Fuer immer du
du nicht. Du bist etwas Besonderes«, hatte er ihr erklärt, aber sie hatte ihm nicht glauben wollen.
Mit den Gedanken an seine Rückkehr, kamen auch die Erinnerungen an seine Schuld zurück. Eine Schuld, die schwer auf ihm lastete. Eine Schuld, die er nie wieder gutmachen konnte. Wenn er dieses Mal heimkehren würde, würde man ihm einen neuen Partner zur Seite stellen. Einen neuen Bruder, den er bei nächstbester Gelegenheit im Stich lassen konnte. Die Bilder, wie Samuel gefangen genommen wurde und in die Finsternis gezogen wurde, schlugen über ihm zusammen. Adrian stöhnte.
Viele Jahrhunderte lang waren sie untrennbar gewesen, hatten füreinander eingestanden und dann hatte er, Adrian, einfach zugesehen, wie sie ihn verschleppten. Samuel war zurückgekehrt, doch konnte man ihm noch vertrauen? Noch niemals war ein Krieger des Lichts aus der Dunkelheit zurückgekehrt. Noch niemals hatte ein Krieger sich aus der Gefangenschaft befreien können. Hatte Samuel seine Freiheit erkauft? Wenn er für die andere Seite arbeitete, war Anna in noch größerer Gefahr, als Adrian gedacht hatte. Aber würde Samuel das wirklich tun? Sie alle verraten?
Anna lief über den kleinen Bootsanlegesteg und setzte sich auf die Picknickdecke neben ihre Amme. Die alte Dame mit dem unverwechselbaren bulgarischen Akzent und der guten Seele, die Tag für Tag gemeinsam mit Anna Bedürftige mit Essen versorgte. Schon einige Zeit deckte sie ihre heimlichen Treffen, so sehr liebte sie Anna, dass sie ihr die Momente vollkommenen Glücks nicht verwehren konnte. Dabei war Vollkommenheit etwas anderes. Je mehr Zeit Anna und Adrian zusammen verbrachten, desto schlimmer würde die Trennung werden. Sie war jetzt schon kaum bereit, mit ihrem Vater ihre Hochzeit zu planen.
Immer öfter stritten sie sich deswegen. Doch ihr Vater war besessen von der Heirat. Er hatte Angst, er könnte sterben und Anna würde ohne Schutz zurückbleiben. Dabei müsste er sich um seinen Tod nicht so viele Gedanken machen, wenn er endlich sein Laster ablegen und weniger trinken würde.
Wenige Augenblicke gab Adrian sich der Hoffnung hin, dass er doch bleiben konnte. Und wer könnte sie besser beschützen als er? Nur war das, was er für sie empfand verboten. Er durfte so nicht fühlen. Nein, er musste gehen. Er würde sie sonst beide in Gefahr bringen.
A drian löste sich aus den Schatten der Eiche und schritt langsam auf die Frau zu, die sein Herz schneller schlagen ließ. Auf seinem Gesicht ein Lächeln, das nicht zu der Verzweiflung in seinem Inneren passte.
Das Knattern eines Motorrades ließ mich hochschrecken. Ich hatte mich am Nachmittag mit einer Decke und einem Buch auf Katies Weide ausgestreckt und war eingeschlafen. Erschrocken blickte ich mich nach dem Störenfried um. Katie graste friedlich neben mir, warf mir einen kurzen Seitenblick zu und zupfte dann weiter Gras aus der sowieso schon spärlich gewordenen Wiese.
Das Motorrad hatte neben der Weide gehalten. Eine Harley, wie ich jetzt erkannte. Jemand in einer engen Lederhose und einem weißen Baumwollshirt stieg von der Maschine und kam herüber zu mir. Da ich niemanden mit einem Motorrad kannte, nahm ich an, dass er nach dem Weg fragen wollte. Ich richtete mich weiter auf, in Erwartung der Frage, die mir der Fahrer würde stellen wollen. Es passierte nicht selten, dass sich Touristen nach Linden verirrten.
Der Motorradfahrer blieb neben mir stehen und nahm seinen Helm ab. Es war Sam, der mir ein strahlendes Lächeln schenkte. Er setzte sich einfach neben mich auf die Decke und streckte seine Beine aus, sodass sie fast meine berührten. Ich rückte ein Stück von ihm ab und hoffte, er würde denken ich tat das, um ihm mehr Platz zu machen. Aber mir war einfach diese Nähe unangenehm. Nicht, weil ich Sam nicht mochte oder nicht attraktiv fand, ich hatte nur einfach das Gefühl, dass es nicht richtig war, ihn zu nahe an mich heranzulassen.
Katie machte sich schnaubend auf die andere Seite davon. Feigling, schickte ich ihr in Gedanken hinterher.
»Ich war unterwegs zum Starnberger See. Habe gehört, dort soll es schön sein«, sagte Sam und seine dunklen Augen funkelten mich an. Er riss einen Grashalm ab und steckte ihn sich zwischen die Lippen, was ziemlich sexy wirkte.
Noch während ich darüber nachdachte, ob er darauf wartete, dass ich etwas antworten würde, fuhr er schon fort.
»Ich habe deinen Opa heute kennengelernt. Ein netter alter Herr. Er plaudert gerne.« Sam kaute weiter auf seinem Halm und
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