie hatte keine Lust, sich noch mehr von dem lüsternen Gelaber anzuhören. Was für ein armer Irrer! War das nun ein Versuch gewesen, sie um den Finger zu wickeln, oder war er tatsächlich eitel genug, zu glauben, dass sie nachts von ihm träumte?
Am nächsten Morgen gesellte sich Serena am Strand zu ihr. Sie saßen vor der Hütte in Liegestühlen, um sich herum Zeit schriften und Tuben mit Sonnenmilch, und behielten die Kinder ein bisschen im Auge. Abgesehen von Spike, für den Adrian die Verantwortung hatte, waren sie alt genug, allein am Strand herumzustromern, aber Chrissie hatte die ihren immer gern in Sichtweite.
Es war ein herrlicher Tag mit strahlend blauem Himmel, genug Wellengang zum Surfen und einer sanften Brise. Serena streckte die Beine aus und wackelte seufzend mit den Zehen.
»Das wird mir fehlen.«
»Es wird uns allen fehlen«, stimmte Chrissie ihr zu. »Aber wir sollten uns glücklich schätzen, dass wir das alles überhaupt so lange haben konnten.«
»Es ist eine Schande, es einfach so sausen zu lassen.«
»Jane wird eine Menge Geld für die Hütte bekommen. Sieh es doch mal von der Seite.«
Serena betrachtete ihre Fingernägel. Chrissie sah es regelrecht unter ihrem blonden Pony arbeiten, während sie überlegte, wie sie das Thema ansprechen sollte.
»Ich dachte … wir könnten vielleicht zusammenlegen. Dann würde die Hütte in der Familie bleiben.«
Chrissie gab sich große Mühe, sich ihren Unmut nicht anmerken zu lassen – wann hatten sie bloß alle diesen Familiensinn entwickelt? Sie würde es Serena nicht leicht machen.
»Und wie genau stellst du dir das vor?«
»Na ja, die drei Söhne zahlen jeweils ein Drittel. Das wären für jeden vierzigtausend Pfund. Es kann doch nicht so schwer sein, eine solche Summe aufzutreiben.«
»Also, für Adrian wäre es auf jeden Fall ein Problem. Und wir haben unseren Kreditrahmen auch ausgeschöpft. Ich weiß ja nicht, wie es bei euch beiden aussieht …«
Serenas babyblaue Augen verdüsterten sich. »Aber ich dachte … du wärst ziemlich wohlhabend?« Verlegen betrachtete sie ihre Hände. Ihre Wangen glühten. »Ich dachte, wir könnten uns das Geld vielleicht von dir leihen.«
Chrissie musterte ihre Schwägerin. Sie tat ihr leid, so wie sie an Philip gekettet war. Sie hatte nicht den Eindruck, dass Serena besonders eigenständig war. Ihre Aufgabe schien hauptsächlich darin zu bestehen, ihrem Ehemann zu dienen, dem großen Akademiker. Er hatte Serena garantiert nicht geheiratet, weil sie so eine Intelligenzbestie war, sondern wegen ihrer sanften, kätzchenhaften Schönheit. Er wollte keine ebenbürtige Partnerin, er wollte eine, die er herumkommandieren konnte, eine, die zu ihm aufblickte. Und Serena war eine willige Dienerin, soweit Chrissie das beurteilen konnte. Eine Beziehung nicht unähnlich der von Jane und Graham, dachte sie. Der Wüstling und der Fußabtreter.
»Hör zu, Serena. Ich weiß nicht, wie ihr alle auf die Idee kommt, ich hätte Geld wie Heu. Ich besitze ein paar Wasch salons. Hundertzwanzigtausend Pfund sind eine Menge Geld! Es tut mir leid, aber ich kann das nicht finanzieren.«
»Wir würden es ja zurückzahlen! Mit Zinsen.«
Chrissie schüttelte den Kopf. »Und mal abgesehen von allem anderen will ich keine vierzigtausend Pfund in diese Hütte investieren.«
»Aber wir haben doch so glückliche Zeiten hier verlebt!«
Chrissie sah sie fragend an. Was mochte Serena in
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