Fuer immer du
Jeder männliche Gast wurde von dem Mädchen hinter dem Tresen in ein Gespräch verwickelt. Immer wieder kicherte sie künstlich, warf ihr langes goldenes Haar zurück oder berührte ihr Gegenüber wie zufällig am Arm oder an der Hand. Ich stöhnte innerlich.
Ich hätte auch auf meine Jacke verzichten können, aber mein Handy war in der Innentasche und ich wollte unbedingt kurz mit Tom telefonieren. Es war Wochenende und Tom sollte doch endlich mal erreichbar sein.
Ich drehte mich genervt nach hinten, um mir einen Überblick über die Schlange der Wartenden zu verschaffen, und blickte in Adrians tiefblaue Augen.
Er schien mich gar nicht zu bemerken. Es war, als würde er , durch mich hindurchsehen. Von ihm kam keine Reaktion. Nichts, was zeigte, dass er mich erkannte. Er starrte einfach weiter an mir vorbei auf das Mädchen hinter dem Tresen. Und dabei strahlte er so viel Kälte aus, dass mein Magen krampfte.
Nervös knibbelte ich auf meiner Unterlippe herum. Schauer liefen über meinen Rücken. Es fühlte sich an, wie wenn man nachts durch verlassene Straßen läuft und das Gefühl hat, beobachtet zu werden. Ich weiß, anzunehmen, dass A drian mich auch nur eines Blickes würdigte, war absurd. Und trotzdem kribbelte mein Rücken als würden seine Augen sich hineinbohren. Wahrscheinlich lag es nur daran, dass jede Faser meines Körpers sich bewusst war, dass er hinter mir stand.
»Du willst doch nicht schon gehen?«, flüsterte mir jemand ins Ohr. Warmer Atem strich über meinen Nacken und jagte mir einen Schauer über den Rücken. Hastig wich ich einen Schritt zurück und prallte gegen den behelfsmäßigen Tresen, der gefährlich zu wackeln begann. Die Blondine warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu, bevor sie sich wieder dem jungen Mann widmete, der ihr neuestes Opfer war.
Sam lächelte mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Du schuldest mir noch einen Tanz.«
»Schulde ich dir?«, fragte ich neckisch, denn ich war mir nur allzu bewusst, dass Adrian jedes Wort mitbekam. War ich wirklich so dumm, mir zu erhoffen, dass ein Flirt mit seinem Bruder irgendeine Reaktion in ihm hervorrufen würde?
Das tat es nämlich augenscheinlich nicht. Adrian musterte ung erührt weiter die Bedienung, die wahrscheinlich nie begreifen würde, weswegen man sie hinter den Tresen gestellt hatte.
»Ja. Du hast mit Adrian getanzt. Du musst zugeben, dann steht mir auch ein Tanz zu.« Sam hatte die Hände in den Taschen seiner Jeans vergraben und legte den Kopf abwartend schief.
»Ich habe nicht freiwillig mit ihm getanzt«, sagte ich entrüstet. Auf keinen Fall würde Sam mich dazu bringen, noch einmal den Boden meiner Schande zu betreten.
»Gut, wenn man dich zwingen musste, mit ihm zu tanzen, besteht noch Hoffnung für mich.«
Ich schluckte und wandte mich ab, als ich die Hitze in mein Gesicht steigen spürte. Eigentlich war ich im Umgang mit dem anderen Geschlecht kein bisschen schüchtern. Wie auch, ich hatte die letzten Jahre in einem Haus voll mit Männern verbracht. Da war man nicht gerade zaghaft mit mir umgesprungen. Aber Sams direkte, offene Art – wie er gar nicht versuchte, zu verstecken, was er von mir wollte – verunsicherte mich. Mir verschlug es regelrecht die Sprache.
Adrian sah mich jetzt an, aber nicht so, wie ich gehofft hatte – eifersüchtig, interessiert -, sondern voll Zorn. Er wirkte, als wolle er seinem Bruder oder mir die Finger um den Hals legen. Als überlege er sich gerade, wie er am effektivsten einen Keil zwischen uns treiben konnte.
»Also, was ist nun mit meinem Tanz?« Sam wackelte mit den Augenbrauen und stieß mich mit der Schulter an.
Ein Ruck ging durch Adrians Körper, sein Arm schoss an mir vorbei, packte Sam am Kragen seines Shirts und dann zerrte er ihn zur Tür heraus. Ich konnte ihnen nur verdutzt hinterherschauen.
»Deine Nummer!« Jemand stupste mich ungeduldig an. Ich warf dem Typen hinter mir einen wütenden Blick zu. Die ganze Zeit unterhält sich Blondchen mit jedem Mann in der Schlange und keiner stört sich daran, aber wehe eine durchschnittliche Schwarzhaarige ist für Sekunden abgelenkt … Ich reichte der Bedienung den kleinen Chip, den ich vorhin bekommen hatte, als ich meine Jeansjacke abgegeben hatte.
Vor den Zelten war fast genauso viel los wie darin. Während ich darauf wartete, dass mein Handy hochfuhr und ich meine Pin eintippen konnte, lief ich langsam um die Zelte herum zur Rückseite, wo es hoffentlich ruhiger war.
Es war kühler geworden und ich s og
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